In Pakistan ist nur zwei Tage nach dem Mord an dem Minister für religiöse Minderheiten erneut ein Mann wegen angeblicher Gotteslästerung auf offener Straße erschossen worden.

 Wie die Zeitung «Dawn» am Samstag berichtete, wurde der Tagelöhner Mohamed Imran an einer Bushaltestelle außerhalb der Stadt Rawalpindi von drei unbekannten Männern getötet. Imran war erst vor zwei Wochen aus der Haft entlassen worden. Er war im April 2009 wegen Verdacht auf Prophetenbeleidigung ins Gefängnis gekommen. Mitte Februar kam er wieder frei, nachdem es der Staatsanwaltschaft nicht gelungen war, die Verdachtsmomente zu erhärten. Hintergrund der Strafanzeige sollen persönliche Rachegründe sein.

 Am Mittwoch war Pakistans Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, unweit seiner Wohnung in der Hauptstadt Islamabad erschossen worden. Der 42-jährige Katholik war der einzige Christ in der Regierung. Bhatti ist der zweite prominente Politiker in zwei Monaten, der ermordet wird. Er hatte Pakistans harsches Blasphemie-Gesetz kritisiert. Anfang Januar wurde der einflussreiche Gouverneur Salman Taseer von seinem eigenen Leibwächter erschossen, weil er für eine Änderung des Gesetzes war. Das Blasphemie-Gesetz sei «ein schwarzes Gesetz», hatte er zuvor erklärt.

 Menschenrechtsorganisationen fordern seit langem eine Revision der entsprechenden Paragraphen, wonach Gotteslästerung mit dem Tode bestraft werden kann. Meist sind es banale Streitigkeiten zwischen Nachbarn, die der wahre Anlass sind, kritisieren sie. Im November 2010 war die 45-jährige Christin Asia Bibi zum Tod am Galgen verurteilt wurde, weil sie sich abfällig über den Propheten geäußert haben soll. Sie bestreitet die Vorwürfe. Die beiden ermordeten Politiker hatten sich für eine Begnadigung der fünffachen Mutter eingesetzt.

(Quelle: epd)