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Jünger Jesu sein – was bedeutet das?

Wer waren die Jünger von Jesus, was sollten sie lernen – und was bedeutet ihr Vorbild für uns heute? Am Verständnis von Jüngerschaft hängt unser Verständnis vom Glauben, meint Pastor Sebastian Wickel.

„Denn Gott hat seinen Sohn (Jesus) nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“
Die Bibel, Johannes 3,17

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Jesus startet eine Bewegung

Mit dieser globalen Perspektive ist Jesus in die Welt gesandt. Im Vergleich dazu verwundert, wie klein das Gebiet ist, in dem Jesus zu seiner Erdenzeit gewirkt hat. Warum ist Jesus lokal so begrenzt unterwegs? Gerade in Anbetracht des großen Zieles? Welchen Vorteil hat das lokale Wirken Jesu im Vergleich zu der weltweiten und digitalen Variante, wie sie heute möglich wäre? Mir ist ein Vorzug eingefallen: Die echte Begegnung mitten im Leben. Gott hat ein größeres Ziel, als Informationen an alle Menschen zu verteilen. Sein Bestreben ist es, Menschen zu begegnen und deren Leben nachhaltig zu verändern. Und dazu investiert Jesus sich über drei Jahre schwerpunktmäßig in zwölf Leute „und ein paar drumherum“: seine Jünger.

Christ sein heißt Jünger sein

Wo liegt der Unterschied zwischen einem Christen und einem Jünger? Eine kleine „Randbemerkung“ aus der Apostelgeschichte hat mich aufmerken lassen: „Zu der Zeit begann man, die Jüngerinnen und Jünger Christen zu nennen.“ (Apostelgeschichte 11,26). Diese kleine Notiz besagt: Ein Christ ist nichts anderes als ein Jünger Jesu. Die Menschen in Antiochia benannten sie nach ihrem Herrn und Rabbi Jesus Christus. „Christ“ war also eine Fremdbezeichnung, die für die Jünger von Jesus aufkam.

Jünger gab es zur damaligen Zeit mehrere. Sie waren die Schüler der religiösen Lehrer, der Rabbis. Im Verständnis dieser Beziehung liegt der Schlüssel zum Verständnis von Jüngerschaft. Das Ziel eines Rabbis mit seinen Schülern war, dass seine Jünger ihm ähnlich wurden. Sie lernten, wie er zu leben (vgl. Johannes 13,15). Ein Christ ist folglich einer, der bei Jesus lernt, wie er zu leben. Dieser Gedanke findet sich in den Briefen des Neuen Testaments in den Aussagen über die Christusähnlichkeit wieder (Römer 8,29a; 2. Korinther 3,16).

Jüngerschaft: Lernen, wie Jesus zu leben

Schaut man sich die Evangelien etwas genauer an, fällt auf, dass bei Jesus eine Wendung oft und an exponierten Stellen vorkommt: das „Reich Gottes“ oder „Königreich der Himmel“. Besonders signifikant ist das erste öffentliche Wort von Jesus: „Von da an verkündete Jesus seine Botschaft: ‚Denkt um, denn das Reich Gottes (wörtlich: Königreich der Himmel) ist nahe.‘“ (Matthäus 4,17; vgl. Markus 1,15).

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Foto: Thinkstock

Dieses Thema ist für Jesus der Dreh- und Angelpunkt. Sein Ziel ist, Menschen in eine Lebensführung mit und unter dem herrschenden Gott einzuführen (vgl. Matthäus 4,23; 6,9-10; Johannes 5,19; Apostelgeschichte 1,3). Reich Gottes ist dabei im Ursprung keine komplizierte Angelegenheit. Es ist ein unsichtbares Königreich, dessen König Gott ist, der herrscht, agiert, handelt, wirkt, kommuniziert und plant. Jesus tritt auf und sagt: „Denkt um, denn das Reich Gottes ist nahe. Er ist da.“

Peter Strauch hat das in Bezug auf sein Leben einmal so formuliert: „Die unsichtbare Welt Gottes ist unmittelbar neben mir, und ich lerne mehr und mehr, in diesem Bewusstsein zu leben.“ Das war das Geheimnis von Jesus und genau darum ging es ihm. Er war derartig im Reich Gottes zu Hause, dass er von dort aus sein Leben führte (vgl. Johannes 5,19). Und genau in diese Lebensweise führt er seine Jünger ein. Jesus lehrt das Leben im Reich Gottes und klärt sie über die Regierungsweisen Gottes auf. So ist ein Jünger jemand, der lernt, wie Jesus zu leben, weil er wahrnimmt und lernt, wie Jesus die Dinge des Lebens angeht und betrachtet.

