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Krebs und Gottvertrauen: „Über Elsbeth kann man sich nur wundern“

Elsbeth hat Krebs. Er sitzt tief in ihren Knochen. Frisst sich vom Rücken bis hoch in den Schädel. Aber die zierliche Frau mit dem schneeweißen Haar lässt sich davon nicht beirren. Sie hat ihm einen Platz in ihrem Körper eingeräumt. Soll er ruhig in ihr wohnen, der Krebs. Gott wird sich kümmern – daran glaubt sie fest.

Es riecht nach Gulasch in der Dachgeschosswohnung oberhalb von Herzhausen im Hessischen Hinterland. Montags kommen die Enkel zum Essen. Elsbeth Nispel kocht und versorgt, wie sie es immer getan hat. So gut es eben geht mit dem Krebs, der die Hälfte ihrer Energie raubt. Ja, sie hat Schmerzen, hauptsächlich im Rücken. Dann nimmt sie eben eine Tablette. Elsbeth sieht das nicht so eng. Was soll‘s – sie sei schließlich 75 Jahre alt. Da könne ein Leben auch schon zu Ende sein. Auf ein paar Pillen werde es jetzt wohl nicht mehr ankommen, meint sie.

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„Heute kann ich loslassen“

Das Gulasch ist fast fertig. Es muss jetzt köcheln. Elsbeth setzt sich an den Tisch und erzählt. Ihre wasserblauen Augen blicken wach. Ja, sie kennt den Ernst der Lage. Schließlich kommt der Krebs zum zweiten Mal. Vor neun Jahren nistete er sich in der Brust ein. Jetzt macht er sich in den Knochen breit. Angst, nein, Angst habe sie nicht. „Ich muss mich über mich selbst wundern. Früher war ich sehr ängstlich“, sagt sie. „Ich habe mich an Situationen festgebissen. Heute kann ich loslassen.“

Das komme wohl durch die Erfahrung. „Ich merke, dass ich getragen bin“, erklärt die Frau, die sich mit 14 Jahren für ein Leben mit Jesus entschieden hat. Das war 1956 bei einer Evangelisation in ihrem Heimatdorf. Damals hat sie Jesus gesagt, dass sie ihm vertrauen will. Heute spürt sie, dass da einer ist, der sie schützt. Das ganze Dorf spricht über ihre Haltung in dieser Situation. „Über die Elsbeth kann man nur staunen. Wie die das alles schafft“, sagen die Leute. In vielen Stimmen liegt Bewunderung.

Vor neun Jahren wurde sie an der Brust operiert. Nachdem der Sohn umgezogen und die Konfirmation des Enkels vorbei war. Solange musste Zeit sein. Die Familie ist für Elsbeth, die Kinder über alles liebt, nach wie vor das Allerwichtigste. Wichtiger als jeder Krebs. Sie, ein Hasenfuß, wenn es nur um einen Zahnarztbesuch ging, war vor der Operation überhaupt nicht aufgeregt. Und wunderte sich darüber. Damals hatte der Krebs fünf Millimeter vor dem sogenannten Wächterlymphknoten Halt gemacht. Der kleine, aber wichtige Teil des Immunsystems nahe am Tumor, blieb verschont und stoppte deshalb die Verbreitung der bösartigen Zellen. Nach den Bestrahlungen galt sie als gesund.

Geschenkte Zeit

Das schöne Leben im Kreis der Familie ging weiter. Sieben Enkelkinder von drei Söhnen erlebten bei Oma Elsbeth herrliche Kindertage. Mit Häuschen bauen und Vorlesestunden, Übernachtungen und jeder Menge Nutellabrote. Geschenkte Zeit für alle. Jetzt ist der Krebs zurück. Für Elsbeth ist er eine Krankheit, die wohl zu ihrem Leben gehört. Damit gilt es umzugehen. Und immer, wenn es ihr nicht gut geht, betet sie: „Herr, ich befehle dir alles an. Du trägst mich.“ Vielleicht geschehe auch noch ein Wunder und der Krebs ziehe sich wieder zurück. Ihrem Gott traut Elsbeth alles zu.

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Seit dem vergangenen Jahr macht sie einiges mit. Zwei Wirbel sind gebrochen. Dann die Knochenbiopsie und all die elenden Bestrahlungen auf der harten Pritsche, das Gesicht eingeschraubt in eine starre Plastikmaske. Die Strahlen fressen an den Geschmacksnerven, verwunden den Hals, schädigen den Magen. Statt der geliebten Eisbecher und Salate lebt Elsbeth von Rührei und Rinderbrühe. Sie ist schmal geworden. Aber nicht trübsinnig. „Was wäre mein Leben, wenn ich mich zermürben würde – über Dinge, die ich nicht ändern kann?“, sagt sie und lacht. „Dann hätte ich ja keine Freude mehr.“

Ihr Mann ist dankbar für diese Einstellung. Gemeinsam haben sie dadurch eine gute Zeit, trotz unguter Umstände. Beide wissen: Die Krankheit kann zum Tod führen. Elsbeth sieht das ganz klar. Sie wird jetzt ihre Beerdigung vorbereiten. Lieder aussuchen, Bibelstellen, die ihr wichtig sind. „Dann ist mein Leben um“, sagt sie. Es klingt weder traurig noch klagend. Sondern schlicht wie eine Tatsache. Ein reiches Leben, in dem es ihr an nichts fehlte. Auf den Tisch legt sich das Schweigen. Auf dem Herd köchelt das Gulasch. Gott wird sich kümmern.

Von Tina Fischbach-Nispel


Das Porträt ist zuerst im Magazin LebensLauf erschienen, das wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

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