Ein weit verbreitetes Interesse an Spiritualität hat ein Forschungsprojekt an der Universität Bielefeld festgestellt. Auch viele Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehörten oder sich als Atheisten verstünden, bezeichneten sich als spirituell, teilte das Forschungsteam am Donnerstag in Bielefeld mit.
Spiritualität werde auch von Personen in Anspruch genommen, die aus der Kirche ausgetreten sind. Unter den Befragten, die keine Religionszugehörigkeit angeben, verstehe sich jeder zweite «eher spirituell als religiös».
Auch unter Mitgliedern von Kirchen und Religionsgemeinschaften habe diese Selbstbezeichnung hohe Attraktivität, folgerten die Wissenschaftler von der Forschungsstelle Biografische Religionsforschung. «Spiritualität» erscheine damit generell als ein Konzept, mit dem sich viele Menschen besser identifizieren können als mit «Religion» oder «Religiosität», führte das Forschungsteam aus. Einen Grund dafür sei die Mehrdeutigkeit des Begriffs. Manche Menschen nutzen ihn, um sich von organisierter Religion abzugrenzen, weil sie den Glauben an Gott ablehnten, aber dennoch wüssten, was ihnen heilig sei. Für andere hingegen sei «Spiritualität» durchaus mit ihrer Konfessionszugehörigkeit und ihrem Glauben an Gott verbunden.
Für das Forschungsprojekt wurden rund 1.900 Teilnehmer in Deutschland und in den USA in den Jahren 2010 und 2011 über eine Online-Befragung interviewt. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Vorhaben soll klären, was Menschen unter Spiritualität und Religiosität verstehen und wie dies mit ihrer Persönlichkeit und Biografie zusammenhängt.
(Quelle: epd)