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proChrist live – Real statt digital oder: „Es ist mein Herzblut“

Licht aus. Spot an. Es ist proChrist-Abend in der Evangelischen Kirchengemeinde Velbert-Nierenhof. Moderator Rüdiger Jope steht auf der Bühne vor einem großen Holzkreuz. Jope stellt Menschen vor, die durch proChrist zum Glauben gekommen seien, kündigt den eingeladenen Evangelisten an und freut sich über die Musikacts. Spot aus. Jope eilt von der Bühne und spricht mit uns über seine Gänsehautmomente während des Auftritts.

Jesus.de: Rüdiger, deine Gemeinde richtet proChrist in Nierenhof-Velbert aus – mit einem eigenen Programm und ohne Übertragung des Live-Programms aus Leipzig – warum? Was macht „euer“ proChrist aus?

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Rüdiger Jope: Bei uns ist alles Self-Made: Real statt Digital. Wir haben einen eigenen Evangelisten eingeladen, es spielen Bands aus der Gemeinde, der Umgebung. Wir interviewen Leute aus unserer Gemeinde. In diesem Jahr erzählte eine Frau, wie sie bei der letzten proChrist-Veranstaltung zum Glauben gekommen ist. Sie geht jetzt in einen Hauskreise und ist sogar in die Mitarbeit hineingewachsen. Tagsüber steht sie als Verkäuferin hinter dem Tresen. Bei uns sprechen Menschen, denen man auch im Alltag über den Weg läuft. Das finde ich sehr authentisch und lebensnah. Wir versuchen unseren eigenen Stil für unseren Ort zu finden. Und das kommt an. Deswegen ist bei uns die Hütte voll. Man spürt: Da gibt es nicht nur etwas aus der Konserve. Das ist echt.

Hatte die Frau, die bei euch zum Glauben gekommen ist, vorher nichts mit Kirche und Gemeinde zu tun?

Nein. Diese Frau hat ihre Kinder gerne bei uns in der Jugendarbeit „geparkt“. Über diese Verbindung zur Jugendarbeit hat sie bei einer Kindermusical-Woche mitgeholfen. Die Eltern der Kinder, die bei dem Musical mitgemacht haben, haben wir ganz bewusst zu proChrist eingeladen. Außerdem haben ihre Freundinnen gesagt: „Komm, wir gehen da mal hin“ und so ist sie in die Sache hineingerutscht. Ganz nach dem Motto „Belonging and Believe“.

Moderator Rüdiger Jope auf der Bühne von PROCHRIST der Ev. Gemeinde Nierenhof (Bild: privat)

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Jetzt ist Halbzeit. Wie ist eure proChrist-Woche bisher verlaufen?

Wir hatten am Mittwoch einen richtig packenden Abend: Viele Besucher, viele Lacher. Das hat mich sehr gefreut, denn ich wachte in der Nacht vorher um 2.31Uhr auf. Plötzlich hatte ich die Eingebung. Und obwohl wir in den letzten Wochen intensiv an dem Programm gearbeitet hatten, kam mir plötzlich die Eingebung: Ich muss was verändern. Ich bin dann um halb sechs aufgestanden und hab meine Moderation innerhalb von 20 Minuten umgeschrieben. Gestern Abend stand ich im Scheinwerferlicht und ich spürte: Es hat die Leute gepackt. Es fühlte sich richtig gut an. Man hörte die sprichwörtliche Stecknadel auf den Boden fallen. Und es war ein geniales Miteinander. Unser Evangelist Heinz Spindler konnte punktgenau an meine Moderation anknüpfen – alles war wie aus einem Guss. Ich hatte zeitweise selber Gänsehaut. Ich spürte viel Adrenalin in mir.

Wie waren die Reaktionen der Gäste auf den Abend?

Ein Mann aus unserer Gemeinde hat mich hinterher in den Arm genommen und gefühlte 30 Sekunden lang gedrückt und gesagt: „Ich bin so berührt von diesem Abend! Danke.“

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In diesem Jahr setzt sich proChrist mit dem Glaubensbekenntnis unter dem Motto „Unglaublich“ auseinander – wie setzt ihr das Thema um?

Das diesjährige Motto und das Material dazu haben mich in diesem Jahr alles andere als überzeugt. Das Glaubensbekenntnis ist etwas Komplexes, das nicht in die Evangelisation gehört. Man spricht es, wenn man fest im Glauben steht und nicht, wenn man sich ganz am Anfang der Nachfolge befindet. Ich finde das Thema „Glaubensbekenntnis“ außerdem nicht so schlüssig, weil es nicht die Fragen beantwortet, die die Leute eigentlich haben. Ich hätte mir eher gewünscht, dass man ein Programm macht zum Thema „Heimat“ oder „Hass“ oder „Frieden“ – also zu den Themen, die gerade durch die Nachrichten gehen.

Also habt ihr euch komplett von den Vorlagen abgewendet?

Nein, unser Evangelist setzt schon bei den vorgegebenen Überschriften für jeden Abend an, wie „Gott will mich“, „Gott sucht mich“ oder „Gott rettet mich“.

