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Schauspieler Benjamin Stoll: „Gottes Wunder gehen über den Tod hinaus“

Benjamin Stoll ist Schauspieler, Regisseur und kreativer Grenzgänger zwischen den christlichen Gemeinden, dessen Hoffnung und Wundererwartung über den Tod hinausreicht. Ein Porträt von Annekatrin Warnke.

„Gott hat uns als Beziehungswesen geschaffen. In Konflikten leben wir das aber oft nicht. Stattdessen greifen wir an, flüchten oder stellen uns tot“, sagt Benjamin Stoll. Als Trainer für Führungskräfte, Prediger, Schauspieler oder Sportler schult er Einzelne und Teams in der Kommunikation auf der Beziehungsebene. Er arbeitet hauptsächlich als Schauspieler und Regisseur. Mit seiner Frau Judith hat er fünf Kinder.

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Wurzeln im Pietismus

Benjamin wurde 1979 geboren und wuchs mit zwei älteren Geschwistern in Tübingen, Filderstadt und Sulz am Neckar auf. Vater Stoll ist evangelischer Pfarrer i. R. Zuletzt war er Dekan und theologischer Leiter der „Apis“ (heutiger Württembergischer Gemeinschaftsverband). „Ich bin also tief im Pietismus verwurzelt groß geworden“, sagt Benjamin. „Doch meine persönliche Gottesbeziehung entwickelte sich erst auf der Schauspielschule.“ Nach Abitur und Zivildienst wurde er ab 1999 an der Akademie für darstellende Kunst in Ulm ausgebildet. In dieser Zeit erfuhr er, dass Gott da ist und ihn versorgt: „Nachdem meine alte Studentenkarre mal wieder in die Werkstatt musste, blieben mir nur noch 50 Mark, mit denen ich die restlichen vier Wochen des Monats auskommen musste.“ In dieser Zeit schickte Gott ihm einen „Engel“. „Eine befreundete Familie besuchte eine meiner Aufführungen. Beim Abschied drückte der Vater mir 300 Mark in die Hand. Ohne Wissen, ohne Wenn und Aber.“ Das war ein Schlüsselerlebnis, das Benjamin gezeigt hat: „Gott ist an meiner Seite und sorgt für mich.“

Im Jahr 2002 zogen Judith und Benjamin nach Berlin. Neben Kameraschauspiel studierte Benjamin Diplom-Sportwissenschaften an der Uni Potsdam mit dem Schwerpunkt Marketing/Management.

In Berlin begann Ehepaar Stoll, sich freikirchlich zu orientieren. Bis vor Kurzem gehörten sie zur FeG „Berlinprojekt“. Benjamin leitete dort den „Berufstätigentreff“, der das Thema „Glaube und Beruf“ behandelt. Seit das Projekt den Familiengottesdienst „ausgelagert“ hat, ist es für die Familie mit vier Kindern (4-14 Jahre) schwierig geworden, weiter dorthin zu gehen. Nun besuchen sie eine Baptisten-Gemeinde in der Nachbarschaft.

Hoffnung trotz Todeserfahrung

Der zweite Sohn Joshua wurde 2005 geboren und wurde schon in der 33. Schwangerschaftswoche auf die Welt geholt, weil er an „Gastroschisis“ litt. „Das ist ein Loch in der Bauchdecke, das dazu führt, dass der Darm des Babys außerhalb des Körpers im Fruchtwasser hängt.“ Doch der Kaiserschnitt kam aufgrund einer ärztlichen Fehlentscheidung zu spät. Der Darm hatte sich verdreht und die Durchblutung war unterbrochen. Trotz zahlreicher OPs konnte der Darm nicht gerettet werden. „Wir beteten, hofften auf ein Wunder, kämpften mit den Ärzten und holten uns auch international Rat und Hilfe von Spezialisten.“ Die Jahreslosung trug Benjamin durch diese schwere Zeit: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“ (Josua 1,5).

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Selbst in den dunkelsten Momenten seines Lebens erkennt Benjamin Stoll das Wirken Gottes (Pressebild Benjamin Stoll).

