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Anna-Nicole Heinrich: „Kernauftrag der Kirche sind nicht möglichst hohe Mitgliederzahlen“

Anlässlich des 75. Jubiläums der EKD-Synode wünscht sich Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich eine einladende Kirche, die die eigene Lust am Glauben ausstrahlt.

epd: Die evangelische Kirche steht vor großen Herausforderungen: Aufarbeitung von Missbrauch, Mitgliederschwund und geringer werdendes öffentliches Interesse gegenüber der Kirche. Wie reagiert die EKD-Synode darauf?

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Anna-Nicole Heinrich: Die Synode der EKD beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt. Einen entsprechenden Elf-Punkte-Handlungsplan hat sie im Jahr 2018 verabschiedet und seitdem kontinuierlich an den Themen weitergearbeitet. In den vergangenen Jahren wurden die Beratungen der Synode zu Aufarbeitung und Prävention gemeinsam mit betroffenen Menschen im Beteiligungsforum vorbereitet. Das wird auch in Zukunft so sein. Ebenso langfristig ist die Arbeit der Synode an den Zukunftsprozessen der EKD.

epd: Was heißt das konkret?

Heinrich: Dazu gehören die Arbeit mit den zwölf Leitsätzen zur Zukunft einer aufgeschlossenen Kirche, die 2020 verabschiedet wurden, der laufende Prozess der Digitalisierung und die Neuorientierung der Finanzstruktur. Mit diesen drei Zukunftsprozessen, die die gesamte evangelische Kirche betreffen, hat die Synode einen Wandel eingeleitet hin zu einer offenen, flexiblen und zeitgemäßen Kirche. Uns als Synode ist es wichtig, nicht kurzfristig auf Entwicklungen reagieren zu müssen, sondern sich vorausschauend mit Inhalten und Strukturen auseinanderzusetzen. Und die Synode beweist dabei immer wieder Mut zu Veränderungen.

epd: Mit welchen weiteren großen Themen wird sich die EKD-Synode künftig beschäftigen?

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Heinrich: Neben den Zukunftsprozessen, der Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt und natürlich Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe liegt der Synode an der Auseinandersetzung mit inhaltlichen Schwerpunkten. Dies umfasst zum einen Glaubensthemen, wie im zurückliegenden Jahr, als wir uns als Synode intensiv mit der Sprach- und Handlungsfähigkeit im Glauben beschäftigt haben. Auf der anderen Seite stehen gesellschaftspolitische Fragen, wie im kommenden Jahr, für das die Synodalen das Thema «Migration, Flucht, Menschenrechte» gewählt haben. Dabei ist für uns immer klar: Glauben und gesellschaftliche Verantwortung sind untrennbar miteinander verbunden.

epd: Was sind im Vergleich zu den Anfängen vor 75 Jahren die größten Veränderungen bei der EKD-Synode?

Heinrich: Zu den Anfängen muss man zunächst einmal sagen, dass die erste Tagung der Synode im Januar 1949, bei der damals noch 28 evangelische Gliedkirchen zusammenarbeiteten, noch vor Gründung der Bundesrepublik und der DDR stattfand. Der Grundstein für eine demokratisch aufgebaute evangelische Kirche war somit früh gelegt, und zwar als gesamtdeutsche EKD. So tagte die Synode auch nach dem Mauerbau 1961 noch weiter gemeinsam, 1965 dann allerdings an zwei getrennten Orten, bis unter Druck des DDR-Staates 1969 schließlich der «Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR» gegründet wurde. Die erste gesamtdeutsche Synode fand dann wieder 1991 mit der 1. Tagung der 8. Synode in Coburg statt. Insofern ist die Geschichte der Synode auch ein Spiegel der gesamtdeutschen Geschichte.

epd: Wie haben sich die Synoden-Mitglieder verändert?

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Heinrich: Zu den größten Veränderungen zählt sicherlich, dass die Vielfalt unter den Mitgliedern zugenommen hat. Heute sind viel mehr Frauen Mitglieder der Synode, und es gibt seit 2021 eine fest vorgeschriebene Anzahl an jungen Menschen, die der Synode angehören.

epd: Was ist Ihnen an Errungenschaften der EKD-Synode wichtig?

