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Studie: Postchristliche Generation erwartet von der Kirche (fast) nichts

Für das Leben junger Erwachsener verliert die Kirche immer mehr an Bedeutung. Das ist das Ergebnis einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD. Die Autoren beschreiben die jungen Menschen von heute als „postchristliche Generation.“

Laut der Studie gab knapp ein Viertel (24 Prozent) der 19- bis 27-Jährigen an, an Gott zu glauben (darunter mehrheitlich Muslime). Ein Drittel sagte, mit dem Glauben an Gott nichts anfangen zu können. Gefragt danach, was ihnen wichtig ist, nennt die Mehrheit der 19- bis 27-Jährigen «Familie» (62 Prozent), «Gesundheit» (58 Prozent) und «eine glückliche Partnerschaft (52 Prozent). Zehn Prozent ist es wichtig, »etwas zu haben, an das man glaubt«. Die Frage, was das eigene Leben bestimmt, beantwortet die Mehrheit der jungen Menschen mit »ich selbst« (84 Prozent), »meine Familie« (62 Prozent) sowie Schule, Universität oder Arbeit (52 Prozent). Dass Gott oder eine »anonyme, höhere Macht« das Leben bestimmen, glauben jeweils fünf Prozent. Neben denjenigen, die an Gott glauben oder damit nichts anfangen können, sagten 13 Prozent, sie hätten einen anderen Glauben gefunden. Vier Prozent gaben an, sie seien auf der Suche nach einem Glauben.

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„Kirche wird nicht mehr als wirksame Institution gesehen, die für Zusammenhalt und Toleranz in der Gesellschaft sorgt. Eine neue Bedeutsamkeit der Kirche für die Gesellschaft nehmen sie nicht wahr“, schreibt Ulf Endewardt, einer der beiden Autoren der Studie, in seinem Fazit. „Kirche muss sehen, dass die Gruppe der jungen Erwachsenen eigentlich so gut wie nichts mehr von ihr erwartet.“ Für ihren persönlichen Glauben bräuchten die jungen Menschen keine Institution, „kein organisiertes Umfeld, wie Kirche es bietet.“ Spezifisch christliche Konturen eines Glaubens fänden sich nur unter den näher Religiösen. „Religion, wenn es sie noch gibt, realisiert sich im Selbstgespräch und wird nicht mehr öffentlich“, so Endewardt. Seiner Einschätzung nach hätten wir es heute mit einer „postchristlichen Generation zu tun, die fast alle Brücken zur Kirche abgebrochen hat.“

Kirche muss sich verändern

Die Untersuchung war eigens für die Synode der EKD erstellt worden, die sich zurzeit in Würzburg genau mit dieser Frage beschäftigt – wie man nämlich junge Menschen wieder für den Glauben und die Kirche gewinnen könne. Synoden-Präses Schwaetzer plädierte dafür, den Blick über die Generation der jungen Erwachsenen hinaus zu weiten und auch die frühkindliche Sozialisation zu bedenken, beispielweise über junge Eltern, die ihre Kinder taufen. Eindringlich forderte sie von der Kirche den Willen zur Veränderung. Das sei nicht immer leichtgängig in der Kirche, sagte sie.

Die Pastorin Jacqueline Barraud-Volk, Vorsitzende des Vorbereitungsausschusses der Synode zum Thema Jugend, sagte, man müsse mehr in Menschen und Beziehungen investieren. Es müsse auch die Frage gestellt werden, wohin in der Kirche die Gelder fließen. Ihr Appell: „Heraus aus alten Sehgewohnheiten, heraus aus dem, was wir immer schon in der Kirche gewusst, gesagt und gemacht haben.“

Im Bericht der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend, der den Synodalen ebenfalls vorgestellt wurde, heißt es über Perspektiven der Glaubensvermittlung: „Grundlegend und biografieprägend geschieht dies zunächst innerhalb von Familien.“ (S. 222f.). Familien bräuchten Unterstützung, Begleitung und Motivation bei ihren Bemühungen. „In der Arbeit mit Kindern bedeutet dies eine entsprechend kindgemäße religiöse Bildung in Ko- operation mit der Kinderkirchen-/Kindergottesdienstarbeit zu forcieren.“ Gleiches gelte für die Arbeit mit Jugendlichen: „Wenn Glaubenskommunikation ein Zentrum evangelischer Kinder- und Jugendarbeit ist, muss sie ihren Ort und Raum in allen Arbeitsformen haben.“

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Eine der zahlreichen Herausforderungen sei die noch nicht erfolgte Positionierung gegenüber dem Islam. Auf der einen Seite gebe es in vielen Gemeinden eine gewisse Anzahl von Konversionen von Muslimen, die begrüßt werde. „Auf der anderen Seite wird auch in offiziellen kirchlichen Verlautbarungen eine gezielte Missionsbemühung an Muslimen abgelehnt. Junge Menschen müssen allerdings wissen, woran sie sind.“

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