Zwei Jahre später ist Joshua an den Folgen seiner kaputten Leber gestorben. „Aufgrund der schlechten Leberfunktion und innerer Blutungen mussten wir über Monate immer wieder mit ihm ins Krankenhaus, um ihn mit Bluttransfusionen zu stabilisieren.“ Die Aussicht, dass er es aus eigener Kraft schafft, schrumpfte von Mal zu Mal. „Wir mussten damals eine sehr schwere Entscheidung treffen, da wir Joshuas Tod so nur immer wieder künstlich hinauszögerten, ihm damit aber ein noch qualvolleres Ende nicht ersparen konnten: Als er wieder mal innere Blutungen bekam, sind wir mit ihm zu Hause geblieben.“

Zum Abschiednehmen haben Judith und Benjamin ihren toten Sohn eine letzte Nacht in ihrem Ehebett schlafen lassen. Benjamin plagten in der Nacht große Zweifel: Ist Joshua jetzt wirklich bei Gott sicher und geborgen? Haben sie das Richtige getan? „Ich habe Gott angefleht, mir irgendwie zu zeigen, dass Joshua gut bei ihm angekommen ist.“ Als er am nächsten Morgen neben seinem toten Sohn aufwachte, hatte dieser ein Lächeln im Gesicht. „Das war vorher nicht da gewesen.“ Seither hat Benjamin die tiefe Gewissheit: Seinem Sohn geht es gut und er ist nun dort, wo er ihn eines Tages wiedersehen wird – im Himmel.

Kleine und große Wunder erlebt

„In den zwei Jahren mit Joshua erlebten wir viele kleine und große Wunder, waren aber auch immer wieder am Ende unserer Kräfte. Im Nachhinein merkte ich, mit welcher Selbstverständlichkeit man alles für sein Kind gibt.“ Diese Erfahrung prägte auch seine Gottesbeziehung: „Zum einen habe ich erfahren, dass Gottes Wunder auch über den Tod hinausgehen. Zum anderen gab es in dieser Zeit oft den Punkt, an dem ich mich am liebsten selber für meinen Sohn hingegeben hätte. Umso tiefer schätze ich, was Gott aus Liebe für uns getan hat.“

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Von dieser Liebe handelt auch ein Solo-Theaterstück, mit dem Benjamin durch Gemeinden tourt: „Abraham aus Liebe.“ Es geht um die Vater-Sohn-Geschichte von Abraham und Isaak und um den unfassbaren Auftrag Gottes: Opfere mir deinen Sohn! Benjamin Stoll hatte das Stück bereits nach der Geburt seines ersten Sohnes geschrieben, „ohne zu wissen, dass mich diese Thematik eines Tages einholen würde“.

Es berührt, bringt zum Lachen, aber auch zum Weinen, und ist ein Anstoß, um ins Gespräch über Gott und die Welt zu kommen. Zusammen mit dem Schauspielerkollegen Rolf Dieter Degen ist Benjamin noch mit einem zweiten Stück unterwegs: „Eine Nacht mit Luther.“ Ein katholischer Bayer und ein atheistischer Preuße sind gezwungen, für eine Nacht gemeinsam im Zimmer eines Klosters Unterschlupf zu suchen. Was sie reden und träumen, ist Stoff, der die Zuschauer nicht unberührt lässt.

Kreativer Grenzgänger

Benjamin Stoll schreibt Geschichten, die große Hallen füllen, wie das inzwischen überkonfessionelle Pop-Oratorium ICH BIN („Jesus in Wort und Wundern“) mit über 2.000 Akteuren. Das im Auftrag der Neuapostolischen Kirchen Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen 2012 komponierte Stück wird nun noch zwei weitere Male aufgeführt: im Rahmen des Nord- und Ostdeutschen Jugendtages am 16. Juni 2018 in Leipzig und am 31. Mai 2019 in der ESPRIT-Arena in Düsseldorf. Über 20.000 Zuschauer haben dieses Werk bisher gesehen.

Benjamin, der theologisch eine kleine Reise von den Pietisten zu etablierten Freikirchen hinter sich hat, entwickelt auch ein Herz für die Neuapostolische Kirche: „Der vorherige Stammapostel hat in der Kirche theologisch ziemlich aufgeräumt! In einem ausführlichen Katechismus hat man kritische theologische Auslegungen relativiert und sich den anderen Kirchen gegenüber deutlich geöffnet. Es gibt die Anweisung, neu gebaute Kirchen mit großen Glasfronten auszustatten, sodass man sehen kann, was innen passiert. Und ich erlebe Jugendveranstaltungen dieser Kirche als sehr modern, aber nicht als liberal. Echte Nachfolge wird gepredigt und vorbildhaft gelebt. Daher freue ich mich sehr über das weitere Aufeinanderzugehen der Kirchen, weil man voneinander lernen und sich gegenseitig erbauen kann.“ Auch als Kirchen und Gemeinden gottgewollt und wohlwollend Beziehung leben – Benjamin Stoll findet: „Das ist eine gute Idee!“


Dieser Artikel ist zuerst im Magazin CHRISTSEIN HEUTE (6 / 2018) erschienen, das wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

 

 

 

Bildschirmfoto: benjaminstoll.com

Mehr über Benjamin Stoll auf: BENJAMIN STOLL – Offizielle Homepage

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