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Positionspapier: Rheinische Kirche lehnt gezielte Muslim-Mission ab

Die Evangelische Kirche im Rheinland spricht sich in ihrer Arbeitshilfe „Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen“ gegen eine strategische Islammission aus. Dies widerspreche dem Geist und Auftrag Christi. Tatsächlich hat auch die Arbeitshilfe selbst bereits Widerspruch hervorgerufen.

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Eine Begegnung mit Muslimen in Konversionsabsicht bedrohe den innergesellschaftlichen Frieden, schreiben die Autoren und sei „entschieden abzulehnen“. Verwiesen wird auf historische Beispiele wie die Kreuzzüge, bei denen „Mission schrecklich falsch verstanden wurde“. Die Autoren rufen dazu auf, neu darüber nachzudenken, wie der sogenannte Missionsbefehl von Jesus in einer modernen, multireligiösen Gesellschaft verstanden werden könne. Der Aufruf Jesu im Matthäusevangelium, alle Völker zu Jüngern zu machen, könne nicht bedeuten, dass jede Begegnung mit Menschen anderer Religion grundsätzlich deren Bekehrung zum Ziel habe. Diese Lesart habe sich erst im 19. und 20. Jahrhundert durchgesetzt (S. 15).

Kein christlicher Absolutheitsanspruch?

Die Autoren gehen noch einen Schritt weiter, indem sie im Abschnitt „Biblisch-theologische Erwägungen zum Dialog“ den Absolutheitsanspruch des Christentums in Frage stellen. Auf Seite 11 fordern sie: „In gleicher Weise ist es an uns Christen zu fragen, ob die Offenbarung in Jesus Christus notwendig bedeutet, dass Gott eine Beziehung zu Menschen aller anderen Religionen an ein ausdrückliches Bekenntnis zu Christus bindet.“ Weiter heißt es: „Deshalb ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass auch Wahrheitsansprüche in den anderen Religionen, die dem christlichen Glauben widersprechen, und auch solche außerhalb religiöser Gemeinschaften ihre Berechtigung haben können.“ (S. 12). Trotzdem hätten Christen den Auftrag, „in ihrem Handeln Zeugnis darüber abzulegen, was ihren Glauben trägt“ (S. 16). Inhaltliche Differenzen im Dialog mit Muslimen (und Juden) müssten dabei ausgehalten werden: „Während Christen bekennen, dass sich der Gott Israels in Jesus Christus offenbart hat, können Juden und Muslime dies nicht mitvollziehen“ (S. 16).

Die Arbeitshilfe betont an vielen Stellen die Notwendigkeit des Dialogs. Dieser sei in einer multireligiösen Gesellschaft zwingend notwendig. Gleichzeitig kritisieren die Autoren, dass es nicht nur in anderen Teilen der Welt, sondern auch in Deutschland „fundamentalistische Gruppierungen“ gebe, Muslime und Christen, die den Dialog verweigerten. „Meistens stehen dahinter fundamentalistische Ansprüche, im Alleinbesitz der Wahrheit zu sein“ (S. 22). Diese Haltung sei ein „Verrat an jener transzendenten Macht, für die sie eifern.“

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„Jesus oder Mohammed, das ist nicht einerlei“

Hans-Hermann Pompe, Leiter des Zentrums „Mission in der Region“ der EKD in Dortmund, äußerte sich gegenüber der „Welt“ kritisch über die Arbeitshilfe. Zwar halte auch er eine „vertiefte Weggemeinschaft von Christen und Muslimen“ für nötig, „um den Frieden in unserer Gesellschaft zu stärken“, die Uminterpretation des Missionsbefehls halte er jedoch für „weder überzeugend noch biblisch“. Es sei nicht einerlei, ob man sich nach Jesus oder Mohammed richte. Der Wert des Zusammenlebens und des Dialogs werde in der Arbeitshilfe stark betont, der Wert von Mission dagegen nicht. Er vermisse einen Hinweis darauf, „wie wichtig es ist, für die Schönheit des christlichen Lebenskonzeptes zu werben.“

