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Ewigkeit im Augenblick – die tägliche Gegenwart Jesu in unserem Leben

„Jeder Moment unseres Lebens birgt die Chance in sich, Gott zu begegnen.“ Wie sich diese Gewissheit im Alltag offenbaren kann, hat Jörg Ahlbrecht auf einer Zugfahrt erlebt – anhand eines Apfels. Welche Erkenntnis ihm Gott dabei mitgegeben hat, hat Ahlbrecht in seinem Buch „Dem Leben Flügel geben“ aufgeschrieben. Ein Auszug.

„Jeder Moment birgt das Potenzial in sich, dem lebendigen Gott zu begegnen“ – ich weiß noch, wie ich diese Überlegungen das erste Mal gelesen habe und von dieser völlig anderen Sicht auf mein Leben gepackt wurde. Ich saß in einem Zugabteil, war auf dem Weg zu einem Seminar in Augsburg und nutzte die Reisezeit zum Lesen. Der Gedanke, Gott in jedem Augenblick meines Lebens zu entdecken, hatte mich so gepackt, dass ich ganz aufgeregt wurde.

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Pixabay Schienen Zug
Foto: Pixabay

Wie würde mein Leben aussehen, wenn ich diesen Gedanken wirklich ernst nahm? Wie würde sich meine Perspektive verändern, wenn ich begann, in diesem Bewusstsein durchs Leben zu gehen – dass jeder Moment die Chance in sich trägt, Gott zu begegnen?

Während ich darüber nachdachte, bekam ich Hunger und holte einen Apfel aus meinem Rucksack, den ich mir am Morgen schnell noch eingesteckt hatte.

Dies war die Gelegenheit, meine neue Erkenntnis sofort in der Praxis auszuprobieren. Ich betrachtete den Apfel und dachte einen Moment darüber nach, was dieser Apfel über Gott aussagte. Mir fiel erst einmal nicht viel ein! Okay, als Theologe hat man eine gewisse Affinität zum Apfel – und sei es nur, um den Besserwisserbonus einzustreichen und der Welt mitzuteilen, dass es gar kein Apfel war, sondern dass in der Paradiesgeschichte nur von „Frucht“ die Rede ist. Weil mir so recht nichts einfallen wollte, begann ich, den Apfel gründlich zu betrachten. Ich sah den Apfel. Und er sah lecker aus. Er glänzte. Er wirkte saftig. Er war prall. Das Grün leuchtete. An einer Stelle hatte er leichte Sprenkel, fast wie Sommersprossen. Er wog recht schwer in meiner Hand und strahlte etwas Frisches aus. Ich glaube, ich habe noch nie so lange auf einen Apfel gestarrt. Zumindest so lange, bis mir klar wurde, dass die Mitreisenden im Zugabteil anfingen, mir irritierte Blicke zuzuwerfen. Als ich so dasaß und den Apfel betrachtete, wurde mir bewusst, wie oft ich in meinem Leben Essen einfach so in Gedanken in mich hineinstopfe, ohne es mir richtig anzuschauen. Häufig bin ich während des Essens mit anderen 160 Dingen beschäftigt und verpasse dabei diesen Anblick – den Anblick eines von Gott geschaffenen, wundervollen Kunstwerkes.

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Bild: pixabay

Aber Kunst hin oder her – ich hatte Hunger. Also biss ich hinein. Bewusst. Langsam. Spürte das Knacken der Schale. Fühlte das Spritzen von Saft in meinem Mund. Schmeckte den süßen, fruchtigen Saft … und sah die Erleichterung in den Blicken meiner Mitreisenden. Während ich mit vollen Backen kaute, musste ich daran denken, wie sehr sich das Essen des Apfels an diesem Tag von meinen üblichen Erfahrungen damit unterschied. Und ich dachte: Man kann einen Apfel einfach so essen. Oder man kann ihn essen, wie Gott sich das Essen eines Apfels gedacht hat! Mit Freude, Aufmerksamkeit und Dankbarkeit. Diesmal war ich wesentlich näher am Zweiten dran.

Das werde ich jetzt immer tun, dachte ich. Ich werde in jedem Augenblick nach Gott Ausschau halten. Ich werde mein Leben mit Freude und Dankbarkeit führen. Ich hatte gerade einen geistlichen Durchbruch. Stolz dachte ich: Ich bin gewachsen! Herr, du hast mich etwas Wesentliches erkennen lassen. Danke!

Aber das war noch nicht alles, was ich erkennen sollte! Auf mich wartete noch eine weitere Entdeckung. Diese machte ich, als der Zug langsam wieder anrollte und ich auf beiden Backen kauend das Ortsschild des Bahnhofs las, den wir gerade verließen.

