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Friedensdiplomat: Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter wird 85

Als Präsident der USA wurde Jimmy Carter zum Ende seiner Amtszeit belächelt und sogar angefeindet. Später erwarb er sich großen Respekt als Friedensdiplomat und Autor.

Dabei spricht Carter mit jedem Lebensjahr anscheinend umso deutlicher aus, was er denkt. So lösen seine Reisen in den Nahen Osten und seine Kommentare zum Israel-Palästina-Konflikt gelegentlich heftige Kritik aus. Politisch hat sich der Mann aus dem US-Bundesstaat Georgia nach links bewegt. Am 1. Oktober feiert der Friedensnobelpreisträger und gläubige Baptist seinen 85. Geburtstag.

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James Earl Carter, der aus dem 700-Einwohner-Ort Plains kommt, wurde 1976 mit dem Wahlslogan «Ich werde Sie nie anlügen» zum 39. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Der ehemalige Nuklearingenieur, Erdnussfarmer und frühere Gouverneur von Georgia wollte die vom Vietnamkrieg zerrissene Nation heilen und der Welt zeigen, dass «unser demokratisches System nachahmenswert ist».

Außenpolitik im Zeichen des Kalten Krieges

Dabei hatte er es als Präsident nicht leicht: In seine Amtszeit (1977-1981) fielen die Öl- und Wirtschaftskrisen, die gescheiterte Befreiungsaktion von 52 amerikanischen Geiseln in Teheran, der Streit in Deutschland um die Nachrüstung mit Pershing-2-Raketen und der Aufbau der «schnellen Eingreifstreitkräfte» für den Nahen Osten.

Spätestens nach der sowjetischen Intervention in Afghanistan 1979 stand Carters Außenpolitik im Zeichen des Kalten Krieges. Seine Gegner warfen ihm vor, sich in der sicherheitspolitischen Auseinandersetzung naiv zu verhalten. Unter dem Druck konservativer Kräfte wurden auch seine Menschenrechtshinweise zum rhetorischen Kampf-Instrument im Ost-West-Konflikt.

Nach seiner Wahlniederlage 1980 gegen den Republikaner Ronald Reagan begann für Carter ein neues Leben. Ohne staatsmännische Verantwortung wirkte er von einer Last befreit. In einem Fernsehinterview sagte er: «Als ich das Weiße Haus verließ, war ich noch ziemlich jung, und ich hatte noch vielleicht 25 produktive Jahre vor mir.»

Als Konfliktschlichter erfolgreich

Andere Ex-Präsidenten halten hoch dotierte Reden und verdienen Millionen als Unternehmensberater. Jimmy Carter hingegen gründete in Atlanta sein «Carter Center für Menschenrechte». Er und seine Mitarbeiter bereisen die Welt als Wahlbebachter. Der Ex-Präsident bemüht sich zudem persönlich um Konfliktschlichtung. Im Sommer 1994 trug er in Haiti zum Rücktritt des Militärregimes bei, auch bei Konflikten in Äthiopien, Nordkorea und im Sudan vermittelte Carter.

In den vergangenen Jahren engagierte sich Carter, der in seiner Amtszeit bereits den Camp-David-Friedensschluss zwischen Ägypten und Israel vermittelte, besonders im Nahostkonflikt. Dabei provoziert er bisweilen: Die israelische «Kolonisierung palästinensischen Landes» sei das größte Hindernis zu einem Friedensabkommen im Heiligen Land, schreib Carter 2006 im seinem nach Ansicht von Kritikern einseitigen und provokativen Buch «Palästina: Frieden oder Apartheid». Scharf griff Carter auch George W. Bush für den Irakkrieg von 2003 an.

Bei Carter, der sich 2008 im Vorwahlkampf der Demokraten für Barack Obama aussprach, scheint sein christlicher Glaube wichtige Antriebsfeder für sein Engagement zu sein. Dabei bleibt er kritisch: Der Sonntagsschullehrer distanzierte sich von seiner Heimatkirche, dem Südlichen Baptistenverband, weil der konservativ-rigide sei. Auch moniert er, dass in vielen Religionen Frauen diskriminiert würden.

Über seinen Glauben schreibt der Vater von vier Kindern Sachbücher. Zudem hat er Kinderbücher, Gedichte und Liebesgedichte für seine Frau Rosalynn veröffentlicht. Unter dem Titel «Die Tugenden des Alterns» schilderte er sein 63 Jahre währendes Eheglück.

Quelleepd

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