Ehe – ein Leben lang. Wie kann das gelingen?

Wer heiratet, der will sich langfristig binden. Doch immer häufiger scheitern Ehen. Wie kann eine Beziehung langfristig gelingen? Und warum ist sie ein Gottesgeschenk?

Von Martin Gundlach

Wer heute Paare einlädt, sich in einer Ehe ein Leben lang aneinander zu binden, der wird häufig wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit angesehen, wie ein Dinosaurier aus anderen Jahrtausenden. Ein Leben lang? Geht das überhaupt noch? Die Scheidungsraten sprechen dafür, dass die schöne Idee in der Praxis oft scheitert.

Auf der anderen Seite wird der Start in die Ehe, die Hochzeit, zelebriert wie nie zuvor: Brautzeitschriften, Brautmodeläden, Eventberater und monatelange Vorbereitungen lassen die Hochzeiten heute oft zu sehr schönen, vor allem aber aufwändigen Feiern werden. Und manchmal rückt die Frage in den Hintergrund, was denn eigentlich nach der Feier stattfindet – wenn die Ehe erst richtig beginnt. Was das Besondere einer Ehe ist, warum sie ein besonderes Gottesgeschenk ist – darum geht es, in aller Kürze, in diesem Text.

Von Gott gestiftet

Schon auf den ersten Seiten der Bibel zeigt sich das Zusammensein von Mann und Frau als göttliche Idee: „Darum verlässt ein Mann seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind mit Leib und Seele.“ (1. Mose 2,24, HfA) Zwei bleiben zwei und werden doch eins, sie bilden zusammen die intensivste Form der menschlichen Gemeinschaft. Ein Geheimnis. Und vor allem eine Idee Gottes, denn er selbst gibt diesem Paar seinen besonderen Zuspruch: „So schuf Gott den Menschen als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie. Er segnete sie und sprach: Vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz!“ (1. Mose 1,27-28) Was immer auch in Ehen geschieht, welche unglaublich schlimmen Geschichten sich in Ehen rund um den Globus abspielen (so auch schon in der Bibel, nur ein paar Seiten später …) – die Idee der dauerhaften Gemeinschaft eines Mannes und einer Frau ist grandios, gut und göttlich.

Gegenseitiges Dienen

„Gegenseitigkeit“ – das ist ein zentraler Begriff für die Ehe. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe, in der niemand herrscht und keiner untergebuttert wird. Kein Pascha, keine Diva – sondern zwei liebende Partner, die sich gegenseitig helfen. So zu leben ist weit mehr als eine gute Vereinbarung: „Ordnet euch einander unter, so ehrt ihr Christus.“ Das schreibt Paulus an die Christen in Ephesus und sagt: Eine Ehe, die so respektvoll, hilfsbereit und unterstützend gelebt wird, ist nicht nur ein Lebensmodell, in dem Glück und Zufriedenheit wachsen können, sondern ehrt darüber hinaus Gott. Denn die göttliche Idee, sich gegenseitig zu dienen, wird in der Ehe dann sichtbar gelebt.

Dauerhafte Treue

Ehe ist ein langfristiges Projekt, gedacht für ein ganzes Leben. Dazu ist Treue die wichtigste Zutat. Treue ist nicht nur umkämpft – ja, das auch immer wieder – sondern ein großes Privileg: Es ist wunderschön, in einer Beziehung zu leben, in der man sich langfristig aufeinander verlassen kann. Die Bibel scheut sich nicht, die Treue Gottes zu seinem Volk dafür beispielhaft zu benennen: „Ich habe euch nicht verlassen, auch wenn ihr euch immer wieder gegen mich gewendet habt“, so oder ähnlich lesen wir es oft im Alten Testament. Oder: „Wenn ihr untreu seid, so bin ich doch treu.“ Diese göttliche Idee der Treue ist ein Geschenk an uns. Gott selbst lebt diese Treue und lädt uns ein, das auch zu tun.

Lebenslanges Lernen

Die Ehe, in der zwei gemeinsam treu und verlässlich leben, ist der „safe place“, der sichere Ort für mich und meinen Partner. Hier kann ich sein, wie ich wirklich bin. Hier kann ich angstfrei leben, hier kann ich mich verändern, hier kann ich dazulernen. Hier werde ich beschenkt und darf schenken. Werde geliebt und darf lieben. Werde angenommen mit allen Kanten und Macken und darf meinen Ehepartner mit all seinen Kanten und Macken annehmen. Die Ehe ist in diesem Fall ein Raum des Gedeihens – und wer das erlebt, erlebt das Glück seines Lebens.

