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Religionsunterricht: Verankerung islamischer Theologie an Universitäten gewinnt Gestalt

Vor knapp einem Jahr formulierte der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) einen Wunsch. Auf einer Tagung der katholischen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart warb der evangelische Christ Schäuble für den Aufbau einer Fakultät für islamische Theologie an einer deutschen Universität.

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Damit könnte eine Voraussetzung geschaffen werden, um Imame, Religionslehrer und Theologen auszubilden, äußerte Schäuble als Erwartung. «Das ist wichtig, damit die internen Diskussionen der Muslime öffentlich werden und das Bild vom Islam nicht von einer Minderheit geprägt wird», sagte der Minister.

 Die Deutsche Islam Konferenz, die Schäuble ins Leben rief, gab beim Abschlussplenum im Juni 2009 ähnliche Empfehlungen: Für die Ausbildung von Lehrern für islamischen Religionsunterricht und von Imamen sollten islamisch-theologische Forschungs- und Lehrangebote an deutschen Hochschulen «möglichst zeitnah» geschaffen werden.

 In dem Empfehlungskatalog wird jedoch auf eine verfassungsrechtliche Hürde für die akademische Verankerung islamischer Theologie verwiesen. Für die Einrichtung von Lehrstühlen und vergleichbaren akademischen Bildungsangeboten ist der Staat auf Religionsgemeinschaften oder Konfessionen als Kooperationspartner angewiesen. Denn über Studieninhalte, Prüfungsordnungen und Lehrpersonal muss Einvernehmen erzielt werden.

 Wie diesen Zielen näher zu kommen ist, könnte sich recht bald zeigen. Ende Januar wird dem Wissenschaftsrat, ein hochrangiges politisches Beratungsgremium, ein Papier zum Themenkomplex «Theologien und Religionswissenschaften an deutschen Hochschulen» vorgelegt. Seit 2007 hatte eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Trierer Historikers Lutz Raphael über die besondere Position der theologischen Fakultäten nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zunehmenden religiösen Vielfalt beraten.

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 Unabhängig davon hat sich an mehreren Orten ein Schwerpunkt islamische Religion herausgebildet: Etwa in Erlangen-Nürnberg (Interdisziplinäres Zentrum für islamische Religionslehre), Münster (Centrum für religiöse Studien) und Frankfurt, wo Stiftungspofessuren für islamische Religion im Fachbereich Evangelische Theologie angesiedelt waren. Zum Vorreiter für islamische Religionspädagogik entwickelte sich unterdessen die Universität Osnabrück. Ab Wintersemester 2010/2011 soll dort eine universitäre Imam-Fortbildung erfolgen. Dabei sind islamische Verbände zwar einbezogen, verantwortet wird das Konzept aber vom Staat.

 Langfristig werde in Osnabrück auch ein Vollstudium islamische Theologie angestrebt, sagte der Professor für Religionswissenschaft, Rauf Ceylan, dem epd. Dafür gebe es eine große Nachfrage. Nach Ceylans Schätzungen sind in Deutschland rund 2.000 Imame tätig. Mehr als 90 Prozent davon stammten aus dem Ausland, überwiegend aus der Türkei, sagt der Wissenschaftler, von dem im Frühjahr eine Studie «Prediger des Islam – Imame in Deutschland» erscheint.

 Als bundesweit erste Hochschule wird voraussichtlich die Universität Frankfurt ein vollwertiges Studium der islamischen Theologie anbieten. Dort wurde ein eigenständiges «Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam» gegründet. Dort sind auch die drei Professoren künftig tätig, die befristet von der staatlich-türkischen Religionsbehörde «Diyanet» finanziert werden. Derzeit wird ein Lehrplan für das Fach Islamische Theologie erarbeitet, wie Uni-Vizepräsident Matthias Lutz-Bachmann dem epd sagte.

(Quelle: epd)

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