Heinrich: Als Präses Heinrich der 13. Synode habe ich da natürlich vor allem die aktuelle Synode im Blick und tue mich schwer, frühere Synoden zu beurteilen. Aber natürlich merken wir bei unseren heutigen Debatten auch, wie wertvoll die Grundlagen sind, die uns durch frühere Synoden mit auf den Weg gegeben wurden, etwa durch die intensive Beschäftigung mit den Themen Frieden oder Gerechtigkeit. Wir können unsere heutigen Diskussionen gut auf Positionen aufsetzen, um die bereits in evangelischer Vielfalt gerungen wurde. Das ist eine gute Basis, auch wenn wir merken, dass manches in einer veränderten Welt heute hinterfragt und neu bewertet werden muss.

epd: Wie sieht das in der Praxis aus?

Heinrich: Dabei ist es bereichernd, dass wir als Synode in einem fortwährenden Aushandlungsprozess mit den zwei weiteren Leitungsorganen der EKD, also Kirchenkonferenz und Rat, stehen und dabei auch die Freiheit haben, Dinge noch einmal anders – eben aus Sicht eines Kirchenparlaments – einzuordnen. Das hat dem evangelischen Profil in der Vergangenheit gutgetan und ist gerade angesichts komplexer werdender Themen und Fragestellungen hilfreich.

epd: Gibt es Ihrer Einschätzung nach Themen, die der Synode weniger gut gelungen sind?

manchmal bleibt natürlich auch der persönliche Eindruck: hier hätten wir noch weiter springen können.

Heinrich: Für ein Kirchenparlament gibt es keine klaren Erfolgs- oder Misserfolgskriterien. Dazu sind die Erwartungen gegenüber einer Synode auch viel zu verschieden. Wenn 128 Mitglieder mit ganz unterschiedlichen Perspektiven und Hintergründen zusammenkommen, und um gute Beschlüsse ringen, geht es am Ende darum, gute Kompromisse zu finden. Dann bin ich immer dankbar und froh, dass mit all diesen verschiedenen Perspektiven tragfähige Beschlüsse zustande kommen. Andererseits bleibt natürlich manchmal auch der persönliche Eindruck: hier hätten wir noch weiter springen können.

epd: Zum Beispiel?

Heinrich: So waren wir als evangelische Kirche etwa beim Thema Bewahrung der Schöpfung sehr früh auf dem Platz, als andere uns dafür noch belächelt haben, und haben damit auch wichtige Impulse gesetzt. Bis zu den Beschlüssen zu unserer eigenen Klimaneutralität mussten wir dann aber selbst noch einmal mächtig aufs Tempo drücken.

epd: Gibt es aus Ihrer Praxis-Erfahrung Wünsche, was sich bei der EKD-Synode ändern könnte?

Heinrich: Zunächst einmal bin ich froh darüber, wie wir als Synode immer wieder gemeinsam mit herausfordernden Situationen umgehen. Etwa bei der kurzfristigen Umstellung einer in Präsenz geplanten Synode auf ein digitales Tagungsformat, wie dies aufgrund der Coronapandemie in Bremen erforderlich war. Das zeigt auf der einen Seite, wie agil wir als Kirchenparlament mittlerweile geworden sind. Zum anderen zeigt es aber auch den großen Willen und die Disziplin aller Synodalen, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Trotzdem bleibt immer noch Raum, wo wir uns als Synode in der Praxis auch verbessern können.

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epd: Woran denken Sie dabei?

Heinrich: Ein großes Anliegen wäre mir beispielsweise, dass die Synode noch diverser wird. Zwar ist das Durchschnittsalter, wie gesagt, schon deutlich gesunken. Aber es gibt immer noch viele gesellschaftliche Gruppen, die in unserer Synode gar nicht vorkommen. Das muss anders werden, gelingt aber nur, wenn diese Vielfalt auf allen kirchlichen Ebenen vorhanden ist und gelebt wird.

epd: Welche Reformen wünschen Sie sich für eine Kirche der Zukunft?

