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Gemeindewachstum: Hoffnungsvoller Realismus

Hoffnung bewahren in Zeiten sinkender Kirchenmitgliedszahlen – wie geht das? Antworten vom Theologen Dr. Philipp Bartholomä.

Von Daniel Wildraut

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Dr. Philipp Bartholomä ist Professor für Praktische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen. Er forscht im Bereich Evangelisation und Freikirchen. Seine Hoffnung für die Kirche gründet er auf den auferstandenen Christus. „Aber ich möchte dennoch einen nüchternen Blick auf die missionarische Realität unseres Landes werfen“, sagt er zu Beginn seines Vortrags beim Willow-Creek-Leitungskongress in Karlsruhe.

Ein Blick auf die Zahlen zeige: Die meisten freikirchlichen Bünde stagnieren bei den Mitgliederzahlen oder verzeichnen sogar einen Rückgang. Wo es Wachstum gebe, da seien es größtenteils Gemeinden mit migrantischem Hintergrund. In den „deutschen“ Gemeinden liege das Wachstum, je nach Bund, statistisch betrachtet bei etwas mehr als einer Person – pro Jahr und einzelner Gemeinde. „Und das schließt bereits missionarisches Wachstum und Transferwachstum aus anderen Kirchen mit ein“, sagt Bartholomä. Ein Verband führe seit vielen Jahren eine Statistik der Bekehrungszahlen. Zwischen 2012 und 2021 seien pro Jahr im Schnitt 356 Bekehrungen registriert worden. Umgerechnet 0,7 Bekehrte pro Gemeinde und Jahr. Das klingt nicht nach einer großen Erweckung.

Und welche Menschen erreichen Freikirchen? Lediglich acht Prozent sind sogenannte „säkularisierte Menschen“, erklärt der Theologe. „Der Rest war vorher schon freikirchlich oder kirchlich geprägt. Das ist kein Grund zur Resignation, aber diese Realität ist ernüchternd“, konstatiert der Theologe.

Nicht zynisch werden

Es stellt sich die Frage: Wie können Christinnen und Christen angesichts dieser Zahlen missionarisch leidenschaftlich bleiben? Hier wirbt Bartholomä für einen „hoffnungsvollen Realismus“. „Es besteht die Gefahr, dass wir zynisch und verbittert werden, aber wir dürfen nicht die kleinen, unansehnlichen Anfänge verachten“ (in Anlehnung an Sacharja 4,10). Er fragt die Teilnehmenden im Messesaal: „Können wir uns tatsächlich noch über den Einen freuen, der umkehrt? Oder ist einer zu wenig?“

„Ja, es gibt noch Leuchtturm-Projekte. Aber in der Summe betrachtet sind auch das nur kleine Anfänge“, sagt der Theologe. „In unserer nachchristlich-säkularen Gesellschaft spricht wenig für einen Boom. Wenn wir das ausblenden, crashen wir an einem überzogenen Erwartungsdruck.“ Bartholomä weiter: „Bezogen auf die Größe sind wir nicht die ‚Special Ones‘, sondern die ‚Normal Ones‘. Es brauche einen hoffnungsvollen Realismus. Eine Demut, die kleinen Anfänge und Aufbrüche nicht zu verachten.“ Er selbst habe „große Hoffnung, weil Jesus auferstanden ist.“

Der Theologe schließt mit einem emotionalen Appell: „Wir sollten uns dieses hoffnungsvolle Gebet aneignen: Herr, erbarme dich unser und schenke uns Hingabe. Lass und dranbleiben. Treu und geduldig.“

Willow Creek Deutschland ist ein überkonfessionelles Netzwerk, das haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter ermöglichen will, ihre Berufung zu entdecken. Seit 1996 finden Kongresse in Deutschland statt – zuletzt 2022 in Leipzig.

Noch mehr Beiträge über den Leitungskongress 2024 findet ihr hier.


Transparenzhinweis: Das Jesus.de-Team unterstützte während des Leitungskongresses die Pressearbeit von Willow Creek Deutschland.

1 Kommentar

  1. Das hört sich tatsächlich ernüchternd an. Schade, dass nicht mehr Menschen ohne besondere kirchliche Prägung erreicht werden. Aber sehr positiv ist doch, dass zumindest die migrantischen Gemeinden wachsen.

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