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Volles Haus auf dem Kirchentag: Käßmann spricht über Frauen und die AfD

„Ist doch klar, wenn Frau Käßmann kommt, dann wird die Hütte voll“. Recht sollte dieser Kirchentagsbesucher behalten. Knapp 5.000 Besucher kamen zur Bibelarbeit der Reformationsbotschafterin in den City Cube. Eigentlich ging es um Maria und Elisabeth (Lukas 1, 39-56). Doch Käßmann nutzte die Auslegung auch für Seitenhiebe auf die AfD.

Von Laura Schönwies

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„Das Frauen-Thema habe ich mir nicht ausgesucht“, stellt Käßmann zu Beginn klar. „Es stand in der Bibel“. Lacher und viel Zwischenapplaus begleiten Käßmanns Auslegung. Dann hören die Besucher wieder aufmerksam zu – kaum ein Husten oder Klirren ist zu Hören. Und das, obwohl die Veranstaltung kurzfristig umverlegt wurde, weil 3.000 nicht reichten. Zum Text. Exegeten, so Käßmann, würden das Alter der jungen Maria auf gerade mal 13 oder 14 Jahre schätzen. „Sollte man da nicht schwanger und ohne Mann lieber bei Mama bleiben, als über gefährliche Gebirge zu ziehen – allein?“, fragt sie in die Runde. Viele Menschen auf den Kirchentags-Papphockern nicken.

Jesus.de / Laura Schönwies

„Aber wer ist Marias Mutter?“ Bei dieser Frage kann sich die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende einen kleinen Seitenhieb auf ihre katholischen Glaubensgeschwister nicht verkneifen: Seit 550 nach Christus gebe es in der katholischen Theologie die Lehre von Anna, der Mutter Mariens, ebenfalls unbefleckt – das heißt ohne Erbsünde. „Bei aller Liebe zur Ökumene, das bleibt Legende“, meint Käßmann.

Eine Mischung aus Textinterpretation, Predigt, moderner Auslegung und politischen Kommentaren prägt ihren Vortrag. Gern auch mal bissig. Auch die eigene Kirche wird nicht verschont: Luther schrieb vom Priestertum aller getauften Gläubigen. Die evangelische Kirche habe 450 Jahre gebraucht, um zu bemerken, dass Frauen auch getauft sind.

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„Beeindruckend, wie eine schwangere Frau, wie Maria damals, ihre schwere Situation meistert“, betont Käßmann. Aber es gebe auch noch heute Frauen, denen Schwangerschaft und Geburt nichts anzuhaben scheinen. „Manche Frauen gehen auch noch im neunten Monat auf einen Parteitag“ – Gelächter. Aber so seien eben nicht alle Frauen. Perfekt gestylt wie Herzogin Kate müsse „frau“ nicht kurz nach der Geburt auftreten. „Wir sollten nicht immer vergleichen und bewerten“, lautet Käßmanns Tenor.

Politisch wird es, als sie aus dem AfD-Parteiprogramm zitiert – „Damit uns keiner vorwirft, wir hätten es nicht gelesen. Das macht es aber auch nicht besser“ – Applaus. Sie kritisiert die Vorstellung von sogenannten „Biodeutschen“ auf das Schärfste. „Wenn man das liest, weiß man, woher der rechte Wind weht“. Und auch Marine le Pen sei mit ihren „Hasstiraden“ kaum auszuhalten – eine Erwähnung „um nicht nur als Frauen-Fan hier aufzutreten. Schließlich sind ja jetzt alle Männer laut der neuen deutschen Leitkultur Frauenverfechter. Das wird toll, wenn die Männer von nun an kochen, putzen und bügeln“.

Sehnen tut sich Frau Käßmann auch nach der Einheit der Kirche, doch das Frauenpriestertum würde sie dafür nicht opfern. Maria und Elisabeth seien viel mehr ein Vorbild für alle Frauen, selbstbewusst und hoffnungsvoll für ihre Rechte zu kämpfen und ihre Stimme zu erheben. „Wir sollten alle Maria und Elisabeth sein. Würden sich alle 2,2 Milliarden Christen weltweit für Freiheit und Gerechtigkeit zu Wort melden, so würde die Welt eine andere sein“. Standing Ovations zum Abschluss. Und ein paar Autogramme.

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