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Frauen, Finanzen und der liebe Gott

Gott vertrauen? Den Männern? Oder selbst aktiv werden? Manche Frauen überlassen die Finanzen ihrem Partner, dabei ist ein guter Überblick wichtig.

Von Veronika Smoor

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In unserem Arbeitszimmer steht eine blaue Truhe. Diese haben wir uns vor Jahren angeschafft und mit einem Registersystem ausgestattet, um endlich Ordnung in unsere chaotische Ablage zu bringen. Ich muss sagen, es hat wunderbar funktioniert! Aber die Truhe öffne ich trotzdem nur, wenn es unbedingt sein muss. Zum Beispiel, wenn ich alle paar Monate unseren Ablageberg bezwinge. Dabei fällt mir auch unser Finanzordner in die Hände und dieser löst ein diffuses Unbehagen in mir aus. Habe ich noch den Überblick? Sollten wir nicht mal wieder alle Geldanlagen und Versicherungen überprüfen? Und dieses Unbehagen mündet in die Frage aller Fragen: Bin ich denn genug abgesichert, falls meinem Mann etwas passiert?

Finanziellen Überblick verschaffen

Wir schieben diese Fragen gerne weit weg von uns. Genauso wie die Frage nach dem eigenen Testament oder wann wir zum letzten Mal die Kühltruhe entfrostet haben. Mein Unbehagen wird durch den Umstand verstärkt, dass ich Freiberuflerin bin. Niemand zahlt für mich in eine Rentenkasse ein. Und jedes Mal, wenn mein Rentenbescheid ins Haus flattert, steigen mir Tränen in die Augen. Nicht vor Freude, soviel ist klar. Ich muss den Stier bei den Hörnern packen, proaktiv werden. Und das ist etwas, was manche Frauen tendenziell nicht gerne tun, verrät mir Finanzfachfrau Franziska Köller in einem persönlichen Gespräch. Sie betont, wie wichtig es ist, dass beide Partner einen Überblick über die finanzielle Situation haben. Dabei darf ruhig einer der Partner den Feinüberblick haben. Aber beide sollten wissen, was da an Versicherungen und Geldanlagen in den Ablagen schlummert.

Wenn man sich bereits zu Anfang der Ehe finanziell gut aufgestellt hat, erspart einem dies das erschreckte Aufwachen in späteren Ehejahren. Spätestens mit Anfang 50 sollte man sich Gedanken über seine Altersvorsorge machen, so Köller. Das ist ein guter Zeitpunkt für einen grundsätzlichen Check: Wurde bereits angespart? Wenn ja, wie viel? Und was müsste man gegebenenfalls noch drauflegen, damit man im Alter gut abgesichert ist?

Da gilt es, alles auf den Prüfstand zu stellen und die eigenen Ziele in den Blick zu nehmen: Will ich bis 67 arbeiten oder schon eher in Rente oder Altersteilzeit gehen? Sind die Kinder im Fokus oder wollen wir stärker an uns selbst denken? Werden wir bis zum Renteneintritt schuldenlos sein? Gerade bei letzterer Frage empfiehlt Köller die Überprüfung der aktuellen Rate. Wird sie ausreichen, um bis Anfang oder Mitte 60 das Haus oder die Wohnung abbezahlt zu haben? Oder sollte man die Rate neu anpassen, wenn es die finanziellen Umstände zulassen?

Vorbereitet auf finanzielle Schwierigkeiten

Ein Kind im Studium kommt unter Umständen auch mit 50 Euro weniger aus. Und wenn man diese kleinen Summen in die eigene Vorsorge oder Rate steckt, ist das ein gesunder Egoismus, zu dem die Finanzfachfrau Köller rät. Sie beobachtet in ihrer Beratungsarbeit, dass manche Frauen tendenziell das Finanzthema und damit die Eigenverantwortung von sich schieben und lieber „den Partner machen lassen“. Deshalb sollte spätestens jetzt die Frau das Heft in die Hand nehmen (oder besser den Finanzordner) und den Mann bitten, sie mit ins Boot zu holen.

