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FeG-Präses: „Wir bezeichnen Homosexualität nicht als Krankheit“

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG) steht wegen seiner Orientierungshilfe zum Thema Homosexualität in der Kritik. Präses Ansgar Hörsting hat darauf jetzt in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ reagiert.

Seit Veröffentlichung der Orientierungshilfe „Mit Spannungen umgehen – Zur Homosexualität in Freien evangelischen Gemeinden“ erntet der Bund Freier evangelischer Gemeinden Kritik von Politik und gesellschaftlichen Gruppen. Dabei geht es vor allem um die vermeintliche Empfehlung zu sogenannten „Konversionstherapien“, die Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gesetzlich verbieten lassen will. Im Interview mit der „Welt am Sonntag“ (10.03.) hat FeG-Präses Ansgar Hörsting die eigene Position jetzt klargestellt.

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Es gehe keinesfalls darum, jemanden wegen seiner sexuellen Orientierung zum Therapeuten schicken zu wollen. Die Orientierungshilfe „Mit Spannungen umgehen“ zeige den FeG Gemeindeleitungen die Grenzen der kirchlichen Seelsorge auf. Sie betone, wenn eine Person ihre sexuelle Orientierung als unsicher oder konflikthaft erlebe, sie sich einem professionell begleiteten Klärungsprozess außerhalb der Gemeindeseelsorge stellen solle. Das müsse möglich sein: „Wenn einem Menschen, der mit seiner sexuellen Neigung in Konflikt lebt, verboten würde, sich auf einen ergebnisoffenen therapeutischen Weg zu begeben – das träfe mich. Das verstieße gegen das Recht jedes Menschen auf ein selbstbestimmtes Leben.“

Bund empfiehlt keine Konversionstherapie

Deutlich distanzierte sich Hörsting von dem Begriff der „Konversionstherapie“. Wer die Orientierungshilfe lese, werde feststellen: Der Bund FeG empfehle keine Konversionstherapie. „Wir gebrauchen diesen Begriff und die damit verbundene Vorstellung nicht.“ Mehrfach versicherte Hörsting, der Bund sehe Homosexualität nicht als „Krankheit oder als etwas, das wegtherapiert werden müsste“.

Gleichzeitig hielt Hörsting an der Möglichkeit fest, dass sich sexuelle Neigung verändere. „Für die Forschung ist es letztlich nicht erklärbar und vor allem nicht auf eine Ursache zurückzuführen, wie jemand zu einer homosexuellen Orientierung kommt. Nach heutigem Stand gibt es keine biologisch, gar genetisch zwingende Kausalität. Sexuelle Orientierung scheint ja in den Augen moderner Sexualforscher eher fluide und nicht fixiert zu sein.“ Er selbst kenne „glaubwürdige Personen, deren sexuelle Orientierung sich dauerhaft geändert“.

Im weiteren Verlauf des Interviews hob Hörsting hervor, wie der Ansatz zu verstehen sei: nämlich als „professionelle“ Alternative zur gemeindlichen Seelsorge. Ein Mensch, der seine sexuelle Orientierung als konflikthaft erfährt, solle das nicht im Rahmen ihrer Gemeindeseelsorge angehen. „Bei diesen Fragen braucht man therapeutische Begleitung durch Profis.“

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden vertritt 482 Gemeinden mit rund 42.000 Mitgliedern.

Das Originalinterview in der „Welt am Sonntag“ >

Die Orientierungshilfe „Mit Spannungen umgehen – Zur Homosexualität in Freien Evangelischen Gemeinden“ >

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