Heinrich: Kernauftrag der Kirche sind nicht möglichst hohe Mitgliederzahlen und auch nicht zuallererst ein guter Finanzhaushalt. Wenn wir über Reformen sprechen, dann wünsche ich mir, dass wir darüber reden, wie wir Menschen im Glauben unterstützen können, wie wir die Botschaft Christi weitergeben können, Menschen damit begeistern können. Dazu gibt es bereits viele gute Veränderungsideen auf allen Ebenen. Der Ausbau der digitalen Angebote und Netzwerke wird dabei genauso wichtig sein wie gute Kontaktmöglichkeiten vor Ort. Letztlich geht es darum, eine einladende Kirche zu sein, die die eigene Lust am Glauben auch ausstrahlt.

Die Fragen stellte Holger Spierig (epd)

Hintergrund: Am 9. Januar 1949 trat in Bielefeld-Bethel die EKD-Synode erstmals zusammen.

Quelleepd

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11 Kommentare

  1. Ich dachte immer das die Kirche der Highway zu Jesus Christus ist und die Gute Nachricht verkündigt. Aber wenn ich das so lese wird hier ein Weg hin zur Ideologie verkündet. Ist das die Agenda 2030?
    Der Evangelische Kirche ist bewusst, dass Luther die Kirche schon reformiert hat. Wenn weiterhin Massen aus dieser Kirche austreten ist eine Reform nötig, aber wie soll die aussehen? Oder ist die Agenda 2030 doch die Abschaffung der Kirche? Ich für meinen Teil brauche die Kirche nicht mehr für meinen Glauben, die Bibel ist allumfänglich in Glaubensfragen und lässt sich auch nicht umdeuten, so wie das manche Führungskräfte der Kirche meinen. Ich wünsche der Kirche Gute Besserung und Gute Reise ohne meine Mitgliedschaft. Ich habe immer noch die Hoffnung das Leute wieder auftauchen wie Bonhoeffer, Luther usw. die auf den Tisch hauen und diese Institution Kirche von der Basis her aufräumt und diese wirren Führungskräfte entfernt, dann bin ich wieder bereit einzutreten und Sonntags um 10 Uhr die Kirche zu betreten.

  2. Klingt so, als wenn sie mit der Art und Weise und Geschwindigkeit der Missbrauchsaufarbeitung in der EKD zufrieden ist.

    Sie ist wirklich schnell eine typische EKD-Funktionärin geworden, der die Opfer offensichtlich egal sind . Denn die sehen das zu Recht anders.

  3. Klimawandel, Diversität etc. Alles wie gehabt. Eine gefallsüchtige Kirche ohne christlichen Kompass. Nächstes Jahr nochmal Hunderttausende weg. Bye bye Kirche. Schade.

  4. Der Heilige Geist kehrt in das Herz eines jeden Menschen ein, der oder die Jesus ins Leben einlädt, Stichwort Übergabegebet. In dem Moment, in dem ich Jesus mein Leben anvertraute, kam der Heilige Geist und füllte die Stelle in meinem Herzen aus,die vorher durch nichts zu füllen war. Ich spürte, nun habe ich gefunden, was ich vorher verzweifelt gesucht hatte.
    Wenn die Kirche ihren Auftrag ernst nimmt, den Menschen Gottes Wort unverfälscht und rein zu verkündigen, würde auch sie ernst genommen werden. Klimawandel usw sollte kein Thema sein, diese Welt vergeht und Jesus schafft bei seinem 2. Kommen eine neue Welt.

    • Ich empfinde deine Worte als gotteslästerlich.

      Gott gab den Menschen die Welt nicht, um diese zugrunde zu richten sondern um auf diese zu achten.

    • Jesus nachfolgen und sich für die Bewahrung der Schöpfung – warum sollte das ein Gegensatz sein?

      Ich werde ganz sicher nicht alles gutheißen, was „die“ EKD tut oder einzelne Personen sagen (… Pauschalurteile passen auch nicht, dafür die Landeskirchen und Gemeinden sind schließlich sehr vielfältig). Aber die Bewahrung der guten Schöpfung Gottes ist meiner Überzeugung nach natürlich ein Auftrag an uns Christen. Sich damit „herauszureden“, dass diese Welt vergeht … Oje. Es sind 2.000 Jahre vergangen. Vielleicht vergehn weitere 200.000. Zum Glück gibt es Menschen, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Es ist mehr als nur peinlich, wenn Christen das für falsch halten.