Das hat nichts mit Misstrauen gegenüber dem Partner zu tun, sondern ein Überblick und Finanzkompetenz entlasten in kritischen Situationen, wie zum Beispiel dem Tod des Partners. Manchmal kann es aber auch sinnvoll sein, sich als Frau zunächst eine Finanzberaterin zu suchen, bei der sie ungefiltert all ihre Fragen stellen kann und sich fit machen lässt. Ich kann das absolut nachvollziehen, weil ich sehr oft das Gefühl habe, dumme Fragen zu stellen (Wie, du weißt immer noch nicht, was Verzinsung ist?).

Man rechnet zwar nicht damit, aber Scheidungen kommen in den besten Familien vor. Auch der Glaube feit einen davor nicht. Hat sich die Frau in regelmäßigen Abständen einen Überblick über die finanziellen Verhältnisse geschaffen, so kann man ihr im Scheidungsprozess auch nicht so leicht das Heft aus der Hand nehmen. Der Paarberater Carsten Gutknecht-Stöhr empfiehlt den Partnern im traurigen Fall der Fälle eine außergerichtliche Einigung.

Richtige und falsche Finanzentscheidungen

Gute Berater oder Beraterinnen sind hier Gold wert. „Anwälte schlucken enorme Kosten. Da wird unnötig Geld verbrannt, welches doch eigentlich den Kindern und den Ehepartnern zusteht“, so Gutknecht-Stöhr. Er fügt hinzu: „Gott hat uns einen Verstand gegeben, der uns anleitet, vorzusorgen. Den dürfen wir doch nutzen.“ Im Gespräch erläutert er mir, dass es in der finanziellen Absicherung kein absolutes Richtig und Falsch gibt. Aus seiner Paarberatung weiß er, dass jedes Ehepaar eine andere, wertfreie Herangehensweise hat. Es kann eine Option sein, im Hier und Jetzt Gott zu vertrauen und dann bewusst im Alter Abstriche zu machen.

Oder eben in der Gegenwart bescheiden zu leben, weil die Sicherheit im Alter Priorität hat. Gutknecht-Stöhr beobachtet jedoch, dass die Ansprüche ans Leben gestiegen sind. „Man kann auch mit Bescheidenheit glücklich sein. Braucht es das zweite Auto? Den zweiten Urlaub?“ Ich höre hier eine Empfehlung heraus, nicht unnötig über die Stränge zu schlagen. Aber auch das Leben im Hier und Jetzt in Bescheidenheit zu genießen. Schmunzelnd empfiehlt der Paarberater, sich etwas von der südländischen Mentalität abzuschauen: „Ein Baguette, ein paar Oliven, Freunde und ein Glas Rotwein. Mit dieser Art von Bescheidenheit kann man gut leben.“

Eine Gruppe von Freunden sitzt mit Wein und Essen an einem Tisch.
Foto: courtneyk / E+ / gettyimages

Kluge Vorsorge und Finanzplanung

Ich mag die Verknüpfung von Gottvertrauen, glücklicher Bescheidenheit und der eigenverantwortlichen klugen Vorsorge. Das erinnert mich an den Lobgesang auf die Frau in Sprüche 31: „Sie hält nach einem Feld Ausschau und kauft es, um von dem Gewinn einen Weinberg anzupflanzen. Sie ist energisch und stark und arbeitet hart. Sie achtet darauf, guten Gewinn zu erzielen; ihre Lampe brennt bis tief in die Nacht hinein. Ihre Hände spinnen fleißig Garn, ihre Finger zwirbeln geschickt den Faden. Sie hat stets eine offene Hand für die Armen und gibt den Bedürftigen großzügig. Sie fürchtet den Winter nicht für ihre Familie, denn alle haben warme Kleidung (…). Sie strahlt Kraft und Würde aus, und sie lacht und hat keine Angst vor dem kommenden Tag.“

Diese Worte werben für eine proaktive Lebensführung, wo wir eben nicht die Eigenverantwortung in die Hände Gottes oder der Angst abgeben, sondern die Möglichkeiten nutzen, die sich uns bieten. Manches fliegt uns leicht zu, anderes müssen wir uns erarbeiten. Ich zum Beispiel muss mir finanzielles Knowhow immer wieder hart erarbeiten. Worte fliegen mir zu, Wirtschaftswissen nicht. Und trotzdem klemme ich mich immer wieder dahinter, will verstehen, weise wirtschaften.

