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Nachhaltigkeit: Bringt doch nichts?


Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

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Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner


Was kann ich als Einzelner für Nachhaltigkeit und gegen Umweltverschmutzung tun? Gefühlt oft nicht viel – aber doch einiges, meint Tom Laengner, und fragt: Gehört umweltbewusstes Handeln nicht zur Anbetung Gottes?

Ich brauchte 64 Sechskantschrauben. Die Sonne lächelte mich an und so radelte ich die wenigen Kilometer zum Baumarkt. Unterwegs überschlug ich die Einsparung an Spritkosten. Es müssten ungefähr 1,40 Euro gewesen sein. Am Nachmittag kamen weitere 2,00 Euro dazu, als ich Kichererbsenmehl im Asia-Supermarkt kaufte. Zusammengelegt hätte ich damit schon eine halbe Portion Spaghetti bei Giovanni bestellen können. Ging aber nicht, weil er nur mittags offen hat.

Ich hatte jedoch nicht nur ein wenig Geld eingespart. Mit meiner Tour hatte ich laut Quarks Co² Rechner etwa 5,5 kg Ausstoß an Kohlenstoffdioxid verhindert. Statistisch wirkt sich das noch nicht so berauschend aus. Denn als normaler Deutscher verbrauche ich pro Jahr 7,7 Tonnen CO². Nun bin ich mit meinen 1,75 Meter eher ein kleiner normaler Deutscher. Und dennoch: Durch mein Konsum- und Mobilitätsverhalten trage ich Mitverantwortung für eine Menge Dreck. Soll ich das einfach so hinnehmen, nur weil ich sowieso nicht die bedeutendste Kerze auf dem Kuchen im Lande bin?

Sicherlich revolutionieren meine Einsparungen nicht die Welt. Aber sie tragen dazu bei, meine Gewohnheiten und meine Denkweisen zu erweitern. Für mein Leben finde ich das wesentlich. Denn zu meinen, dass ich keinesfalls etwas verändern kann, löst bei mir ein Gefühl von Hilflosigkeit aus. Das macht mich schwach. Und es tut niemandem gut.

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann kommt ihr gar nicht rein in den Himmel.

Mein Vorbild des Monats auf der Suche nach dem guten Leben ist Nathanaël. Gefragt, warum Elsa seine Freundin sei, erklärt er „Elsa hat keine Freunde. Da habe ich beschlossen, ihr Freund zu sein“. Er tut das nicht für Lob und Belohnung. Er tut es aus der Kindlichkeit seiner fünfjährigen Seele. Vielleicht dachte Jesus an solche Dinge, als er sagte: ‚Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann kommt ihr gar nicht rein in den Himmel‘.

Wohlmeinende Pragmatiker verweisen mich gerne auf China, Indien, Russland oder die USA. Und der Anteil Deutschlands am weltweiten CO² Ausstoß beträgt tatsächlich nur schlappe 2,5 Prozent. Da könnte ich also mein Auto tragen, stundenlang die Luft anhalten und mit drei Fahrrädern gleichzeitig fahren. Gegen internationale Co²-Giganten kann ich nichts ausrichten. Da haben die wohlmeinenden Pragmatiker leider recht. Doch möchte ich ungeachtete dessen die Kindlichkeit Nathanaëls ausleben, das Richtige tun und nicht auf Lob und Belohnung schielen. Klingt naiv und ist es auch. Alternativ handeln Menschen generationsübergreifend und bildungsunabhängig beispielsweise so: Eine Lehrerin sagte mir beispielsweise, dass sie Umweltzerstörung auch von ganzem Herzen Kacke fände. Aber solange es alle machten, sähe sie es nicht ein, irgendetwas zu verändern. Sprach’s, lächelte und fuhr wunderbar duftend das Sonnenverdeck ihres Cabrios runter. Aus meiner Sicht spielt diese erfahrene Pädagogin in der Liga der miesen Einstellungen ganz oben mit.

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Ehrlich gesagt finde ich mich mit meinem Handeln gelegentlich schon ein wenig bedauerlich. Aber ich möchte mir schon mehr Mühe machen mit der Schöpfung. Gehört das nicht auch zur Anbetung, wenn ich dem Schöpfer von allem, was ist, ein wenig Respekt zeige für seinen Ideenreichtum und die Qualität seiner Ingenieurskunst? Vielleicht freut er sich ja und vielleicht ist das schon Grund genug.

Am Abend radele ich nochmal schnell zum Supermarkt. Mir fehlt ein wenig Senf. Aber um für diese Distanz eine Ersparnis auszurechnen, fehlt mir kurz vor der Tagesschau der Nerv. Irgendwann wird mir die Rechnerei zu blöde. Ich glaube, ich habe auch ohne Taschenrechner verstanden, was mein Handeln bringt!

Alle Kolumnen von Tom Laengner findet ihr hier.


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

1 Kommentar

  1. Die „wohlmeinenden“ Pragmatiker sind weder wohlmeinend noch haben sie Recht! Sie drücken sich mit ihrer fadenscheinigen Argumentation nur davor, ihren rücksichtslosen Lebensstil zu ändern. Mit dieser dümmlichen Argumentation könnte der Arzt zu diesen „Wohlmeinenden“ genau so gut sagen: „was bringt es schon, wenn ich Sie jetzt behandle, wo doch weltweit hunderttausende sterben, weil sie nicht behandelt werden!“ Oder der Müllfahrer: „gegen die Müllflut kann ich nichts ausrichten, in Indonesien wird ja trotzdem tonnenweise Plastik ins Meer gekippt!“ Oder der von ihnen wegen einer Bedrohung durch Gewalttätige zur Hilfe herbeigerufene Polizeibeamte: „gegen die weltweite Kriminalität kann ich eh nichts ausrichten, also was soll das schon, wenn ich Ihnen helfe.“usw. usw. ……

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