  5. Das spricht mir aus dem Herzen!! Vielleicht sollten wir uns nicht mehr ganz so wichtig nehmen, denn es geht um Gott und seine Liebe, Er ist es mit seiner Kraft und Macht Souveränität und Beständigkeit mit der Er uns täglich begegnet, und mit der wir täglich leben können, wenn wir es wollen!!!

  6. Für mich stellt sich hier eher die Frage….was brauchen Menschen?
    Kirche soll „Einladend“ sein/werden…..da gibt es sicher unterschiedliche Auffassungen…..
    ich habe eher selten „Gemeinden“ oder Kirchen kennengelernt, denen es nicht um ihre Mitgliederzahlen geht.
    In Freikirchen wird ein Pastor von den Spenden der Mitglieder oder den Besuchern bezahlt.
    In der Evangelischen Kirche ist das wohl etwas Anders…
    Also….kommt es in Freikirchen schon auf die Mitgliederzahlen an….davon muss man dann alles bestreiten, auch das Gebäude.
    In der Evangelischen Kirche ist es ja eher die Kirchensteuer, weswegen Viele austreten!
    Für mich persönlich ist es Jesus, der mich einlädt!
    Natürlich auch die gesamte Atmosphäre der Gemeinde oder Kirche.
    Mein persönlicher Glaube spielt dabei eine große Rolle.
    Ich halte nicht viel von Gerede, wenn man nicht mit Wort und Tat dabei ist.
    Denn reden kann jeder gut.
    Es gibt Pastoren ,die sehr gut predigen können…nur die Frage ist, leben sie es auch?
    Menschen brauchen es, dass man authentisch ist im Glauben, denke ich!
    Das tut, was man sagt oder verspricht.
    Die Not ist vor der Haustür!
    Nicht nur in einem Gebäude“Kirche“ oder „Gemeinde“.
    Wie sieht denn die Liebe zum Nächsten wirklich aus?
    Ich möchte auch etwas mitnehmen, lernen und mich weiterentwickeln.
    Oder vielleicht brauchen manche Menschen einfach nur Gemeinschaft, dass Gefühl nicht alleine zu sein.
    Es ist viel Gerede….verändert wird Wenig.
    Weil jeder doch eher sich selbst der Nächste ist.
    Veränderung findet statt, indem man nicht nur sich selbst sieht, sondern auch seinen Nächsten.
    In seiner Not…so denke ich.
    Ist das überhaupt möglich, in dieser Zeit und Gesellschaft?
    Kirche wird einladend, wenn die Kirche zu den Menschen kommt!
    Nicht die Menschen zur Kirche!
    Man kann Menschen helfen, jeden Tag…auf der Straße, in der Nachbarschaft, im Einkaufsladen….
    natürlich auch im Gottesdienst.
    Was hilft ein Gottesdienst, wenn der Mensch selbst hinterher doch wieder alleine ist?
    Mit seinem Leid?
    Es braucht wirkliche Gemeinschaft der Christen untereinander…eine Einheit.
    Liebe zueinander, egal wie der Andere ist.
    Und wo er herkommt….
    davon sind wir so weit weg.
    Jeder ist von sich selbst überzeugt….
    seiner Kirche, Gemeinde oder Struktur.

    Wie sollen Menschen da einen Platz finden, der Ihnen annähernd gerecht wird?
    Gerechtigkeit…ein großes Thema….was ist schon gerecht in dieser Welt?
    Migration ist gut….ich sehe doch auch viele deutsche Staatsbürger die sehr in Not sind!
    Vielleicht sollte man auch da hin schauen…Kirche ist auch dafür da!
    Brot für arme Menschen in Deutschland!
    Essen für sozial schwache Familien…Rentner, kranke Menschen, Obdachlose.
    Hilfe im Alltag für Beeinträchtigte Menschen, körperlich und seelisch.
    Menschen zieht es in die Kirche, wenn Hilfe da ist!
    Gemeinschaft, Liebe…Familie.
    Sicher nicht, wenn sich dann sowieso nichts ändert….
    2 Stunden Gottesdienst können wenig bewirken….

    Kennt ein Pastor seine Gemeindemitglieder?
    Kümmert er sich?
    Kümmert sich Kirche um ihre Mitglieder?

    Es lädt ein, wenn sich gekümmert wird, denke ich.

