Die CDU muss sich nach Ansicht des Wahlforschers Matthias Jung auf eine veränderte Gesellschaft einstellen.
Religion spiele in dieser eine geringere Rolle und die Kleinbürger seien liberaler geworden, sagte der Leiter der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung, der «Berliner Zeitung» (Mittwochsausgabe). Kirchennahe Katholiken und Vertriebene seien nicht mehr wahlentscheidend.
Katholiken mit starker Kirchenbindung hätten zu 67 Prozent die Union gewählt, so der Wahlforscher. «Die CDU könnte vielleicht auch noch zehn Prozent mehr erreichen in dieser Gruppe. Das Problem ist: Für das Wahlergebnis ist das nicht relevant. Schließlich stellen die Katholiken mit starker Kirchenbindung nur noch acht Prozent der Wahlberechtigten», sagte Jung.
Zudem habe sich die Grundorientierung der Bürgerlichen verändert: «Der röhrende Hirsch über dem Wohnzimmersofa ist nicht mehr der Inbegriff des Kleinbürgerlichen.» Auch der Kleinbürger sei liberaler geworden: «Er ist nicht begeistert, bekommt aber keinen Schaum mehr vor dem Mund, wenn sich zwei Homosexuelle rechtlich binden», konstatierte der Wahlforscher.
Aus den Forderungen nach mehr Konservatismus in der CDU spreche eine diffuse Unzufriedenheit und keine klare programmatische Orientierung, sagte Jung, der als Referent auf der Klausurtagung des CDU-Vorstands Ende der Woche auftreten wird.
Am Donnerstagabend treffen die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in Berlin mit dem CDU-Bundesvorstand zusammen. Dabei soll es neben aktuellen Themen wie der Wirtschaftskrise, Afghanistan und der Gesundheits- und Familienpolitik auch um die Frage gehen: Was bedeutet das «C» noch in der Christlich-Demokratischen Union?
(Quelle: epd)
