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Religionspsychologin: IS-Terroristen stehen zwischen Heilserwartung und Hass

Eine beispiellose Welle islamistischer Gewalt rollt durch den Irak. Viele IS-Terroristen stammen aus Europa. Wie erklärt sich ihre Radikalität, und was passiert, wenn sie dorthin zurückkehren? Einschätzungen der Religionspsychologin Susanne Heine.

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Die Kämpfer der radikalsunnitischen Gruppierung "Islamischer Staat" schwanken nach Experteneinschätzung zwischen Heilserwartung und Hass. Die Terroristen verträten eine rückwärtsgewandte Utopie, sagte die österreichische Theologin und Religionspsychologin Susanne Heine in Wien dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie gingen von einer geschichtlichen Heilszeit aus, die es so nie gegeben habe, aber für ihre Motivation eine entscheidende Rolle spiele. Anders lasse sich "nicht der Hass auf alle erklären", die ihnen die Gefolgschaft verweigerten.

 Nach den Worten von Heine handeln die Terroristen nicht rational. "Da wird nicht strategisch abgeschätzt, ob Gewalt und Gräueltaten einen Sinn machen", sagte die Wissenschaftlerin. Die IS-Kämpfer seien von einem "auch in den Medien sichtbaren Hass erfüllt". Starke Emotionen zeigten immer, dass es nicht um ein Kalkül gehe, "sondern um eine tiefer liegende, innere psychosoziale Dynamik". Dies rechtfertige freilich nicht, was geschehe. Heine ist emeritierte Professorin für praktische Theologie und Religionspsychologie an der Universität Wien.

 Der IS hat in den vergangenen Wochen Teile von Syrien und des Nordirak besetzt. Mehr als eine Million Menschen sind vor dem Terror geflüchtet, darunter zahlreiche Christen und Jesiden, eine kurdische Minderheit. Viele der islamistischen Kämpfer stammen aus Europa. Allein aus Deutschland sollen rund 400 Terroristen beteiligt sein. Es sei schwer einzuschätzen, was passiere, wenn diese in ihre Heimat zurückkehrten, erläuterte Heine. "Erhöhte Aufmerksamkeit ist jedenfalls gefragt." Sie könne sich aber vorstellen, dass manche Rückkehrer von der "Schlachterei" genug hätten.

 Eine Vorbeugung gegen religiöse Radikalisierung sei schwierig, sagte die Theologin. Im islamischen Religionsunterricht müsse vermittelt werden, dass der Islam nichts mit Terrorismus und Selbstmordattentaten zu tun habe: "Dass das nicht korangemäß ist, sondern eine große Sünde." Da sich viele muslimische Jugendliche unterprivilegiert fühlten, müsse auch sozial etwas getan werden. Bildung spiele eine große Rolle, betonte Heine. "Sie ist immer noch ein entscheidendes Mittel gegen Anfälligkeit für radikale Tendenzen."

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 Religiöse Fundamentalisten handelten nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung", unterstrich die Wissenschaftlerin. Sie glaubten, dass sie sich gegen Säkularität und Religionsverlust zur Wehr setzen müssten. Im Westen sei die Religion kaum mehr ein öffentliches Thema. So entstehe ein religiöser Analphabetismus, der für Propaganda anfällig mache, kritisierte Heine. Zudem würden viele Migranten erst im Gastland religiös. Sie seien weniger durch Minderwertigkeitsgefühle geprägt als durch "verletzte Würde".

(Quelle: epd)

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