  7. Qualität und nicht Quantität sind wichtig

    Es ist hier als Kommentar kaum möglich, auf alle einzelnen Antworten von Frau Heinrich einzugehen. Ich kann aber damit hier wesentlich auch einverstanden sein. Vorallem auch mit der Aussage „Kernauftrag der Kirche sind nicht möglichst hohe Mitgliederzahlen“. Vor der Hintergrund eines aus den 1970er Jahren stammenden Studie über beide großen Kirchen wird dort ausgesagt, die Kirchen erreichten nur 3 % ihrer Mitglieder. Dies dürfte auch heute noch annähernd zutreffen. Da kann man nun ausdeuten, damit sei das Glas halb leer – oder auch halbvoll. Jedenfalls muss man auch damit leben, weil auch Freikirchen mit diesen Grenzen ihrer eigenen Möglichkeiten auskommen müssen. (Die Tatsache, dass heute so viele leider allerdings austreten aus der Kirche, wenn sie nicht glauben können und die Kirche damit finanziell unstabiler wird, ist dabei ein wirkliches Problem). Denn es muss daher um Inhalte, um die Botschaft Jesu und nicht die Quanität, sondern um die Qualität der Arbeit der Kirchen gehen. Die reine Verliebheit in Zahlen ist leider disfunktional, auch wenn es mich ärgert, dass in meinem Gottesdienst in einem piepnormaler Sonntag nur ein Dutzend Leute sitzt, aber bei sehr großen Events auch eine ansehnliche Anzahl. Als Jesusfreunde und -freundinnen vertreten wir aus Sicht von Außenstehenden doch sowieso meist sehr (nicht-)absurde Prinzipien wie Nächsten- und Feindesliebe, die Wichtigkeit von Frieden, Achtsamkeit und auch die Auffassung, den Armen, Schwachen und Außenstehenden gelte unsere Priorität. In einer Welt, die sich selbst – zumindest genügend oft – als großes Haifischbecken betrachtet und man müsse daher sich auch als ein solcher Hai begreifen, darf man kirchlich-christlich nicht auf einen übergroßen populistischen Erfolg rechnen. Trotzdem können und sollten wir unsere Pfunde auch mehren und alle mitnehmen, die sich auf das wirkliche Alternativprogramm – bisweilen auch sehr antizyklisch ausgerichtet – einzulassen vermögen. Was ich fast hasse – obwohl hassen nicht gut ist – besteht darin, dass wir uns als Christinnen und Christen sehr gern in Schubladen gegenseitig einordnen. Die biblische Botschaft, auch jener die wir in einer modernen Welt sprachlich aber nicht inhalt anpassen müssen, hat auch viel größere Bandbreite als die Narrative evangelikal, liberal oder charismatisch zu sein. Fundamentalistisch möchte ich nur in dem Sinne sein, dass mein Fundament ein Gott ist, der sich nicht im Labor beweisen lässt, über den man keine Weltformel aufstellen kann, der aber ebenso nicht mittels einer überzogenen und unangreifbaren Dogmatik erklärt werden kann. Er ist nur Liebe und Jesus ist unser Erlöser, und zwar einer für alle Menschen dieser Erde. Auch wenn es eines Tages keine Kirchensteuer gibt, dann werden es trotzdem noch viele Menschen sein, die in vielen kleinen Gruppen ihren Glauben möglich exemplarisch leben und die Welt mit etwas Licht füllen. Übrigens finde ich den Spruch wahrheitsnah, dass die Statistik jene Zahlenwiedergabe darstellt, die ich selbst gefälscht habe. Niemand steht auf der Stirn geschrieben, ob in seiner Seele ein etwas größeres Licht brennt oder nur dumpfe Schatten walten. Der Heilige Geist wehte schon zu Jesu Zeiten nicht unbedingt in den Hirnen und Räumlichkeit damaliger Religionswächer, sondern nur wo er will. Eher noch die den Häusern und Hütten armer Menschen, die gerne gastfreundlich sind und damit Engel einladen: Du sollst Gott lieben, deinen Nächsten und dich selbst. Dies ist die ganze Lehre und Dogmatik, von Jesus selbst und damit vom Himmel zusammengefasst.