Care- versus Lohnarbeit

Manchmal beschleicht mich aber trotzdem das Gefühl, wirtschaftlich nicht genug in den Baby- und Kinderjahren zum Familieneinkommen beigetragen zu haben. Ich bin nämlich ganz klassisch zu Hause geblieben und habe mir in den folgenden Jahren eine kleine Selbstständigkeit aufgebaut. Und ich weiß, dass ich mit diesem Gefühl nicht allein bin. Hier sieht der Paarberater Carsten Gutknecht-Stöhr in erster Linie die Problematik in der Bewertung der unterschiedlichen Tätigkeiten. Gesamtgesellschaftlich würde die Leistung der Frau nicht gewürdigt.

Er empfiehlt, aus einem Topf zu wirtschaften, damit keine „Meins-Deins-Streitereien“ entbrennen. Was immer aber der Hauptverdiener in dieser Zeit erwirtschaftet hat, hat der Partner grundsätzlich miterwirtschaftet, wenn man hier die Care- und Familienarbeit dazuzählt, erklärt Gutknecht-Stöhr. Und weiter betont er, wie wichtig es ist, dass der Partner zu Hause spürt, sieht und erlebt, dass er abgesichert ist. Schon allein aus psychologischer Sicht ist das Wissen ums Abgesichert-Sein nicht nur eine Wertschätzung, sondern trägt auch zum Frieden in der Partnerschaft bei.

Ehe-Finanztermin

Wenn die Kinder aus dem Haus gehen und selbstständig werden, eröffnen sich meist ganz neue Horizonte. Da kann es durchaus passieren, dass jeder neue Träume entwickelt. Und die können in ganz unterschiedliche Richtungen gehen. Der eine möchte nun endlich sein Reisefieber ausleben, die andere hat den Wunsch nach mehr Häuslichkeit und sieht sich im Kreise der Kinder und Enkel. Paarberater Gutknecht-Stöhr weist darauf hin, dass gerade in solchen neuen Lebenssituationen das gemeinsame Gespräch A und O ist. Wovon man noch vor zehn Jahren gemeinsam träumte, kann heute ganz anders aussehen. Aber wenn der Partner oder die Partnerin nichts davon weiß, wird es schwierig, gute gemeinsame Wege ins Alter hinein zu entwickeln und dementsprechend auch finanziell klug hauszuhalten.

Finanzmaklerin Köller rät zu einem gemeinsamen Finanztermin spätestens alle drei bis fünf Jahre. Und auf jeden Fall immer, wenn sich das Leben ändert, zum Beispiel durch eine Jobveränderung, den Auszug der Kinder, den Eintritt ins Rentenalter. Demnächst steht bei uns mal wieder ein Ehe-Finanztermin an. Zunächst verschaffen wir uns einen Überblick. Dabei helfen Exceltabellen und Rotwein. Dann müssen wir uns vor allem anderen einig über unsere Ziele werden. Welches Gewicht darf und muss die Vorsorge haben? Welches Gewicht unsere jetzigen Bedürfnisse? Das erfordert die Bereitschaft, zuzuhören, Kompromisse zu schließen und einen gemeinsamen Weg zu entwickeln. Das ist immer eine spannende Sache. Ja, auch herausfordernd, weil ein Streit direkt ums Eck lauern könnte. Und dann die großen Fragen: Was müssen wir neu anpassen? Wo haben sich neue Sparpotenziale aufgetan? Was ist mittlerweile überflüssig geworden (liebe Rechtsschutzversicherung, ich blicke in deine Richtung!)?

Und dann darf der Ordner für weitere drei Jahre oder bis zur nächsten Lebensveränderung in der blauen Truhe verschwinden. „Hauptsache ist, dass man weiß, wo der Finanzordner überhaupt steht“, lacht Franziska Köller am Ende unseres Gesprächs. Na, dann habe ich ja alles richtig gemacht!


Dieser Artikel ist im Magazin Family Next (Ausgabe 6/2021) erschienen. Family Next ist ein Produkt des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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