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Yassir Eric: der ungewöhnlichste Bischof der Welt

Er ist ein Bischof, doch weiß er nicht, wie groß seine Herde ist: Yassir Eric kümmert sich um Menschen, die vom Islam zum Christentum übergetreten sind. Um die Menschenrechte dieser Gruppe steht es in vielen Ländern schlecht.

Von Marcus Mockler (epd)

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Er hat das vielleicht ungewöhnlichste Bischofsamt der Welt: Yassir Eric ist Oberhaupt für Hunderttausende, vielleicht Millionen Menschen, die vom Islam zum Christentum konvertiert sind. Die von ihm betreuten Gläubigen verteilen sich auf rund 80 Länder. Und sein Bischofssitz befindet sich in Korntal bei Stuttgart.

Mitte März erhob die anglikanische Kirche den 52-Jährigen in Ruandas Hauptstadt Kigali in den Bischofsstand. Damit ist Eric das weltweite Gesicht von Ex-Muslimen, die Christen geworden sind, sogenannten «Muslim Background Believers».

Sie fühlen sich mit der von Eric gegründeten «Communio Messianica» («Messianische Gemeinschaft») verbunden. Von Westafrika über den Nahen Osten und Zentralasien bis Indonesien reicht sein «Seelsorgebezirk», den er gemeinsam mit einem internationalen Team versorgt. Im Fokus stehen dabei Menschen, die wegen ihres Übertritts zum christlichen Glauben in muslimisch geprägten Ländern gravierende Nachteile, oft sogar harte Verfolgung erleiden. Die Situation für Konvertiten in diesen Regionen ist knifflig.

Konvertiten müssen um ihr Leben fürchten

Häufig werden sie von ihren Familien verstoßen – und damit verlieren sie vielerorts auch alles, was in anderen Ländern das Sozialsystem übernimmt. In Staaten wie Somalia, Jemen oder Iran müssen sie damit rechnen, dass ihnen nach dem Leben getrachtet wird. Das von den Vereinten Nationen verbriefte Recht auf Religionsfreiheit, das den Wechsel des Glaubens enthält, treten solche Länder mit Füßen.

Aber selbst in Ägypten, wo die koptische Kirche ihren historisch angestammten Platz in der Gesellschaft hat, sind Konversionen nicht vorgesehen. Eine existierende Kirche darf ihren Glauben leben, Übertritte vom Islam zum christlichen Glauben sind tabu und können den Betroffenen ins Gefängnis bringen. Das heißt auch: Konvertiten können sich in solchen Ländern nicht einfach einer bestehenden Kirche zugesellen. Ihnen fehlt eine Gemeinde, die ihnen Heimat gibt. «Communio Messianica» möchte ihnen als globale Kirche dieses geistliche Zuhause bieten.

Viel Hass erlebt

Yassir Eric weiß, wovon er redet, er ist selbst Konvertit. Er wurde im Sudan in eine einflussreiche muslimisch-fundamentalistische Familie geboren, besuchte zwei Jahre lang eine strenge Koranschule. Als er Christ wurde, schlug ihm der ganze Hass des Clans und der Behörden entgegen und brachte ihn vorübergehend sogar ins Gefängnis.

Seit 1999 lebt er in Deutschland, hat dort eine Schwäbin geheiratet, besitzt inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft und arbeitet als Direktor des Europäischen Instituts für Migration, Integration und Islamthemen in Korntal. Zuvor betreute er fast zwei Jahrzehnte arabische evangelische Gemeinden in Baden-Württemberg.

„Wir sind keine Islamfeinde“

Yassir Eric

Der promovierte Theologe unterstreicht, dass er sich nicht im Religionskrieg sehe. «Wir sind keine Islamfeinde», sagt er. Alles, was er für seine weltweit verstreute Herde von Christen mit muslimischem Hintergrund einfordert, ist Frieden und Religionsfreiheit. Muslimische Gesellschaften sollten einsehen, dass Christen nicht gegen sie stehen, sondern durch ihren Glauben sogar zu «besseren Bürgern» werden, meint er.

Dass Yassir Eric bei den Anglikanern gelandet ist, hat verschiedene Gründe. Es handelt sich um eine Kirche, die sich in einer historischen Tradition seit den Anfängen des Christentums sieht. Sie ist in der Ökumene anerkannt und weltweit vernetzt. Offiziell gehört Eric nun zur anglikanischen Bischofskonferenz in Ruanda, Verpflichtungen in dem Land hat er nicht. Wichtig ist ihm, dass er sich in seiner Arbeit gegenüber Erzbischof Laurent Mbanda verantworten muss – «er bietet mir geistliche Begleitung».

Aus dem Islam stammende Konvertiten können sich in muslimischen Ländern oft nicht organisieren, sondern treffen sich geheim. Deshalb hat Yassir Eric keinen Überblick, für wie viele Menschen er tatsächlich zuständig ist – offizielle Mitglieder der «Communio Messianica» gibt es nicht. Er sieht es als seine Aufgabe an, Stimme für verfolgte Christen zu sein.

