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Papst Benedikt XVI.: Nicht allein auf menschliche Fähigkeiten setzen

Der Vatikan hat am Dienstag die mit Spannung erwartete
Sozialenzyklika von Papst Benedikt XVI. veröffentlicht.

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In dem Rundschreiben «Caritas in veritate» («Liebe in Wahrheit») geht das Kirchenoberhaupt auf die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise ein. Zur Steuerung der Weltwirtschaft und zur Bewältigung der Krise sei eine «echte politische Weltautorität» gefordert, schreibt Benedikt.

«Die Krise verpflichtet uns, uns neue Regeln zu geben», heißt es in dem Dokument. Für ein ordentliches Funktionieren brauche die Wirtschaft die Ethik. Ein Markt, der auf das «Prinzip der Gleichwertigkeit der getauschten Güter» verkürzt wird, sei nicht in der Lage, für den sozialen Zusammenhalt zu sorgen, «den er braucht, um gut zu funktionieren», mahnt das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Von der neuen Sozialenzyklika geht nach Ansicht von Erzbischof Robert Zollitsch ein Aufruf zum Umdenken aus. Das dritte Lehrschreiben von Benedikt XVI. sei ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Globalisierungs- und Gerechtigkeitsdebatte, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Die Veröffentlichung einen Tag vor Beginn des G-8-Gipfels mache die Dringlichkeit deutlich.

In sechs Kapiteln stellt der Papst in der Enzyklika die katholische Lehre über ganzheitliche Entwicklung dar, die demnach nur auf der Grundlage des als Wahrheit angesehenen christlichen Glaubens möglich ist. Dabei behandelt er Themen wie Gerechtigkeit und Gemeinwohl, Entwicklung, Migration, Umweltschutz, Sexualität und Bevölkerungswachstum in einem angesichts vorangegangener Sozialenzykliken veränderten Umfeld. Benedikt fordert darin zugleich mehr Einfluss für internationale Organisationen.

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Benedikt betont in seiner dritten Enzyklika den Zusammenhang von christlicher Wahrheit und Liebe als Grundlage für solidarisches Handeln und Entwicklungshilfe. Ohne Glauben an Gott kann es demnach keine positive Entwicklung geben. Er warnt er vor einer «technokratischen Ideologie», die allein auf die Fähigkeiten der Menschen setze.

Der Kampf gegen den Hunger ist nach Auffassung des Papstes nicht nur im Interesse armer Menschen. Zur Sicherung von Demokratie sei er unerlässlich. Das Kirchenoberhaupt widerspricht Theorien, wonach die Weltwirtschaft nur funktionieren könne, wenn breite Schichten unterentwickelt blieben. Mit Bezug auf Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt bezeichnet Benedikt wachsende Mobilität als Chance aber auch als Risiko. Sie hindere junge Menschen vielfach daran, Familien zu gründen. Ferner beklagt er den sinkenden Einfluss von
Gewerkschaften. Diese müssten sich in einer globalisierten Welt jedoch zunehmend auch um die Interessen von Arbeitnehmern in Entwicklungsländern kümmern.

Besonderes Augenmerk legt die Enzyklika auf Umweltschutz und Energiepolitik. «Das Aufkaufen der nicht erneuerbaren Energiequellen durch Staaten, Gruppen und Unternehmen stellt ein schwerwiegendes Hindernis für die Entwicklung der armen Länder dar», heißt es in der Enzyklika. Die Entwicklungsländer verfügten weder über Mittel, um sich Zugang zu nicht erneuerbaren Energiequellen zu verschaffen, noch könnten sie die Suche nach neuen und alternativen Quellen
finanzieren.

Umwelt- und Klimaschutz erfordert nach Überzeugung des Papstes mehr gemeinsames Handeln «in Solidarität mit den schwächsten Regionen». Ökologie dürfte jedoch nicht zur Vergötterung der Natur führen, die die Zentralität des Menschen außer Acht lasse.

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Der Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Martino, beklagte bei der Vorstellung des Dokumentes einen «militanten Laizismus». Dieser tendiere dazu, die Religion zu einer Zeit aus der Öffentlichkeit zu verbannen, in der sie wieder eine größere Rolle spiele. Der Präsident des Päpstlichen Wohlfahrtsrats «Cor Unum», Kardinal Paul Josef Cordes, verwies auf ein auch unter Katholiken verbreitetes «Missverständnis», das die Kirche säkularisiere und nur als politischen Akteur sehe. Die katholische Soziallehre könne nicht das «Werk der Evangelisierung» ersetzen. Ohne ihre christlichen Grundlage drohe die Soziallehre zu einer Ideologie oder einem «seelenlosen politischen Manifest» zu werden, warnte der deutsche Kurienkardinal.

(Quelle: epd)

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