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Gott als Schöpfer

Wir Menschen sind kein Produkt des Zufalls. Gott ist Schöpfer. Das ist einer der Kernpunkte des christlichen Glaubens. Lässt sich das auch wissenschaftlich „fassen“? Manche lassen Gott als Idee in der Natur aufgehen. Alexander Garth erklärt, warum das Reden von „kreativer Materie“ Etikettenschwindel ist. Allerdings hält er auch nichts davon, aus dem Wunder des Lebens den Gottesbeweis des 21. Jahrhunderts zu machen.

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1998 veröffentlichte Der Spiegel einen Artikel zum Thema „Der erschöpfte Schöpfer. Astronomen entdecken Gott“, in dem der verwunderte Leser zur Kenntnis nehmen konnte, dass sich viele Naturwissenschaftler die immer wundersamer erscheinende Entstehung des Universums nur durch einen Schöpfer erklären können. Überhaupt könne das Universum nur durch einen Gott funktionieren.

Allan Sandage, von der Astronomenzunft ehrfürchtig „Mister Cosmology“ genannt, beschäftigte sich über ein halbes Jahrhundert lang mit der Frage: „Wie alt ist das Universum?“ Heute legt der ehemals streitbare Atheist ein überraschendes Bekenntnis ab: „Die Erforschung des Universums hat mir gezeigt, dass die Existenz von Materie ein Wunder ist, das sich nur übernatürlich erklären lässt.“ Schon 1964 resümierte der Physik-Nobelpreisträger Charles Townes: „Bei den Gesetzen des Universums ist ein intelligentes Wesen involviert.“ Was bringt nüchterne Wissenschaftler dazu, Gottes Walten im Universum zu entdecken? Ob wir in den Makrokosmos schauen – in das All mit seinen Planeten, Sternen und Galaxien – oder ob wir einen Blick in den Mikrokosmos werfen – die Anordnung der Atome, das Funktionieren eines Zellkernes –, überall erkennen wir eine faszinierende Organisation. Uns umgibt ein gigantisches Ordnungssystem, das geheimnisvoll in der Balance gehalten wird. Und wir fragen staunend: Wie ist aus dem Chaos von Materie und Energie so eine großartige Harmonie entstanden, die nicht aus dem Gleichgewicht gerät?

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Physiker entdecken im ganzen Universum eine geniale Zielplanung, die das sinnlose Walten eines Zufalls absurd erscheinen lässt. Johann Dorscher, Astrophysiker an der Universität Jena, sagt: „Es hat wirklich den Anschein, als ob wir von Anfang an eingeplant gewesen wären.“ Vor einigen Jahren machte das Wissenschaftsmagazin Nature eine Umfrage unter Biologen, Physikern und Mathematikern. Das überraschende Ergebnis: Rund 40 Prozent der Forscher glauben an einen persönlichen Gott. Offensichtlich sind Naturwissenschaftler viel gläubiger als die Gesellschaft im Allgemeinen.

Die kreative Kapazität von Materie ist ein Mythos

Genügt das Prinzip Zufall, um das Werden hochkomplexer und intelligenter Systeme zu erklären? Kann aus kruder Materie in Billionen Jahren zufällig eine Maus entstehen? Ist da nicht eine ordnende, intelligente Macht am Werk? Wer ist sie? Die Natur? Ist nicht vielleicht die Materie selbst die ordnende Instanz? Ein Lösungsversuch, um die Entstehung von Information aus lebloser Materie zu erklären, besteht darin, den Materiebegriff zu verändern. Schließlich muss der Hang zu intelligenter Systembildung irgendwo herkommen. Materie ist demnach nicht mehr einfach tot und leblos. Sie wird nun selbst zur planenden und schaffenden Instanz. Sie besitzt aus sich heraus die kreative Kapazität, sich zu intelligenten, komplexen Bioorganismen hochzuorganisieren.

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Diese Grundannahme hat sich tief in das populäre Denken eingenistet und findet seinen volkstümlichen Ausdruck in Sätzen, die sich bei Biologielehrern und anderen Welterklärern großer Beliebtheit erfreuen: „Das hat die Natur so eingerichtet“, „da hat sich die Natur etwas dabei gedacht“. Die Natur bzw. die Materie kann plötzlich etwas, das eigentlich nur Gott und sein Ebenbild, der Mensch, können: denken und sinnvolle Dinge planen und schaffen. Mit anderen Worten: Die Materie bekommt eine religiöse Dimension und Dignität. Die Maus aus lebloser Materie war möglich, weil die Natur kreativ ist. Gott als uns unendlich überlegene kreative und machtvolle Intelligenz wird ersetzt durch eine intelligente, wollende und kreative Materie. Das ist Etikettenschwindel.

