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Glocken gegen Parolen: Dortmunder Kirchen sollen auch nach Neonazi-Besetzung offen bleiben

Nach der kurzzeitigen Besetzung der Dortmunder Reinoldikirche durch Neonazis will der evangelische Kirchenkreis Dortmund seine Stadtkirchen weiterhin täglich für die Bevölkerung offen halten. „Alle Menschen, die in friedlicher Absicht kommen, sind uns jederzeit willkommen“, erklärte Superintendent Ulf Schlüter am Samstag.

Schlüter verurteilte die Besetzung der Innenstadtkirche scharf: „Die Aktion belegt einmal mehr, dass den Rechtsextremisten nichts heilig ist – eine Kirche so wenig wie das friedliche Zusammenleben der Menschen in der Stadt.“

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Am Freitagabend hatten Rechtsextremisten den Turm der Reinoldikirche vorübergehend besetzt. Nach Polizeiangaben verbarrikadierten sie sich, hängten ein Transparent an die Brüstung und zündeten Feuerwerkskörper. Die Polizei nahm sieben Männer und eine Frau aus Dortmund, Chemnitz, Wuppertal und Düsseldorf vorübergehend fest. Drei weitere Dortmunder seien im Umfeld der Kirche in Gewahrsam genommen worden. Mittlerweile sind den Angaben zufolge alle wieder auf freiem Fuß. Gegen sie laufen Strafverfahren unter anderem wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole sowie Störung der Religionsausübung.

Nach Angaben des Dortmunder Pfarrers Friedrich Stiller hatten die Rechtsextremisten über ein Megafon auch Parolen skandiert. Gemeindevertreter hätten daraufhin aber die Kirchenglocken eingeschaltet und die Neonazis damit übertönt.

Kirchenleiter beziehen klare Stellung gegen „Rechts“

Superintendent Schlüter verurteilte die Besetzung als „einen skrupellosen Missbrauch des Kirchengebäudes und eine tiefe Respektlosigkeit“. „Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus haben keinerlei Raum bei uns“, erklärte der leitende Theologe des Kirchenkreises. Die evangelische Kirche in Dortmund werde weiterhin am Dialog mit Menschen anderer Religionen und Kulturen festhalten.

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Stiller, der auch Sprecher des Dortmunder Arbeitskreises gegen Rechtsextremismus ist, wertete die Besetzung als „klare Provokation“ der Neonazis. „Wir stehen ein für ein friedliches Miteinander in Dortmund“, sagte der Pfarrer am Samstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Neonazi-Präventionsprogramm muss weiter gefördert werden

Derweil forderte der Dortmunder Sonderbeauftragte für Toleranz und Demokratie, Hartmut Anders-Hoepgen, mehr Bundesmittel für das Neonazi-Aussteigerprogramm „Comeback“. „Das Geld der Stadt, die jährlich 50.000 Euro bereitstellt, reicht nicht mehr aus“, sagte er dem epd. Das Projekt müsse dringend weiter ausgebaut werden, denn die rechtsextremistische Szene in Dortmund habe ihre Aktivitäten längst über die Stadtgrenzen hinaus ausgedehnt. Er forderte das Bundesfamilienministerium auf, 200.000 Euro für den Ausbau der Beratungsarbeit bereitzustellen. „Comeback“ hilft Rechtsextremen, die sich von der Neonazi-Szene lösen wollen, und leistet Präventionsarbeit.

Quelleepd

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