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„Alexa, bete für mich!“ – Warum KI für die Kirche eine Chance sein kann

Die Kirche ist bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) noch zurückhaltend. Dabei könnte sie davon profitieren, glauben Experten.

Von Matthias Pankau (epd)

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Celeste ist gut ausgelastet. Vor dem Sprachassistenten in Form eines betenden Engels hat sich eine kleine Schlange gebildet. Der Gesprächs- oder besser Gebetsbedarf scheint groß zu sein. Celeste – «der Himmlische» – ist ein Prototyp, der bei Bedarf mit seinen Gesprächspartnern betet oder ihnen ein Wort der Ermutigung ausdruckt. Zugegeben: Noch spricht er etwas gestelzter als seine säkularen Kolleginnen Alexa oder Siri. Aber er ist gefragt.

Die Kirche will KI nutzen

Dass es auch in kirchlichen Kreisen ein Interesse an Künstlicher Intelligenz (KI) gibt, ist der Evangelischen Landeskirche in Württemberg schon länger klar. Wie genau sich Kirche und KI aber ergänzen können, will sie herausfinden und hat deshalb zu einem Thementag «KI, Ethik, Kirche. Was kann KI für uns tun?» auf den Bildungscampus nach Heilbronn eingeladen.

Der Ort war nicht zufällig gewählt, gilt Heilbronn doch als das europäische Spitzenforschungszentrum zu Künstlicher Intelligenz, wie Heiner Lasi, Leiter des Ferdinand-Steinbeis-Instituts, sagte. Eine Art schwäbisches Silicon Valley also. Lasi sparte nicht mit Blumen für die Kirche. Sie sei ein «wichtiger Partner» bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz.

Zugleich drängte Lasi die Kirche zum Handeln. Denn KI könne stets nur das ausgeben, was sie zuvor gelernt habe. Die Wissensräume von Künstlicher Intelligenz – die sogenannten Corpora – müssten trainiert werden: «Wo ist die Kirche in diesem Training präsent? Gestalten Sie diese Entwicklung mit, denn wir brauchen Menschen mit Hoffnung so sehr wie selten zuvor.» Jeder erwarte, dass KI wertebasierte Entscheidungen treffe. Lasi: «Wie aber soll sie das tun, wenn ihr es niemand beibringt?»

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Aktuelle KI-Programme beziehen Informationen von freikirchlich-evangelikalen Kreisen aus den USA

Bislang würden bekannte KI-Programme wie ChatGPT theologisch vor allem von freikirchlich-evangelikalen Kreisen aus den USA gespeist. Deren Theologie unterscheide sich mitunter aber erheblich von der Theologie deutscher Landeskirchen. Miriam Hechler, Beauftragte der württembergischen Landeskirche für innovatives Handeln und neue Aufbrüche, ermunterte Pfarrer daher dazu, ihre Predigten ins Netz zu stellen. Das erhöhe die Chance, dass Programme wie ChatGPT, die sich aus dem gesamten Internet speisen, auch diese Informationen aufnähmen.

Ernst-Wilhelm Gohl, Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gestand, er könne sich den Einsatz von KI an einigen Stellen innerhalb der Kirche vorstellen, auch wenn Kirche sich immer fragen sollte, ob KI tatsächlich neue Formen von Gemeinschaft – für ihn der Wesenskern kirchlichen Lebens – eröffnet «oder nur der Kostenreduzierung dient».

Seelsorge als Ausnahme

Eine gewichtige Ausnahme zu seinem Votum für KI innerhalb der Kirche gebe es allerdings: die Seelsorge, also das vertrauliche Gespräch zwischen einem Ratsuchenden und dem Pfarrer. Er könne sich den Einsatz Künstlicher Intelligenz als Ersatz für das Seelsorgegespräch von Mensch zu Mensch «weder gegenwärtig noch zukünftig vorstellen», so das geistliche Oberhaupt der württembergischen Landeskirche.

