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Wie finde ich meinen Platz im Leben und Glauben?

Ihren Platz im Leben und im Glauben zu finden, das fällt manchen Menschen schwer. Der erfolgreiche schwedische Autor und Redner Tomas Sjödin fuhr bis nach Indien, um schließlich seine Heimat in einer Gemeinde in Göteborg zu finden. Im Gespräch erzählt er von Aufbrüchen, Zweifeln und warum ihm das Gebet so wichtig ist.

Was bedeutet „ein Platz im Leben“ für dich?

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Thomas Sjödin: Das deutsche Wort „Heimat“ trifft es ganz gut. Heimat meint nicht nur einen geografischen Platz, sondern einen Seelenort. Ein Platz, an dem man sich verständlich machen kann, ohne viel sagen zu müssen. An dem man gesehen wird, ohne sich ständig bemerkbar machen zu müssen. Es ist nicht unbedingt ein Arbeitsplatz, ein Platz, an dem du etwas tust, sondern ein Platz, an dem du zutiefst verstanden wirst. Das Tun ist oft mit dem Gefühl verbunden, dass ich am richtigen Platz bin. Damit meine ich: Habe ich hier die Gelegenheit, das zu geben, was mir gegeben wurde? Gibt es hier jemanden, der meine Gaben sieht und in Anspruch nimmt? Wenn nicht, dann fühle ich mich nicht am richtigen Platz.

Gibt es nur einen Platz für jeden Menschen?

Du trägst den Platz in dir und nimmst ihn mit. Ein Mensch, der seine Berufung und seine Gaben kennt, wird diese sowohl in Afrika als auch in Sibirien einsetzen. Der Ort kann wechseln. Aber du trägst dein tiefstes Ich mit dir. Auch das kann sich im Lauf des Lebens verändern. Was ich mit 16 wichtig finde, ist nicht dasselbe wie das, was mir mit 60 wichtig ist.

„Wenn ich bete, gleiche ich mein Leben mit Gott ab“

Wie kann ich meinen Platz im Leben finden? 

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Tomas Sjödin (Foto: D. Wildraut)

Der erste Schritt besteht darin, dass du dein Leben abgleichst mit deinen tiefsten Bedürfnissen. Bevor du losrennst, um die Welt zu retten oder um superwichtige Dinge zu tun, musst du in dich hineinhören: Wozu bin ich berufen? Welche Gabe hat Gott in mein Leben gepflanzt? Ich habe schon zu viele Menschen erlebt, die einfach losgehen und Dinge tun, und nach kurzer Zeit sind sie ausgebrannt und enttäuscht. Für mich ist das Gebet entscheidend und unverzichtbar. Wenn ich bete, gleiche ich mein Leben mit Gott ab. Es ist das Beste, womit man seinen Tag beginnen kann – wenn es möglich ist.  Der erste Schritt besteht darin, genau hinzuhören und sich nicht auf oberflächliche Gefühle zu verlassen. Wenn du nur Dinge tust, die sich für dich gut anfühlen, dann wirst du schnell enttäuscht sein. Unter den oberflächlichen Gefühlen hast du ein tieferes Wollen und Sehnen, das Gott in dein Leben gepflanzt hat. Versuche, darauf zu hören und dem nachzugehen!

Und was ist dann der nächste Schritt?

Es ist wichtig, dass ich über meine Träume und Sehnsüchte mit jemandem rede. Dafür brauche ich keine Organisation, das kann ich mit meinem Freund machen. Ich habe das schon oft erlebt in den Gesprächen, die wir in meiner Kirche mit Mitarbeitern führen. Wenn Menschen über das reden, was sie bewegt und sich selbst darüber reden hören, dann passiert oft etwas mit ihnen. Das ist der zweite Schritt.

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Und der dritte?

Beginne damit, etwas zu tun, das dir wichtig ist. Versuche eine Umgebung zu finden, in der du deine Begabung einsetzen kannst. Das sind meine ersten drei Schritte: Hör hin, rede darüber, gehe einen kleinen Schritt.

Du hast deinen Platz in der Smyrna-Kirche in Haga gefunden, einem Stadtteil von Göteborg. Du bist dorthin als Pastor zurückgekehrt, nachdem du viele Jahre als Autor und Redner unterwegs warst. Wie konntest du so sicher sein, dass dort der richtige Platz für dich ist?

Ich wusste es einfach. Es war nicht der Ort, nach dem ich mich gesehnt hatte. Manchmal musst du einfach etwas tun, von dem du weißt, dass es richtig ist – unabhängig von deinen Gefühlen. Ich hatte vorher eine tolle Karriere als Autor und Redner. Ich konnte gut davon leben. Aber etwas arbeitete in mir, lange bevor ich die Anfrage von der Smyrna-Kirche bekam. Es hatte etwas mit Berufung zu tun. Und ich wusste: Das ist das, was ich tun soll. Dafür bin ich da. Es war ein Prozess des Hinhörens. Und ich musste sehr genau hinhören. Das fällt mir nicht leicht. Ich bin mehr ein Hochgeschwindigkeitstyp … Aber vielleicht war es das regelmäßige Hinhören, das es mir ermöglichte, wirklich etwas von Gott zu hören.