So wie sich der Papst für verfolgte katholische Priester einsetze, wolle er die Situation verfolgter Christen mit muslimischem Hintergrund verbessern – und dazu helfe das Bischofsamt. Durch Besuche will Eric den Konvertiten Hoffnung machen. Außerdem soll ihre christliche Identität durch Lehrmaterial und Konferenzen sowie durch persönliche Betreuung und Seelsorge gestärkt werden. Das Motto von «Communio Messianica» lautet: «Ihr seid nicht allein».

Weiterlesen: Yassir Eric – Vom Christenhasser zum Brückenbauer

Quelleepd

5 Kommentare

  1. Für den Abfall vom Islam ist im islam die Todesstrafe vorgesehen. Da wird man vergeblich auf die Einsicht warten, dass die Abgefallenen nun sogar „bessere Bürger“ seien. Schade ist nur, dass man sie jetzt gleich wieder zu Anglikanern macht, statt sie einfach Christen sein zu lassen. Wir sollten uns die verfolgten Christen, die sich im Verborgenen treffen, zum Vorbild nehmen, statt ihnen gleich wieder unbiblische Kirchenstrukturen anzutragen …

    • Bitte nicht alles über einen Kamm scheren

      Im klassischen islamischen Recht wird die Abwendung vom Islam als Verrat betrachtet. Daher wird der Übertritt vom Islam zum Christentum mitunter als Glaubensabfall angesehen. In vielen muslimischen Ländern, wie dem Iran und Afghanistan, steht auf den Übertritt vom Islam zum Christentum tatsächlich die Todesstrafe.

      „In Deutschland ist die Situation jedoch anders. Hier gibt es keine Todesstrafe für Konversionen, und Muslime können ohne rechtliche Konsequenzen zum Christentum übertreten. Dennoch kann der soziale Druck und die Ablehnung aus dem sozialen Umfeld für konvertierte Muslime eine Herausforderung sein. Es ist wichtig zu beachten, dass die religiöse Freiheit im Islam unterschiedlich interpretiert wird. Während einige islamische Gelehrte die Todesstrafe für Glaubensabfall befürworten, vertreten andere eine tolerantere Haltung. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland betont, dass der Koran jeden Zwang in Angelegenheiten des Glaubens untersagt und somit keine Strafe erfolgen sollte, wenn sich ein Muslim vom Islam abwende“! Quelle ist die KI in meinem Computer. Dies will uns also sagen, von einer Todesstrafe ist nur im „Steinzeit-Islam“ die Rede. Grundsätzlich betrachten uns Gläubige des Islams als Christinnen und Christen zu jenen gerechnet, welche die Religion des Buches haben, sich also auf Abraham berufen und noch nicht einmal Ungläubige sind. Damit ist eine Generalisierung ausgeschlossen und auch Gläubige des Islam sind – auch nach meiner persönlichen Erfahrung – genauso tolerant oder intolerant bisweilen wie wir alle.

      Und wer trägt denn den verfolgten Christen, die sich im Verborgenen treffen, unbiblische Kirchenstrukturen an? An früherer Stelle hatte ich geschildert, dass in China alle Religionsdiener (also aller Religionen) vom Staat bezahlt werden, weil der Staat ursprünglich Religion ein Verhalten religiöser Menschen zuschrieb, sie wären weniger kritisch und würden weniger Sand ins Getriebe werfen. Sich dort aber dann nicht als Religion anzumelden und registrieren zu lassen, ist völlig unmöglich (es gibt einen 100% Überwachungsstaat). In ihren Kirchengebäuden sind die Christen jedoch erlaubterweise frei. Das Gemeindeleben ist lebendig. (Also man muss auch jeweils die konkrete Situation zugrundelegen, und nicht eine abstrakte).

      Es sind heute weitverbreitete Information vorhanden, dass – obwohl der Islam eher eine fundamentalistische Religion ist – (es gibt auch fundamentalistische Christen) unterschiedliche Versionen, wie die Botschaft des Koran gedeutet wird und somit ganz verschiedene Richtungen dieses Glaubens. Also bitte nicht alles über einen Kamm scheren.

  2. Eine sehr gute Idee

    Der promovierte Theologe unterstreicht, dass er sich nicht im Religionskrieg sehe. «Wir sind keine Islamfeinde», sagt er. Alles, was er für seine weltweit verstreute Herde von Christen mit muslimischem Hintergrund einfordert, ist Frieden und Religionsfreiheit. Muslimische Gesellschaften sollten einsehen, dass Christen nicht gegen sie stehen, sondern durch ihren Glauben sogar zu «besseren Bürgern» werden, meint er. Dem kann man sich nur anschließen.

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