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Forschung: „Geheime Evangelien“ sind offenbar eine Fälschung

Das sogenannte «Frau Jesus»-Papyrus sorgt seit zwei Jahren für Aufsehen in Fachwelt und Öffentlichkeit. In dem koptischen Text heißt es: "Jesus sagte zu ihnen: Meine Frau".

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Nach Einschätzung der US-Historikerin Karen Leigh King, die den Papyrusfund 2012 in Rom präsentierte, könnte damit Maria Magdalena gemeint sein. Laut dem Fragment versichert Jesus seinen Jüngern ferner, dass auch seine Frau würdig sei, Jüngerin zu sein. Die Religionshistorikerin King, Expertin für koptische Literatur an der Harvard-University, stuft das Papyrus als echt ein. Radiocarbontests sollen seinen Ursprung auf die Zeit zwischen 659 und 859 datiert haben.

 Die Herkunft des Fundes in EC-Kartengröße blieb bisher unklar. Laut King stammt das Papyrusstück von einem privaten Sammler, der anonym bleiben wolle. An der Echtheit des Fragments gibt es erhebliche Zweifel. Der zurzeit in Münster forschende Koptologe Christian Askeland sowie sein Kollege Stephen Emmel halten es für eine Fälschung. Zwar könnte das Papyrus tatsächlich aus dem 7. bis 9. Jahrhundert stammen. Doch Schreibgerät und Tinte seien identisch mit einem ebenfalls von King präsentierten Fundstück, das eindeutig gefälscht sei. Nach Meinung der Wissenschaftler entstanden die Fälschungen erst in den vergangenen zehn Jahren.

 Seit mehr als 60 Jahren tauchen über die vier bekannten Evangelien hinaus immer wieder andere Berichte über Jesu Wirken auf, etwa das "Judasevangelium", das "Thomasevangelium" oder das "Petrusevangelium". Mehrere dieser Texte stammen aus Funden, die 1945 im ägyptischen Nag Hammadi und wenige Jahre später am Toten Meer bei Qumran geborgen wurden. Die zunächst sensationell erscheinenden Schriften wurden meistens sogenannten gnostischen Bewegungen zugeschrieben, einer im frühen Christentum verbreiteten esoterischen Strömung. Gnosis ist griechisch und steht für "Erkenntnis".

 Mehrere der frühchristlichen Texte, der sogenannten Apokryphen (griechisch für "verborgen"), wurden aus inhaltlichen oder religionspolitischen Gründen nicht in den Bibelkanon aufgenommen. Metropolit Athanasius von Alexandria bestimmte 367 nach Christus aus den bis dahin in den Gemeinden kursierenden zahlreichen Schriften 27 Bücher des heutigen Neuen Testaments zur verbindlichen Glaubenslehre. Die Texte der Gnostiker wurden als Ketzerlehren verfemt und ihre Anhänger verfolgt. Seitdem sorgen die "verborgenen Evangelien" immer wieder für neue Spekulationen. Viele der vermeintlich neuen Erkenntnisse sind jedoch seit Jahren widerlegt.

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(Quelle: epd)

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