Raum für Kinder

Die Ehe ist auch der Raum, in dem Kinder willkommen sind, in dem sie mit Vater und Mutter aufwachsen, in dem sie Geborgenheit erfahren und beziehungsfähig werden. Viele Eltern würden sagen, dass Kinder das große Glück ihres Lebens sind, die großen Gottesgeschenke für ihr Miteinander. Natürlich auch anstrengend, natürlich auch verbunden mit Scheitern, Schuld und schwierigen Erfahrungen. Aber – gerade in einer Zeit, in der das nicht mehr selbstverständlich ist – betonen wir an dieser Stelle: Kinder bereichern eine Ehe, geben den Eltern eine Perspektive, die über sie selbst hinaus weist.

Im Hafen der Ehe

„Die beiden sind endlich im Hafen der Ehe angekommen!“ So lautet ein Sprichwort, das beschreibt, dass zwei zueinander gefunden haben und jetzt zusammen ihr Leben gestalten. Das klingt richtig, ein neuer gemeinsamer Abschnitt beginnt. Aber eigentlich stimmt die Formulierung nicht. Denn jetzt geht die gemeinsame Reise erst los: Zwei Liebende segeln aus dem sicheren Hafen hinaus, bestehen gemeinsam Abenteuer, freuen sich aneinander und kämpfen sich durch den Alltag, durch ruhige Gewässer und stürmische Winde. Erkämpfen gemeinsam Siege, erleben gemeinsam Rückschläge, zusammen ist das eine noch schöner, das andere weniger schmerzhaft. Am schönsten hat der Lyriker Reiner Kunze diese gemeinsame Reise in seinem Gedicht „Rudern zwei ein Boot“ beschrieben:

RUDERN ZWEI
Rudern zwei ein Boot,
der eine
kundig der Sterne,
der andre
kundig der Stürme,
wird der eine
führn durch die Sterne,
wird der andre
führn durch die Stürme,
und am Ende, ganz am Ende
wird das Meer
‚in der Erinnerung blau sein.

Reiner Kunze. RUDERN ZWEI.
Aus: ders., Frühe Gedichte In: Gespräch mit der Amsel.
© S. Fischer Verlag GmbH. Frankfurt am Main, 1984

Martin Gundlach ist Redaktionsleiter des SCM Bundes-Verlags.


Fünf Tipps für eine gelingende Ehe

  • Entwicklung entdecken: Die große Chance einer lebenslangen Beziehung ist es, gemeinsam zu wachsen und sich gegenseitig darin zu bestärken, an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten und auch die geistliche Entwicklung des Partners zu unterstützen.
  • Zur Entscheidung stehen: Keine Partnerschaft bleibt dauerhaft leicht und glücklich. Es hilft, die grundsätzliche Entscheidung zu treffen: „Wir laufen nicht weg, wenn es schwer wird.“ Auch wenn Auseinandersetzungen mal bis in die Nacht dauern: Am Ende ist man gemeinsam gereift.
  • Respektvoll leben: Die Versuchung, in den Fehlern des anderen herumzubohren und ihn an vergange- Fünf Tipps für eine gelingende Ehe ne Versäumnisse zu erinnern, ist groß. Wenn stattdessen der Respekt füreinander im Vordergrund steht, wächst daraus ein Gefühl der Annahme und Geborgenheit.
  • Vergebung üben: Mut und Streit gehören zum Leben in der Ehe. Bevor aus Verletzungen eine ständig schwelende Bitterkeit wird, hilft es, Klärungsgespräche zu führen, einander aufrichtig zu vergeben und den Konflikt damit zu beenden.
  • Gemeinsam glauben: Am Traualtar bitten Paare um Gottes Hilfe und Segen für ihre Ehe. Eine Beziehung, die sich nicht auf die eigenen Reserven, sondern auf den gemeinsamen Glauben an Jesus stützt, gewinnt an Stabilität und Tiefe.

Dieser Artikel ist Teil unserer Serie „Basics des Glaubens“. Alle Artikel zu diesem Thema findest du auf dieser Webseite.

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