Vor allem junge Menschen haben viele Träume. Doch das Leben lässt oftmals die Verwirklichung nicht zu. Woran liegt das? Welche Umstände und Entscheidungen gestalten unser Leben? Diese Fragen stehen hinter dem aufwühlenden Debüt- Roman „Voran, voran, immer weiter voran“ des in Chicago lebenden Autors Ryan Bartelmay. Erschienen ist das Buch in einer sehr guten deutschen Übersetzung von Friedrich Mader.
Beschrieben wird die skurrile Familiengeschichte der Waldbeesers , die in einer Kleinstadt im amerikanischen Mittelwesten lebt. Das junge Ehepaar Chic und Diane Waldbeeser, deren Beziehung durch die hübsche Schwägerin Lijy durcheinander gerät, der Frau von Chics Bruder Buddy. Die einzelnen Schicksale beeinflussen einander, Gedanken beeinflussen Taten, Missverständnisse sind vorprogrammiert. Die wirtschaftliche und historische Situation wird gut beschrieben. In vielen Zeitsprüngen zeigt der Autor, wie die Menschen wirklich sind, gefangen in ihren Umständen und ihrem Leben. Er berichtet von ehelicher Untreue, mangelndes Vertrauen, Süchten, Depressionen, desolater Kindheit, ehelicher Einsamkeit, Schweigen und Lüge, Verheimlichungen, Schuldgefühlen, unausgesprochenen Wünschen im menschlichen Miteinander. Tod, Krankheit, Verzweiflung, Schicksalsschläge – jede menschliche Spielart wird beschrieben. Dabei wird der Leser herausgefordert, hinter die Kulissen zu sehen, in die Menschen hinein. Er wird aufgefordert, Zusammenhänge zu erkennen. Immer wieder stellt man sich als Leser die Frage: Wie hätte es anders laufen können. Wo ist der Knackpunkt. Woran liegt es, dass die Personen sich um sich selbst drehen und zum größten Teil nicht weiter entwickeln? Wo gibt es falsche Entscheidungen. Welchen Einfluss haben Lebensumstände auf unser Leben, Gewohnheiten, Sitten, Gebräuche.
Manchmal vermittelt dieses Buch eine düstere, hoffnungslose und deprimierende Atmosphäre. Und gerade deshalb wird der Leser angeregt, die Situation immer wieder zu überprüfen und einen möglichen Ausweg zu finden und auch mit dem eigenen Leben zu vergleichen. Er wird herausgefordert, selbst mitzudenken, sich in die verschiedenen Lebenssituationen hinein zu versetzen und gewinnt Verständnis für die Nöte der Menschen um ihn herum.
Anhand von einem Paar zeigt der Autor, welche Auswirkungen es haben kann, ehrlich zu sein, sich selbst gegenüber und gegenüber seinen Mitmenschen. Russ und Ginger leben das Leben, das sie wollen – von Anfang an. Sie lieben sich, sie reden miteinander, sind offen und herzlich, verständnisvoll und ehrlich. Sie leben ihren Traum und haben einen Lebensinhalt. Welcher Lichtblick. Welche Hoffnung. Welches Beispiel.
Von Brigitte Keune