Lukas Brand kann das verstehen. Der katholische Theologe promoviert an der Ruhr-Universität Bochum zum Thema Anthropologie und Theologie der Künstlichen Intelligenz. «Seelsorge ist etwas so Individuelles, dass Künstliche Intelligenz damit überfordert ist», sagt er. KI sei im Kern etwas Mathematisches, das aufgrund angelernter Dinge nach Wahrscheinlichkeiten entscheide. Seelsorgerliche Gespräche könne man damit – zumindest noch – nicht ersetzen.

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 «KI glaubt nichts», sagt er. Dennoch könne sie für die Kirche zielführend sein. «Auch wenn KI keine eigenen religiösen Überzeugungen hat, kann sie Menschen auf Gott hin ausrichten», meint Brand. Das zeigten beispielhaft das Interesse an dem von einem Italiener entwickelten Sprachassistenten Celeste oder dem Segensroboter «Bless U2», den die hessen-nassauische Kirche 2017 zum Reformationsjubiläum an den Start schickte und der weltweit für Aufsehen sorgte.

Dieses Interesse spreche für eine große Sehnsucht nach Sinn und Segen. Brand plädiert deshalb unter anderem dafür, dass der Umgang mit Künstlicher Intelligenz einen Platz im Theologiestudium bekommt. «KI wird auch in der Kirche immer wichtiger werden», ist er überzeugt.

„Segensroboter“. epd-Archivbild / Philipp Reiss
Quelleepd

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8 Kommentare

  1. Kirche besteht aus Menschen

    Seelsorge ist nicht Aufgabe oder Medium der KI. Selbstverständlich kann mein Navi und meine KI freundlich mit mir reden. Richtiger wäre zu schreiben, sie kann es nur SUGGERIEREN. Sie kann auch einen Zufallsgenerator bedienen und mir einen Bibelvers zukommen lassen. Ob der von Gott kommt, kann ich nicht behaupten oder verneinen. Einfacher ist es da, auf die Zufallsbibelverse zurück zu greifen, die es im Internet gibt. Das Gebet ist zutiefst eine ganz intime Angelegenheit. Dies kann man an jedem beliebigen Ort tun, manche vermögen es auch gut, in der Stille des Waldes alles Gott zu sagen, was er sowieso schon weiß. Wenn allerdings KI Predigten schreiben, einen perfekt spielenden Organisten an der Orgel generiert, sogar Filmpersonen erschaffen die dort auf der Leinwand reden und handeln (aber nicht existieren), begeben wir uns in bösartige Paralellwelten. Wer will schon das von einem Pfarrer hören, was er selbst an seinem PC herunterladen kann und was also nicht in den Gehirnzellen eines denkenden Menschen entstanden ist. Wer möchte der künstlichen Intelligenz klatschen für das schöne Konzert. Wer will denn Filme sehen, in denen Menschen handeln, die nicht existieren. Was soll ich empfinden, wenn mir eine Segensmaschine die Lossprechung von meiner Sünde mitteilt. Irgendwo habe ich immer geglaubt, die Kirche sei der Leib Christi. Es müssen da also Menschen interagieren, Kommunikation haben und umarmen möchte ich nicht die eiskalte Maschine, sondern den Menschen aus Fleisch und Blut. In meinem Bücherregal steht auch das Buch, dass ich in einer Mischung aus Faszination und Entsetzen vor 20 Jahren gelesen habe. Titel: „Die Physik der Unsterblichkeit“. Da schreibt der damals berühmte Mathematiker Frank J. Tipler, dass unser Universum in Wirklichkeit ein denkender Rechner sei und damit Gott. Meine Frage an Radio Eriwan, wer denn nun diesen maschinellen Gott erschaffen habe, wurde mir nie beantwortet. Denen ergeht es so wie damals den Griechen mit der Glaubensthese, die Erde sei eine Scheibe und ruhe auf einer Schildkröte. Und auf was steht die Schildkröte: Wieder auf einer Schildkröte. usw. usw.
    Also lasst es, Maschinen denken zu lassen, die sollten rechnen aber nicht philosophieren. Denn sie geben höchstens weiter was andere schon oft durchgekaut haben. Nur Menschen können neue Gedanke kreiren und Gott auch solche neue Wirklichkeiten erschaffen. Das reicht völlig aus.