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Augsburg.

Ich hatte gerade meinen Ausstieg verpasst!

Schlagartig hörte ich auf zu kauen. Innerhalb von Millisekunden kippte meine gerade tief empfundene Dankbarkeit und schlug in Zeter und Mordio um!

Herr, wieso muss mir ausgerechnet jetzt so was Blödes passieren? Da sitze ich hier und habe eine echte Offenbarung und nun das. Jetzt muss ich bis München weiterfahren. Und dann den ganzen Weg wieder zurück. Ich komme zu spät zu meinem Seminar. Und das alles nur wegen dieses blöden Apfels.

Eben noch spiritueller Riese, nun plötzlich jammernder, zeternder Zwerg!

Aber halt! War ich nicht gerade angetreten, Gott in jedem Augenblick meines Lebens suchen zu wollen? Was mache ich mit so einem Moment? War das ein Moment, in dem Gott nicht gegenwärtig war? Eben noch spiritueller Riese, nun plötzlich jammernder, zeternder Zwerg!  Wenn ich es vermasselt hatte? Wenn ich nicht aufmerksam genug war? Wenn mir Dinge passierten, die ungerecht oder einfach nur nervtötend waren?

Dies war die nächste Lektion, die ich lernen musste: Gott begegnet mir nicht nur in den schönen Dingen. Er ist durchaus auch in den Herausforderungen zu finden. Wenn ich es vermasselt habe. Wenn sich Probleme einstellen. Wenn Schwierigkeiten auftreten. Auch dann stellt sich die Frage: Was bedeutet das? Gibt es eine Möglichkeit, Gott in diesen Dingen zu begegnen? Kann ich eine Herausforderung annehmen – weil sie meinen Charakter formt oder meine Geduld trainiert? Kann ich ein Problem akzeptieren, weil es mein Tempo verlangsamt und mir hilft, nicht zu oberflächlich unterwegs zu sein? Kann ich Gott auch in den schwierigen Situationen entdecken?

Bild: pixabay

Mein innerliches Gezeter kam etwas zur Ruhe und ich fragte: „Herr, was gibst du mir damit zu verstehen? Kann ich glauben, dass du mir aus dieser Patsche heraushilfst? Oder dass du mir zumindest darin beistehst? Kann ich daraus etwas lernen?“

In diesem Augenblick war es mir, als würde Gott grinsend sagen: „Hey, nimm dich nicht so ernst! Du hast gerade etwas begriffen, und das ist klasse. Aber du hast noch viel, noch sehr viel mehr zu lernen. Vertrau mir!“

„Na gut! Und wie komme ich jetzt zurück zu meinem Seminar?“ Keine Antwort!

Im Zug erkundigte ich mich beim Schaffner nach einer Rückfahrt, aber er machte mir wenig Hoffnung. Der Zug in die Gegenrichtung verließ den Bahnhof, zehn Minuten bevor wir ihn erreichten. Und der nächste Zug ging wiederum eine Stunde später.

Und dann fügte er erklärend hinzu: „Normalerweise fahren die Leute ja nicht hin und her!“

„Nein, da haben Sie recht. Das machen nur Trottel wie ich!“ Eine Stunde warten – oh Mann! „Gott, was wird jetzt aus meinem Seminar?“

Und wieder kam die Antwort in Form einer Gegenfrage: „Vertraust du mir?“

Als ich in München ankam und zu dem Gleis ging, von dem aus ich zurückfahren sollte, stand dort ein Zug! Es war der nach Augsburg. Er hatte Verspätung. Ich konnte es erst gar nicht glauben. War dies wirklich der Zug, den ich brauchte? Er war es. Während ich innerlich kopfschüttelnd verarbeitete, was mir da gerade passiert war, kam es mir so vor, als würde sich ein breites Grinsen über den Himmel ausbreiten. So kam ich nur ein wenig zu spät zu meinem Seminar, und da noch andere Referenten mitwirkten, war das auch kein Drama.

Doch bis heute wirkt sich dieses Erlebnis aus. Meine Sicht auf mein Leben hat sich verändert.

Jeder Augenblick meines Lebens bietet mir die Gelegenheit, Gott zu begegnen. Ihn zu sehen. Von ihm zu lernen. Aus seiner Nähe Kraft zu schöpfen und mit seiner Weisheit zu leben.


Dieser Text stammt aus dem Buch:

Jörg Ahlbrecht: „Dem Leben Flügel geben. Die Kraft von geistlichen Übungen im Alltag“

Verlag: SCM R.Brockhaus

Reihe: Edition Aufatmen

Leseprobe (PDF)

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