    • Der Heilige Geist kehrt in das Herz eines jeden Menschen ein, der oder die Jesus ins Leben einlädt, Stichwort Übergabegebet. In dem Moment, in dem ich Jesus mein Leben anvertraute, kam der Heilige Geist und füllte die Stelle in meinem Herzen aus,die vorher durch nichts zu füllen war. Ich spürte, nun habe ich gefunden, was ich vorher verzweifelt gesucht hatte.
      Wenn die Kirche ihren Auftrag ernst nimmt, den Menschen Gottes Wort unverfälscht und rein zu verkündigen, würde auch sie ernst genommen werden. Klimawandel usw sollte kein Thema sein, diese Welt vergeht und Jesus schafft bei seinem 2. Kommen eine neue Welt.

      • Abqulalifizierung von Personen ist unchristlich

        Liebe Bea, mit ihrer Meinung vom 3. Januar 19.35 Uhr habe ich kein Problem. Aber möglicherweise haben Sie nicht ganz verstanden was ich damit sagen will, wenn Qualität vor Quanítät geht. Wobei ich die beiden großen Kirchen meine, die immer schon nur 3 % der Mitglieder mit dem Evangelium wirklich erreichen. Jetzt aber treten aber die aus, die in früheren Zeiten geblieben sind und damit die Kirche (durch Mitgliederstärke) finanzielle Stabilität verliehen. Aber dies waren, wenn man ganz ehrlich ist, leider auch (fast nur) zahlende Mitglieder. Natürlich hat man hier eine Möglichkeit, auf die zuzugehen, aber offentlichlich sind die Möglichkeiten begrenzt. Warum hier alle Kritik an Anna-Nicole Heinrich abgelassen wird, ist mir sehr unverständlich. Ihr geht es doch gerade um den „Kernauftrag der Kirche“ und nicht um möglichst hohe Mitgliederzahlen“. Geradezu bösartig ist der Kommentar von Fabian Vogt: Zitat „Klimawandel, Diversität etc. Alles wie gehabt. Eine gefallsüchtige Kirche ohne christlichen Kompass. Nächstes Jahr nochmal Hunderttausende weg“! Was ist gegen eine demokratisch verfasste EKD einzuwenden? Oder dass mehr Frauen in der Ev. Kirche aktiv sind? Wenn sich die Kirche für die Bewahrung der Schöpfung einsetzt? Der andere Jörg bemängelt, man würde sich nicht für eine schnellere Aufarbeitung der Mißbrauchsvorwürfe einsetzen. Das halte ich für eine nicht bewiesene Behauptung und eine solche Aufarbeitung wird nie enden, da das eigentliche Problem leider immer eins bleiben wird, genauso wie in der Gesellschaft. Ausserdem hat die Syndodalvorsitzende auf Fragen immer nur beantwortet, die ihr der Pressedienst stellte und sie nimmt nicht Stellung zu Frage die nicht gestellt wurden. Auch Frieden und Gerechtigkeit ist ein Thema, dass etwa unter der Ruprik Bergpredigt wichtig ist. Sonst hätte Jesus in seiner Bergredenur sogenannte fromme Worte ohne konkreten Inhalt gesprochen. Diese Rede Jesu ist eben konkret, es geht um alle Menschen und für die ganze Welt. Insofern kann ich die auch hier geäußerte Kritik deshalb nicht verstehen. Die im übrigen unfair ist, weil Frau Heinrich`s Amt nicht darin besteht, vorallem theologische Kommentare abzugeben. Wir streiten hier in jesus.de um den Glauben, aber ihr wird einfach unterstellt sie haben zu wenig davon, oder einen falschen, ohne dass es auch ehrlich so benannt wird. So etwas macht man gerne in der Politik, nämlich etwas anzudeuten, einen Anschein zu unterstellen und sich gegenseitig abzuqualifizieren. Ich halte dies eben für gar nicht christlich, sondern – man möge diesen Ausdruck nicht persönlich nehmen – für scheinheilig. Frau Heinrich hatte einmal – wohl aufgrund einer Frage – geäußert, sie sei eher charismatisch geprägt. Dort würde ich mich als Person auch einordnen. Aber gerade deshalb halte ich auf das Leben als Gesamtkunstwerk für wichtig, nämlich sich für die Belange von Menschen, Gesellschaft und er Schöpfung einzusetzen.

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