„Jesus hat uns einen Befehl zur Mission erteilt. Es ist also unsere Aufgabe, anderen die Realität Gottes anzubieten“, hatte Pompe in einem früheren Interview mit der „Welt“ erklärt. Klar sei jedoch, dass liebevoll und sanft geworben werden müsse. „Mission muss immer wertschätzen und darf niemanden schlechtreden. Aber sie darf neugierig machen.“

Missionarischer Verhaltenskodex

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Bereits 2011 hatten die Katholische Kirche, der Ökumenische Rat der Kirchen und die Weltweite Evangelische Allianz gemeinsam einen „missionarischen Verhaltenskodex“ verabschiedet. In diesem wird jede Form der Zwangsmission abgelehnt, psychischer Druck, Überredungsversuche und Bestechung verurteilt. „Wenn es der rheinischen Kirche also nur darum gegangen wäre, Missionaren unfaire Tricks auszutreiben, hätte sie das Kind nun wohl mit dem Bade ausgeschüttet“, kommentierte Till-Reimer Stoldt das Arbeitspapier in der „Welt“. „Denn missioniert würde ja gar nicht mehr, wenn es nach dem Willen der zweitgrößten evangelischen Kirche Deutschlands ginge.“

Tatsächlich hat sich die EKD in den vergangenen 20 Jahren mehrmals intensiv mit dem Thema Mission beschäftigt. Auf ihrer Synode in Leipzig 1999 verabschiedete sie den Satz: „Wir setzen das Glaubensthema und den missionarischen Auftrag an die erste Stelle“. Vor vier Jahren unterstrich der evangelische Theologieprofessor aus Greifswald, Michael Herbst, auf einer EKD-Tagung, kirchliche Führungskräfte sollten sich nicht nur als „Verwalter des Vorhandenen“, sondern auch als „Unternehmer in Sachen Mission“ sehen. „Der Wunsch zu wachsen muss das Markenzeichen von missionarischer Volkskirche sein“, so der Theologe.

„Glauben in Wort und Tat leben“

[Update] Als Reaktion auf die Arbeitshilfe erhält die Rheinische Kirche laut Oberkirchenrätin Barbara Rudolph zurzeit viele Anfragen, ob die Kirche nun die Mission ganz aufgebe. Das, so Rudolph, sei aber nicht der Fall: „Uns geht es nicht um ein Ende der Mission, auch nicht im Hinblick auf muslimische Bürger.“ Vielmehr gehe es um einen modernen Missionsbegriff.

„Wir plädieren stark dafür, dass Christen ihren Glauben in Wort und Tat leben“, betonte die rheinische Oberkirchenrätin. Christen sollten ihren Glauben so leben, „dass andere neugierig sind auf den Gott, an den wir glauben“. Partnerkirchen aus anderen Ländern hätten bei Besuchen den Eindruck gewonnen, dass dies in Deutschland viel zu zaghaft passiere. „Ich kenne Muslime, die haben noch nie einen Christen betend gesehen oder gehört, welche Bibelstelle fürChristen wichtig sind“, sagte Rudolph.

Wie die evangelische Nachrichtenagentur „idea“ gemeldet hat, war der Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der rheinischen Kirche, Pfarrer Christoph Nötzel (Wuppertal), in die Erarbeitung der Broschüre nicht einbezogen. Gegenüber „idea“ zeigte der Theologe dafür wenig Verständnis: „Bei einem solchen Papier, dass unser Missionsverständnis entscheidend betrifft, sollten die eigenen missionarischen Dienste eingebunden sein.“ Der Begriff der „Bekehrung“ werde in der Arbeitshilfe abwertend behandelt, der Missionsauftrag im Sine eines inklusiven Gesellschaftsverständnisses uminterpretiert. Die Verkündigung Jesu werde auf ihre Ethik reduziert, zwischen Koran und Bibel kaum noch unterschieden, kritisierte Nötzel.

Link: Arbeitshilfe „Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen“ der Ev. Kirche im Rheinland

 

(Quelle: Mit epd-Material)

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