„Macht zu Jüngern“: Seine Geschichte geht weiter

Die Geschichte wird nun rund, wenn man sich das Ende des Matthäusevangeliums anschaut. Jesus steht kurz vor der Himmelfahrt bei seinen Jüngern und spricht: „Geht hin und macht zu Jüngern …“. Er fordert sie auf, nun selbst weitere Menschen in diese Lebensweise einzuführen, zu Jüngern zu machen.

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Jesus hat eine Bewegung vor Augen. Seine Jünger führen in seinem Namen und unter der Verheißung seiner Gegenwart fort, was er begann. Sie machen Jünger, die dann wie-derum andere zu Jüngern machen. Das ist Jüngerschaft: Menschen lernen, wie Jesus zu leben. Keine Spezialität für eine Zeit nach dem Abi. Kein Projekt für einige Wochen und auch kein Kurs mit Anfang und Ende. Vielmehr eine Lebenseinstellung und ein Lebensstil.

Bild: shutterstock / Mark Zhyhman

Die ersten Jünger starten die Jesus-Bewegung

Wie diese Jesus-Bewegung startet, ist erstaunlich: Die ersten Jünger zogen los und die Jesus-Bewegung wuchs heran. Gab es anfangs vor allem im Mittelmeerraum „Niederlassungen“, entstanden weltweit nach und nach weitere, bis irgendwann zu der Gegend, wo wir uns gerade befinden.

Jesus ging es nie um Kirchenbau oder Sonntagsgottesdienste an sich. Ihm ging es darum, Menschen eine neue Art zu leben zu lehren: Im Frieden mit und aus der Orientierung und Kraft durch Gott in Liebe zum Mitmenschen und Feind zu leben. So fing die Geschichte an, und genau da liegt noch heute der Wesenskern von allen weltweiten Kirchen und Gemeinden, denn ein Christ ist letztlich nichts anderes als ein Jünger.

Neue Offenheit fürs Jüngersein

Ich empfinde in manchen Momenten die Herausforderung, zu kommunizieren, was denn eigentlich ein Christ ist. Das kann mir sowohl innerhalb von Gemeindestrukturen so gehen, wenn über die Rechtgläubigkeit anderer geurteilt wird, oder Dinge in den Vordergrund gestellt werden, über die Jesus noch nicht mal gesprochen hat. Genauso ist das aber auch außerhalb der Gemeinde möglich, etwa wenn mit Christsein vor allem „der Kirchgang“ oder „die Annahme, dass ‚da oben‘ jemand ist“ verbunden wird.

Das Bild von der Jesus-Bewegung und der Jüngerschaft empfinde ich als Möglichkeit, nachvollziehbar zu benennen, worum es beim Christsein geht, ohne dabei die Moralkeule zu schwingen. Jesus setzte alles daran, Menschen für die geistliche Realität des Reiches Gottes zu sensibilisieren und sie in seine Lebensweise mit hineinzunehmen. Genau dafür sind viele unserer Zeitgenossen offen. Die spirituelle Probierfreudigkeit ist gestiegen, das Bedürfnis nach einem übergeordneten Sinn beeinflusst sogar die Arbeitswelt, und die Suche nach wertvoller und echter Gemeinschaft war noch nie aus der Mode. Die Bewegung, die Jesus startete, hat in ihrem Ursprung all diese Elemente. Daher ist es gut, dass Jüngerschaft nicht einfach zum Modewort geworden ist, sondern als Besinnung auf die eigentlichen Wurzeln des christlichen Glaubens wieder in aller Munde ist.

Sebastian Wickel ist Kreisjugendpastor im Dill-Westerwaldkreis.


Dieser Beitrag ist zuerst im Magazin Christsein heute erschienen, das wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört. 

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