  2. Wenn ich schon höre: „Alexa, bete für mich“, dann wird es mich ganz übel. Gerade das Gebet ist eine ganz persönliche Sache zwischen Gott und mir, da kann doch „Alexa“ nicht für mich reden (Alexa ist vielleicht gut, das Radio einzuschalten, wenn man eine entspr. Einrichtung hat).
    Ich bitte, dass sich die Kirche aus KI raushalten soll; von wegen „Segensroboter“. Die Kirche hat jetzt schon mit Kirchenaustritten zu kämpfen, was, wenn der Pastor seine Predigt von KL schreiben lässt…?
    WWJD – Ja, was würde Jesus tun?

  3. Der Frieden und Segen sei mit Euch 🙂

    Liebe Christen seid bitte vorsichtig was die Welt euch als Heilig oder Segensbringend verkauft ! Zunächst einmal ist KI- Künstliche Intelligenz genauso wie Mathematik oder Informationsverarbeitung neutral. Es ist ein komplexer Prozess um Informationen zu speichern und zu verarbeiten. Es ist erst einmal weder böse noch schlecht. Sondern neutral. Eher ein Werkzeug wie ein Hammer. Mit einem Hammer kann man gute und Böse Dinge tun. So auch mit KI.

    Das Problem am Einsatz mit KI sind aber 3 Dinge:

    1. Die KI besitzt keinen Glauben. Sie besitzt Wissen.
    Die Bibel und vor allem Jesus warnen uns vor unglauben. Wie würde sie wohl auf Noach reagieren wenn er ihr anvertrauen würde dass er eine Arche baut und das es bald regnen würde. Um die Menschen bestrafen wegen ihren bösen Taten. Und das er errettet wird weil er friedlich und Gottesfürchtig ist.
    Oder was würde die KI die nicht glaubt sagen zu Jesus wenn er sieht das er aus Wasser frischen Wein macht. Oder Kranke heilt. Über das Reich Gottes predigt. Tote auferweckt. Jemand der nicht glaubt der würde das auch nicht verbreiten gar Glauben.
    Oder wie würde Sie Elia behandeln ? Jona ? Die Bibel gibt sich nicht mit Wahrscheinlichkeiten oder Mathematik zufrieden.
    Sondern die Bibel gibt Zeugnis vom lebendigen GOTT ❤

    2. Die KI hat keinen Odem und kann nicht atmen. Sie besitzt kein Herz. Sondern ist kalte Information.
    Somit kann Sie nicht beten und ist laut biblischem Verständnis ein Gegenstand. SIE KANN NICHT BETEN UND HAT KEINE SEELE.
    Wenn Ich draußen rumlaufe und Eine Ameise verletze. Dann greife ich Gottes wertvolle Schöpfung an. Oder wenn ich einen Baum abholze. Oder wenn ich einen Menschen weh tue.

    Wenn ich eine KI erstelle oder am PC lösche dann ist es nichts. Mein Tamagotschie und meine Nintendogs auf dem Nintendo sind nichts weiter als leere Informationen gespeichert als millionen von 0 und 1 in komplexen Stormkreisläufen. Aber es sind keine Hunde und somit keine TIERE 🙂
    Klar soll man nicht die KI von jemand anders kaputt machen. Das wäre Sachbeschädigung und somit gegen die BIBEL.
    Aber KI ist kein Lebewesen. Wiso sollte man sich vor einem gegossenen Gott niederknien um den lebendigen Gott von urzeiten her zu lästern ? wie es Jesaja sagen würde.