Foto: Pixabay

Für diese übrigens über zweitausend Jahre alte Lehre, dass Gott in der Materie aufgehe beziehungsweise mit ihr identisch sei, gibt es in der Philosophie einen traditionsreichen Begriff: Pantheismus. Mit anderen Worten: Der atheistische Glaube an die kreative Kraft der Natur ist eine säkulare Variante des Pantheismus. Gott wird entpersonalisiert und als Materie gedacht. Diese bringt nun all die wunderbaren Dinge fertig, die vorher Gott zugeschrieben wurden. Der Glaube an den Zufall, der aus lebloser Materie das Leben entstehen ließ, ist eigentlich säkularisierte Religion. Dass sich das Leben von selbst entwickelte, ohne das Wirken einer genialen, kreativen Über-Intelligenz, allein durch das launische Spiel des Zufalls, hat die Dimension eines quasi-religiösen Glaubens. Wir glauben an die Kreativität der Materie, die tatsächlich Leben entstehen ließ, indem Materie, Energie, sehr viel Zeit und Zufall zusammenkamen und großartige intelligente Dinge zustande brachten.

Dieser Glaube beinhaltet ein großes und blindes Vertrauen in die Macht der Natur, die das schon irgendwie hingekriegt hat, dass hoch komplizierte, schlaue Systeme das Ergebnis von viel Zufall sind. Wer so glaubt, ist äußerst glaubensstark. An das kreative Wirken von Zufällen zu glauben im Angesicht dieser herrlichen Welt mit ihren Wunderwerken von Lebensformen, ist ein viel größerer und mirakulöserer Glaube als der Glaube an einen Schöpfer. Es erscheint mir einfacher, an Gott zu glauben als an die intelligente Selbstorganisierung von Materie.

Kein neuer Gottesbeweis!

Der Glaube sagt: Das Leben ist nicht zufällig entstanden. Ein Schöpfergott hat es geschaffen. Diese Aussage ist für den Glaubenden folgerichtig und legitim. Problematisch wird es aber, wenn Gott auf naturwissenschaftlicher Ebene bewiesen werden soll, weil der Zufall als Kriterium nicht haltbar ist. Der Kreationismus versucht aus dem Wunder des Lebens eine Art Gottesbeweis des 21. Jahrhunderts zu konstruieren. Gott aber ist und bleibt nicht beweisbar! Er entzieht sich aller menschlichen Beweisbarkeit, einfach weil er Gott ist. Ein beweisbarer Gott ist kein Gott. Wir ziehen ihn damit in die Kategorien menschlichen Denkens. Gott lässt sich nicht von menschlicher Logik festnageln. Der Glaube an Gott, den Schöpfer, bleibt ein Glaube. Gott selbst will es so, weil Glaube aus der Freiheit erwachsen muss, sich Gott anzuvertrauen. Glaube ist im christlichen Sinne keine Vermutung, dass es Gott gibt, sondern die Gewissheit, dass Gott vertrauenswürdig ist. Glaube ist das Ergriffensein von dem unbegreifbaren Gott. Ich will das Anliegen dieses Kapitels über Gott und Naturwissenschaft zusammenfassen.

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Erstens: Die Theorie einer Entstehung des Lebens durch Evolution, die allgemeiner wissenschaftlicher Konsens ist, sagt gar nichts darüber aus, ob ein Schöpfergott am Werke war. Schullehrer und andere Zeitgenossen, die behaupten, es gäbe keinen Gott, da ja ein Schöpfergott dank der Evolutionstheorie widerlegt sei, überschreiten nicht nur ihre Kompetenz; sie irren sich und betätigen sich als Demagogen.

Zweitens: Es gibt gute Gründe dafür, an einen Schöpfergott zu glauben. Aus der Sicht des Glaubenden ergibt eine Schöpfung Sinn, ein Glaube an eine Evolution ohne Gott Un-Sinn. Für die Schöpfung gibt es viele (auch naturwissenschaftliche) Hinweise, aber eben keine Beweise. Und das ist gut so! Für die Schöpfung gibt es viele (auch naturwissenschaftliche) Hinweise, aber eben keine Beweise. Und das ist gut so.


Alexander Garth ist evangelischer Theologe, Gründer der Jungen Kirche Berlin und seit 2017 Pfarrer an der Stadtkirche in Wittenberg.
Der Text oben ist ein gekürzter Abschnitt aus seinem Buch:

Warum ich kein Atheist bin: Glaube für Skeptiker

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