Medienmagazin PRO

Steffen Kern: „Heiliger Geist muss mit Zeitgeist im Gespräch sein“

Im September tritt Steffen Kern sein Amt als Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbands an. Im Interview mit dem Medienmagazin PRO spricht er über Jesus als verbindenden „Nenner“, neue Gemeindeformen und das Reizthema „Zeitgeist“.

Der Zeitgeist werde dort „zu Recht“ kritisiert, wo er dem Heiligen Geist oder der Bibel widerspreche. Aber er sei in der Vergangenheit nicht mehr oder weniger vom Heiligen Geist geprägt gewesen als heute, so Kern. Es sei falsch, das „Zeitgeistige von gestern und vorgestern“ zu idealisieren. Es komme darauf an, „auf der Höhe der Zeit“ im besten Sinne „zeitgemäß“ zu leben, um viele Menschen anzusprechen.

Herzensfrömmigkeit bedeute nicht, den Verstand abzustellen. Sondern: „Ich glaube von Herzen, aber ich scheue überhaupt nicht die intellektuelle Auseinandersetzung, die Fragen, die sich vernunftmäßig an den Glaubens stellen.“

„Überzeugter Pietist und überzeugter Pfarrer der Landeskirche“

Zum Spannungsverhältnis zwischen Verband und verfasster Kirche erklärte Kern, es sei ihm wichtig, dass Gnadau Teil der Kirche bleibe. Er selbst sei „überzeugter Pietist und genauso überzeugter Pfarrer der Landeskirche“. Der Verband würde etwas verlieren, „wenn wir uns von der Kirche abschneiden und uns zu einer Freikirche machen.“

Kritisch äußerte sich der künftige Präses zur Anfälligkeit des Protestantismus für Ideologien. Einerseits gebe es eine „gewisse linksideologische Versuchung“. Im Pietismus und der evangelikalen Bewegung sehe er dagegen „eher eine Gefährdung durch rechtspopulistische Instrumentalisierung und Politisierung“. Nicht in der Breite, aber an den Rändern. In den USA habe es unter Trump eine Verquickung von Glaube und Politik gegeben („Jesus is my Lord, Trump is my president“). Dies sei eine „fatale Entwicklung“.

Der Gnadauer Verband ist der Dachverband der pietistischen Gemeinschaftsbewegung in Deutschland. Er ist ein freies Werk innerhalb der evangelischen Kirche.

Das komplette Interview mit Pfarrer Steffen Kern könnt ihr auf der PRO-Webseite lesen.

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4 Kommentare

  1. Lieber Rainer Moeller, was ich ja so gar nicht nachvollziehen kann ist der Gedankengang, dass liberale Christen und solche die evangelikal sind, nicht beide Jesusnachfolger sein sollen. Wenn wir so anfangen, ziehen wir die Gräben tiefer und machen aus den rund 300 verschiedenen Kirchen und Glaubensgemeinschaften weltweit noch die Guten und die Bösen – je nachdem wie man orientiert ist. Versöhnung heißt mit Gott versöhnt zu sein und mit den Glaubensgeschwistern Trennungen zu überwinden. Dialog ist wichtig, das Gespräch, das aufeinander Hören und ernsthaftes gemeinsames Beten. Das Einordnen von Menschen in Schubladen negiert, dass ein Evangelikaler nicht ist wie der andere Evangelikale und ein liberaler Christ auch nicht so wie ein anderer liberaler Christ. Es gibt ganz fromme auf beiden Seiten, die Christi Liebe über alles stellen. Im übrigen ist Gott nicht wie ein grünangestrichener Tisch, oder ein gelb angestrichener Tisch – er ist ganz anders. Seine Gedanken haben ein riesiges Universum entstehen lassen. Er ist unbegreiflich und der Schatten über meiner rechten Hand – und vor allem unbegreiflich grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit. Sonst hätte er hier unten unseren Saftladen bereits entsorgt. Aber er liebt diese Welt und alle Menschen, auch die wir nicht mögen. Ich erinnere schon unendlich lange daran, dass Jesus für die Erlösung aller Menschen und jedweder Kreatur ans Kreuz gegangen ist und nicht nur für die, die wir als religiöse Elite dafür ins Auge fassen – uns selbst. Gott ist immer größer als wir ihn denken. An Ende aller Tage werden wir erfahren, ob dies annähernd stimmt. Es könnte sein, dass wir uns sehr schämen, nicht über unseren Glauben, aber über fehlende Liebe.

  2. Nebenbei: Wieso gibt es hier eigentlich einen Tag „Rechtspopulismus“, aber keinen Tag „linksideologische Versuchung“? Kern wendet sich doch gegen beides!

  3. Tja, es gibt Menschen, die zieht es in den evangelikalen Bereich, weil sie dort Schutz vor dem Zeitgeist suchen. Und es gibt Menschen, deren Ziel ist „to go with the flow“. Kann man ja verstehen. Die beiden Typen werden aber niemals wirklich zusammenkommen; sie brauchen auch verschiedene getrennte Organisationen.

  4. Pastor Steffens kluge Gnadauer Äußerung

    „Herzensfrömmigkeit bedeute nicht, den Verstand abzustellen. Sondern: „Ich glaube von Herzen, aber ich scheue überhaupt nicht die intellektuelle Auseinandersetzung, die Fragen, die sich vernunftmäßig an den Glaubens stellen.“! Diese Äußerung ist wichtig, denn es gilt sicherlich immer die klugen Worte des Apostel Paulus zu berücksichtigen, alles zu prüfen ob es gut oder böse, nützlich oder schädlich ist. Dies wird nicht immer global und auch nicht gesamtgesellschaftlich möglich sein, sondern dies muss jede/r durch den Filter des Gewissens transportieren. Wer der Evangelischen Kirche vorwirft, sie sei anfällig für linksidiologische Ideen, muss – wie es Steffens treffsicher formuliert – auch die evangelikale Verführung zu rechtsidiologischen Sichtweisen mit auf die Waagschale legen. Ich mache hier den Vorschlag, sich unter der Anleitung des Heiligen Geistes, und im liebevollen Gespräch mit Gott, doch mehr die Bergpredigt Jesu zu Gemüte zu führen. Die kann man ja zu recht nicht in die übliche Kategorien links oder rechts einordnen und auch die Gottes- und Nächstenliebe nicht. Wir lesen auch gar nicht mehr die (biblische) Provokation: „Glaube, Hoffnung und Liebe, aber die Liebe ist die Größte unter ihnen“! Will sagen, da geht es offensichtlich um den Vorrang des Wortes und der Nächstenliebe vor dem dogmatischen. Auch unsere christlichen Glaubenslehren, durchaus leicht unterschiedlich in der weltweiten Christenheit, sind eigentlich nur Hilfslinien oder Treppengeländer für unsere Orientierung, aber Gott ist ganz anders und viel größer als wir ihn denken. Deshalb muss der Heilige Geist (mittelbar durch uns) immer mit dem Zeitgeist (also im Dialog mit Mitchristen und anderen) immer im Gespräch sein. Ich als Christ kann mich nicht irren, dass Gott mich liebt und der Glaube die Beziehungsnotwendigkeit zum Schöpfer alle Dinge beinhaltet. Aber irren kann ich mich in den Fragen von Lehre und Praxis des Glaubens. Deshalb brauchen wir den Dialog mit allen Menschen, denn nicht nur sie irren.
    Jedenfalls eine wohltuende Stellungnahme und keine mit erhobenem Zeigefinger vor dem bösen Zeitgeist. Denn auch dieser ist manchmal gut.

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