Wenn ich gefragt werde, ob ich eine Aufgabe übernehme – wie kann ich entscheiden, ob es richtig oder falsch ist, das zu tun?

Manchmal ist es einfach notwendig, eine Aufgabe zu übernehmen. In unserer Kirche ist es das Putzen. Das muss einfach gemacht werden. Es gibt niemanden mit einer besonderen Berufung fürs Putzen. Also helfen alle mit. Aber du musst aufpassen, dass nicht dein ganzes Leben von solchen Verpflichtungen getrieben wird. Man wird ja für alles Mögliche angefragt. Und wenn du zu allem Ja sagst, weil du loyal und hilfsbereit sein willst, musst du bald zum Psychologen gehen, weil du ausgebrannt bist. Sag manchmal Ja, um anderen zu helfen. Aber hier muss es ein Umdenken unter den Leitern und Verantwortlichen geben. Sie müssen mit den Menschen reden, um deren Träume und Berufungen kennenzulernen. Und nicht, um die offenen Aufgaben zu verteilen.

Du schreibst auch über einen Platz im Glauben. Gibt es da einen festen Platz? Verändert sich der Glaube nicht ständig?

Ja, du hast die Frage schon selbst beantwortet. Der Glaube verändert und entwickelt sich ständig. Aber es gibt einen Ort nah an Gottes Herzen. Dieser Ort verändert sich nie. Dein Leben kann sich verändern, deine Aufgaben können sich verändern, deine Herausforderungen können sich verändern. Aber wenn du die Beziehung zu Gott lebendig hältst – dieser Platz verändert sich nicht, weil sich Gott niemals verändert.

„Du musst manchmal zweifeln, um das Bild klarzubekommen.“

Die Art und Weise, wie du den Glauben lebst und erlebst, ist immer in Bewegung. Vieles verändert sich durch Zweifel. Manchmal fühlt es sich so an, als sei Gott weit weg. Aber oft liegt es nur daran, dass wir ihn aus einer anderen, neuen Perspektive sehen. Aber nach einer Zeit merkst du: Auch so kann ich Gott sehen. Auch hier ist Gott.

Wie können Zweifel helfen, seinen Platz im Glauben zu finden?

Der Zweifel ist ein Werkzeug, um herauszufinden, was nicht wahr oder nicht wichtig ist. Und er hilft zu klären, wofür es sich wirklich lohnt zu glauben und zu leben. Ich denke, dass jeder Mensch Zweifel braucht, um im Glauben zu wachsen. Du musst manchmal zweifeln, um das Bild klarzubekommen und das festzuhalten, was gut ist. In einer Gemeinschaft, in der es erlaubt ist, Fragen über den Glauben zu stellen, ist genug Raum für die Menschen, um zu wachsen. Das ist gut für ihr geistliches Leben.

Aber es gibt auch Menschen, die beim Zweifeln stehenbleiben …

Ja, es ist einfach, das ganze Leben lang dabei stehen zu bleiben. Solche Menschen fordere ich heraus: Werde erwachsen!

Du hast eine Reise auf den Spuren des Jüngers Thomas gemacht – bis nach Indien. Was hast du von ihm gelernt?

Das Wichtigste, was ich gelernt habe: Zweifel besteht zu 90 Prozent aus Einsamkeit und zu zehn Prozent aus Fakten, die nicht zusammenpassen. Zweifeln ist weniger eine intellektuelle Frage. Die meisten Leute zweifeln, weil sie das Gefühl haben, dass sie in einer Gruppe von Gläubigen die einzigen sind, die so denken. Sie finden keinen Ort, an dem ihr Glaube wachsen kann. Sie glauben nicht so, wie es die anderen tun. Und deshalb fühlen sie sich einsam. Und was ich noch gelernt habe: Das Mutigste, was du machen kannst, ist, du selbst zu sein. Und wenn Gott dich zu etwas beruft – auch wenn es absolut verrückt ist – dann geh! Weil Gott auf dich aufpassen wird. So wie er auf Thomas aufgepasst hat, als der mit dem Schiff nach Indien gefahren ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Bettina Wendland für die Zeitschrift Family


In seinem Buch „Wo du richtig bist“ schreibt Tomas Sjödin über seine Reise auf den Spuren des Jüngers Thomas, der den christlichen Glauben nach Indien brachte. Sjödin gibt in diesem Buch viele Anregungen, wie man seinen Platz im Leben und im Glauben finden und an Zweifeln wachsen kann.

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