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„Wahlkrimi“: Sächsische Synode wählt theologisch konservativen Bischof

Sachsen hat einen neuen evangelischen Landesbischof: Die Synode wählte am Wochenende in einem Wahlmarathon den theologisch konservativen 47-jährigen Carsten Rentzing zum Nachfolger von Bischof Jochen Bohl, der im Sommer in den Ruhestand geht.

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Rentzing setzte sich am Sonntag in Dresden erst im sechsten Wahlgang knapp gegen Landesjugendpfarrer Tobias Bilz (51) durch. In der Stichwahl erhielt der konservative Markneukirchner Pfarrer 40 von 78 gültigen Stimmen der Synodalen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Bilz erhielt 38 Stimmen.

Ursprünglich waren vier Kandidaten für die Bischofswahl angetreten. Nach vier ergebnislosen Wahlgängen am Samstag waren jedoch die Dresdner Pfarrerin Margrit Klatte (47) und der sächsische Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer (55) aus der Wahl ausgeschieden. Zur Stichwahl am Sonntag traten nur noch Rentzing und Bilz an. Auch hier hatte es im fünften Wahlgang zunächst keine Mehrheit für einen der beiden Kandidaten gegeben.

Rentzing gilt als Vertreter der konservativen sächsischen Kirchengemeinden. Nach seiner Wahl sagte der promovierte Theologe, er werde für jeden in der Landeskirche „ein offenes Ohr und ein offenes Herz haben“. Ein Bischof habe „die Aufgabe, alle in der Kirche zusammenzuhalten“. Rentzing will nach eigenen Aussagen „ein gemeindebezogener Bischof“ sein, der Tradition und Moderne miteinander verbindet. Er wolle aber „Dinge, die wir von den Vorfahren ererbt haben, nicht so ohne weiteres über Bord werfen“.

Die Wahlentscheidung gilt als richtungsweisend für den Kurs der Landeskirche in den kommenden zwölf Jahren, für die Rentzing gewählt ist. Als Vertreter der „Bekenntnisinitiative“ hatte sich Rentzing in der kontrovers geführten Debatte deutlich gegen gleichgeschlechtliche Paare in Pfarrhäusern ausgesprochen, weil es seiner Ansicht nach der Bibel widerspricht.

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Rentzing lag in allen sechs Wahlgängen vorn, konnte aber bis zum fünften Wahlgang die zunächst erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit und später die einfache Mehrheit nicht auf sich vereinen. Synodenpräsident Otto Guse sagte nach der Wahl: Nicht alle der insgesamt 80 Synodalen hätten Rentzing „aus Überzeugung gewählt“. Vertreter der liberal geprägten Gemeinden in Sachsen zeigten sich enttäuscht.

Rentzing ist seit 2009 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Bevor er nach Markneukirchen (Vogtland) ging, war er elf Jahre lang Pfarrer in einem Neubaugebiet in Annaberg-Buchholz (Erzgebirgskreis). Nach Bohl ist er der zweite nicht in Sachsen geborene Bischof der sächsischen Landeskirche.

Geboren wurde Rentzing 1967 in Berlin-Spandau. Ab 1987 studierte er zunächst Rechtswissenschaften und Philosophie an der Freien Universität Berlin, ab 1989 Theologie und Philosophie in Berlin, Frankfurt am Main und Oberursel. 1999 wurde er ordiniert. In den Jahren 2002 und 2003 promovierte er an der Universität Leipzig über „die Rede vom Bösen bei Karl Barth und Martin Luther“. Rentzing ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, würdigte den künftigen sächsischen Landesbischof als Vertreter der Ortsgemeinden. Rentzing setze sich zudem dezidiert für die Stärkung der Gemeinden ein. Kirchenleitende Verantwortung sei ihm aber nicht nur aus der Praxis in der Gemeinde bekannt, sondern vor allem auch durch die Mitarbeit in der EKD-Synode. Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich, sagte zu Rentzings Wahl, mit dem 47-jährigen Theologen habe die sächsische Landessynode einen Bischof gewählt, der über die Fähigkeit verfüge, „die Frohe Botschaft fröhlich, substanziell und zugleich verständlich zu verkünden“.

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Rentzing soll am 29. August in sein neues Amt eingeführt werden. Amtsinhaber Bohl stand seit 2004 an der Spitze der sächsischen Landeskirche. Noch bis November ist er als stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt.

(Quelle: epd)

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