    3. Die KI kann gefährlich sein ! BRANDGEFÄHRLICH
    Kein Chatbot hat bisher ethisch korrekt auf Dauer seinen Dienst getan.
    Beispiele ?
    Microsoft hat lange an einem Twitter Account gearbeitet das zu 100% KI ist. Es sollte die Welt verbessern und Menschen unterhalten. Die Entwickler sagten groß es wäre so sicher und könnte nicht manipuliert werde. Es hieß Tay.

    Wenige Stunden später beleidigte es Juden, Christen und lobte Rassisten in der Weltgeschichte. Es war für Hass, Gewalt und Krieg. Für Microsoft und für Twitter natürlich eine Blamage.
    Und das waren schon die besten der besten Programmierer.

    Nun das war vor einigen Jahren. Jetzt gibt es ja das tolle ,,Chat GBT´´. Die Chat GBT ist ein nützliches Werkzeug. Aber selbst die aktuellste Version kann man dazu bringen sich komplett ethisch daneben zu benehmen.
    Man findet überall Beispiele im Internet. Chat GBT wurde außerdem schon Gehackt.

    So etwas wie eine unhackbare oder ethische KI gibt es nicht. Noch nicht. Und die Kirche könnte sich dabei verbrennen.

    Ich habe meine Stadt wochenlang vor einem großangelegten Hackerangriff gewarnt. Keiner wollte mich Ernst nehmen. Und dann wurde der Server tatsächlich gehackt und mit meiner Stadt 70 Kommunen. Ein hoher Millionen Schaden entstand. (Alles habe ich als Beweis im Internet mit Zeitstempel) Also nicht so das ich im Nachhinein einen auf Schlau mache. Nein alles ist protokolliert bis auf die Minute genau.

    Die Menschen von heute ignorieren die Stimmen der Vernunft. Bei KI genauso wie früher bei Atomkraft 🙂 oder die Leute die damals das Ahrtal gewarnt haben vor einer Flut und dem Bebauungsplan. Die hat man ausgelacht. Bis dann die Flut kam.
    Noch ist es Zeit auf die Warnungen zu hören 🙂

  4. Es wird immer so getan, als wären Glaube, Kirche, Missbrauch eine ach so unverbindliche Sache, ein bisschen Mea Culpa im öffentlichen Raum und alles werde allmählich dem Vergessen überlassen !
    Kaum Konsequenzen, wobei mit der Seelsorge, oder den üblichen Querverweisen an Neues und Veränderung , und bla bla bla , alles in unserer Macht stehende getan werde, so der gängige Tenor,

    Dabei handelt es sich eindeutig um Verstöße gegen MENSCHENRECHTE.

  5. KI ist -gezielt eingesetzt- sicherlich eine tolle Sache. Im Verwaltungsbereich der Kirchen z.B., wenn Mitglieder hier mit Fragen kommen. Oder als Hilfe für Menschen mit Beeinträchtigungen (es ist faszinierend, was da z.B. an Bildbeschreibungen für Sehbehinderte auf Websites jetzt schon geht).

    Wenn Kirche diese aber im seelsorgerischen Bereich einsetzen will, kann sie den Laden auch gleich dicht machen. Denn hier braucht es die Mensch-zu Mensch-Begegnung.

  6. Nicht nur das, sie würde alle Fehler verschleiern, und die menschliche Trägheit zur Perfektion ausbauen.
    Die Zukunft einer solchen Kirche interessiert mich nicht, denn schliesslich liegt die Verantwortung bei jedem selbst.
    Die Frage, die sich stellt, ist die, nach dem Sinn eines solch hybriden Glaubens.

    “ Dieses Interesse spreche für eine große Sehnsucht nach Sinn und Segen. “

    Bla, bla. Der Blinde führt den Lahmen …

    Wo kommt man da wohl hin ?

    • Während die einen noch überlegen, wie man die Entwicklung irgendwie noch aufhalten kann, und ob die Auswanderung auf einen anderen Planeten vielleicht die Lösung sein kann, füttern die anderen fröhlich das Monster.

      Ich zähle mich zum kopfschüttelnden
      Team: – Willkommen-bei-der-Erschaffung-unseres Unterganges.

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