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Sabatina James: Vorkämpferin gegen Zwangsehen

Die Menschenrechtlerin und Christin Sabatina James kämpft seit vielen Jahren gegen die Zwangsverheiratung muslimischer Frauen. Im Gespräch erzählt sie von der Arbeit ihres Vereins „Sabatina“, kritisiert den unkritischen Umgang mit dem Islam und verrät, was ihr Weihnachten und Familie bedeuten.

Sabatina, hat sich die Situation für betroffene Frauen in Deutschland in den vergangenen Jahren aus ihrer Sicht verbessert?

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Ja, auf jeden Fall. Seit März 2011 ist Zwangsheirat in Deutschland ein Straftatbestand, der mit Gefängnis bis zu fünf Jahren geahndet werden kann. Das Gesetz ist nicht perfekt, weil der Opferschutz nicht wirklich bedacht wurde, aber es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Das Thema ist mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt, das ist sehr wichtig. Ich glaube, dass Zwangsheirat nur dann effektiv bekämpft werden kann, wenn möglichst viele Menschen in Deutschland sagen: ‘Das gehört nicht in unsere Gesellschaft!‘ Es muss klar sein, dass es hier keine Akzeptanz dafür gibt, dann werden sich auch weniger Eltern trauen, ihre Töchter zu einer Ehe zu zwingen.

Sie haben mit etlichen Politikern gesprochen…

Ja, um sie für dieses Thema zu sensibilisieren. Und deshalb haben wir als Verein ‘Sabatina‘ ja auch die Kampagne ‘Nein zur Zwangsheirat‘ durchgeführt. Wenn andere Frauen und ich nicht über das Thema geschrieben und die Diskussion angestoßen hätten, dann hätte eine Debatte darüber gar nicht stattgefunden. Weil die Menschen sich gesagt hätten: Zwangsheirat? So etwas gibt es in Deutschland doch gar nicht. Deshalb ist es wichtig, dass die Betroffenen darüber sprechen.

Wieviele Frauen suchen bei ihrem Verein Hilfe?

Wir haben im Jahr zurzeit etwa 100 Beratungen. Viele dieser Frauen sind vor ihrer Familie geflüchtet, darunter zum Teil auch Konvertiten. Das ist für mich persönlich der größte Erfolg, dass wir hunderten Frauen geholfen haben. Wir retten durch unsere Arbeit Leben.

Melden sich mehr Frauen als früher?

Ja, weil unsere Arbeit bekannter geworden ist. Dabei können wir über die meisten unserer Tätigkeiten, die alltägliche Arbeit mit den Frauen, ja gar nicht berichten!
Es kommen Frauen, die noch Hoffnung haben. Viele Betroffene denken: ‘Ich habe keine Familie mehr, keinen Anschluss. Niemand versteht mich, meine Kultur kennt niemand – wie soll ich das Leben aushalten?‘ Wenn sie dann meine Geschichte hören und sehen, dass ich trotzdem Lebensfreude habe, dann kommen Sie ins Nachdenken. ‘Wenn sie es geschafft hat, dann schaffe ich das vielleicht auch.‘

Was ist das größte Problem für die betroffenen Frauen?

Das ist Entscheidung zwischen Freiheit und Familie. Das zerreißt die Frauen emotional. Wenn sie sich für die Familie entscheiden, dann verlieren sie ihre Freiheit, können nicht mehr selber entscheiden. Doch wenn sie sich für die Freiheit entscheiden, dann verlieren sie ihre Familie. Familie oder Freiheit, beides zusammen gibt es für sie nicht. Und dieser Spagat ist so schwierig, dass viele junge Frauen es nicht aushalten und Selbstmord begehen.

Es gab vor einiger Zeit eine Studie der Berliner Charité zum Thema Selbstmord bei jungen Frauen. Die Quote bei jungen muslimischen Frauen liegt doppelt so hoch wie bei deutschen Frauen. Und Zwangsheirat ist einer der Gründe. Der Opferschutz in Deutschland muss unbedingt ausgebaut werden, damit die Frauen die Gewissheit haben, geschützt zu sein, wenn sie ihre Familien verlassen, und Betreuung zu bekommen. Mein Eindruck ist jedoch, die Deutschen bemühen sich mehr darum, Muslime nicht vor den Kopf zu stoßen, als sich um integrationswillige Opfer zu kümmern…

In Deutschland fehlt eine offene politische Debatte über den Islam. Wenn das Thema ‚Islam‘ angesprochen wird, dann immer nur mit einer großen Entschuldigung gegenüber den Muslimen hintendran. Man hat inzwischen das Gefühl, bevor man in Deutschland irgendwie über den Islam redet, ist es am besten, sich vorab zu entschuldigen. Man könnte schließlich etwas sagen, was Muslime verletzt. Warum hat der Islam so eine Sonderstellung? Warum darf nur diese Religion nicht kritisch diskutiert werden? Ich als Katholikin muss mir ständig irgendwelchen Blödsinn über den Katholizismus anhören, Freikirchen und andere Religionsgemeinschaften müssen das auch. Aber der Islam darf nicht diskutiert werden. Das dürfen wir nicht zulassen. Wir haben in diesem Land Religions- und Meinungsfreiheit. Wir dürfen uns nicht aus Angst manipulieren lassen. Dann haben die Islamisten gewonnen.

Sie leben seit Jahren in einem Opferschutzprogramm unter Polizeischutz, haben Sie manchmal Angst um sich selbst?

Ja. Aber das ist menschlich. Manchmal ist es sogar gut. Wenn ich unterwegs bin… Manchmal hat mich diese Angst vor gefährlichen Situationen bewahrt. Aber es ist ein Gefühl, das man mit dem Glauben überwinden kann. Das ist wichtig.

Weihnachten steht vor der Tür, für viele Menschen ist das ein Familienfest. Sie selbst haben ihre Familie seit Jahren nicht gesehen, ihr Vater hat ihnen nach ihrer Konversion zum Christentum sogar mit dem Tod gedroht…

Weihnachten ist ein christliches Fest, nicht in erster Linie ein Familienfest. Es geht um Jesus Christus, dass er auf die Welt gekommen ist, um uns zu erlösen. Das ist für mich die schönste Nachricht zu Weihnachten.
Meine Familie vermisse ich nicht nur während der Feiertage. Ich weine um meinen Vater, manchmal täglich. Für mich ist Familie sehr wichtig und deshalb ist das Thema mit viel Schmerz verbunden. Das muss ich aushalten. Freiheit ist schmerzhaft. Deshalb trete ich so leidenschaftlich für die Menschenrechte und die Freiheit ein, weil ich weiß, was es bedeutet, wenn man sie nicht hat.

Wo ist ihr zuhause?

Zuhause ist für mich der Platz, wo Gott mich hinstellt. Nicht die wechselnden vier Wände, die ich irgendwo habe. Gott ist meine Heimat.


Sabatina James wurde in Pakistan geboren. Später zog sie mit ihrer Familie nach Österreich. Als sie vor der Zwangsheirat mit ihrem Cousin floh und dann auch noch vom Islam zum Christentum konvertierte, bedrohte ihr Vater sie mit dem Tod. Seitdem lebt sie unter Polizeischutz an wechselnden Orten. Mit ihrem Verein „Sabatina“ unterstützt sie Opfer von Zwangsehen .

QuelleJesus.de

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