Die PROCHRIST-Bühne in der Evangelischen Gemeinde Nierenhof (Bild: privat).

Deine Gemeinde ist bei Veranstaltungen wie JesusHouse und proChrist vorne mit dabei – was ist euch als Gemeinde daran so wichtig?

Es gehört zur DNA unserer Gemeinde Menschen zum Glauben einzuladen. Unser Gemeindemotto lautet: „Bei Jesus ein Zuhause finden“. Und das zieht sich durch alles was wir machen. proChrist ist in diesem Spektrum das i-Tüpfelchen. Was wir das ganze Jahr über aussäen, wollen wir an diesen Abenden ein Stück weit ernten.

Wie kann man feststellen, ob Leute zum Glauben gekommen sind?

Ich bin ganz und gar kein Verfechter und einer Zählerei, wie viele Leute sich an einem Abend für Jesus entschieden haben. Das nervt mich eher. Da habe ich auch meine Skepsis. Wir sollten nicht so viel in Zahlen denken. Das Wachstum beschleunigt man nicht indem man an den Halmen zieht. Und Gott zahlt auch keine Prämie für die geistlichen Abschlüsse. Wir sollten die Menschen die da sind lieben. Und ihnen von dem Gott erzählen, der sie gern hat. Und von dem erzählen, was er uns bedeutet.

Zu den Gästen: Wen siehst du, wenn du von der Bühne hinab auf die Menschen schaust?

Wenn ich in die Menge schaue, sehe ich erstmal gar nichts (lacht). Zum Glück. Ich weiß zwar, da sitzen jetzt zwischen 400 und 500 Personen, aber ich sehe niemanden und bin mit mir allein. Hinterher bemerke ich: Vom Kind bis zum Greis sind alle gekommen. Die Jugendlichen machen dabei einen großen Teil aus. Sie gehören zu den Aktivsten: Viele bringen ihre Freunde mit, sie machen die Technik, am Freitagabend haben sie einen großen Auftritt mit einem selbst geschriebenem Poetry Slam und einem selbst produziertem Video.

Bands aus Nierenhof und der Umgebung spielen bei PROCHRIST (Bild: privat)

Ist die moderne Pop-Inszenierung von Kirche nur etwas für junge Leute?

Nein. Mittwochabend kam ein Mann auf mich zu – um die sechzig Jahre alt – und sagte: „Na das war heute mal Musik für mich!“ Wir hatten die Band „Der Nächste Bitte“ (DNB) eingeladen und die spielen sonst auch mal vor 15.000 Motorradfahrern zum Saisonauftakt auf dem Nürburgring rockige Musik. Wir versuchen alle zu bedienen und wünschen und dabei eine gewisse Akzeptanz. Am Montag brillierten Margarete und Lothar Kosse. Dienstag war ein Kirchenchor da, am Mittwoch eben die Band, heute, am Donnerstag, kommt die Sängerin Carola Laux. Und am Freitagabend singt der Jugendchor Chosen, Samstagabend spielt eine Lobpreisband. All diese Musikrichtungen werden auch bei uns im Gottesdienst gespielt. Da kommt im Grunde alles vor – bis auf Volksmusik (lacht).

Ist proChrist nur etwas für Menschen, die noch zum Glauben kommen wollen/sollen oder können auch Christen, die schon länger im Glauben unterwegs sind etwas davon mitnehmen?

Ich finde, proChrist sollte viel mehr auch Christen ansprechen, die schon lange mit Jesus unterwegs sind. Dieser Knackpunkt ist mein Motor, weshalb ich mich bei proChrist engagiere. Ich selber bin kein Evangelist. Ich bin auch nicht durch so eine Großveranstaltung zum Glauben gekommen, sondern dadurch eher hineingewachsen. Es ist gut, wenn Christen ermutigt und getröstet werden. Wenn eine Frau nach dem Abend zu mir kommt und sagt: „Ich bin sowas von fertig gekommen, aber ich gehe sowas von ermutigt heim – danke für deine Moderation, danke für diesen Abend, danke für das Programm, dass ihr auf die Beine gestellt habt“, dann ist mir das Segen und Dank genug. Man muss den Mut haben, nicht immer nur die Zahlen zu sehen, sondern den Einzelnen. Wenn wir etwas machen, was uns selbst begeistert, fängt es auch andere an zu faszinieren.

Ergänze: proChrist ist für mich …

… eine ambivalente Geschichte gewesen, aber in dieser Woche in meiner Verantwortung für die Moderation, merke ich eine große Leidenschaft dafür. Es ist mein Herzblut und ich fiebere schon meinen nächsten Moderationen entgegen.

Danke für dieses Schlusswort und das Gespräch.

Die Fragen stellte Laura Schönwies


 

MEHR ZU …

… proChrist in der Evangelischen Gemeinde Nierenhof

… proChrist LIVE – der Themenwoche in Leipzig (11. – 17. März in der Kongresshalle Zoo Leipzig)

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