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Warum nicht nur Bergsteiger Selbstbewusstsein brauchen

Wie entwickeln Menschen ein gesundes Selbstvertrauen? Dazu braucht es eine richtige Herausforderung, meint der ostfriesische Unternehmer Bodo Janssen – und bestieg mit seinen Auszubildenden den Kilimandscharo.

Herr Janssen, was haben Sie sich von der Tour auf den Kilimandscharo versprochen? 

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Mir sind im Unternehmen einige Menschen begegnet, die den Glauben an sich selbst verloren hatten. Die Idee war deshalb, ein Erlebnis zu schaffen, das die Teilnehmenden nachhaltig beeindruckt, bei dem sie sich bewusst werden, was alles in ihnen steckt. Ermutigt hat mich der Hirnforscher Gerald Hüther, der gesagt hat: Es braucht nur einmal im Leben eines Menschen jemanden, der an ihn glaubt und ihm etwas zutraut. Und durch dieses Zutrauen entsteht Vertrauen.

Diese jungen Menschen haben mich immer wieder überrascht mit Eigenschaften, Fähigkeiten, Talenten, die ich im Alltag nicht gesehen oder vermutet habe. Jeder Einzelne war gefordert, etwas Neues auszuprobieren, neugierig zu sein, sich zu überwinden und bedingungslos zu vertrauen. Glaube ist nichts anderes als das radikale Vertrauen darauf, dass es gelingt. Das habe ich bei den Auszubildenden gespürt. Das ist aber erst mit dem Zuspruch entstanden, dass ihnen jemand zutraut, diese Herausforderung zu meistern.

Sie selbst haben es nicht bis zum Gipfel  geschafft. Was ist das für ein Gefühl, die junge Generation an sich vorbeiziehen zu sehen?

In dem Moment, in dem ich mich für den Abstieg entschieden habe, gab es ein ganz klares Motiv, und das war das Wiedersehen mit meiner Familie. Als ich die Nachricht erhielt, dass alle Teilnehmenden den Gipfel erreicht hatten, war das für mich einer der größten Momente. Es ging nicht um mich, sondern darum, den Auszubildenden zu zeigen, dass wesentlich mehr in ihnen steckt, als man ihnen zutraut. Natürlich wäre ich gern oben gewesen. Ich habe einen  Grundsatz mit ins Leben genommen: „Hoffnung ist nicht der Glaube daran, dass es gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass es Sinn macht, egal, wie es ausgeht.“ Für mich lag der Sinn in der Erkenntnis, nicht um jeden Preis zu versuchen, an die Spitze zu gelangen, sondern auch immer darauf zu schauen, was ich dafür aufgebe und zurücklasse.

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Galt der Berg also als Metapher für die Überwindung der eigenen Ängste?

Ja, sogar als Metapher für das Leben. Der Berg birgt viele Überraschungen, genau wie das Leben. Es gibt Dinge, die können wir vorbereiten. Wir können uns fit machen, unser Equipment zusammensuchen, uns einer guten Führung hingeben. Aber am Berg wie im Leben gibt es auch Dinge, die nicht in unserer Hand liegen. Wenn ich uns Menschen mal als Baumeister unseres Lebens beschreibe, dann liegt es nicht in unserer Hand, mit welchem Baumaterial wir ausgestattet worden sind. Es liegt nicht in unserer Hand, in welchem Land wir geboren sind, in welche Situation oder wer unsere Eltern sind. Wenn es am Berg regnet, können wir das nicht beeinflussen, aber es ist unsere Verantwortung, das Allerbeste daraus zu machen. Das Besteigen eines Berges bildet in sieben Tagen ab, was das Leben für mich bereithält.

 

Schritt für Schritt gemeinsam dem Gipfel entgegen. (Bild: Bodo Janssen)

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In Ihrem kürzlich erschienenen Buch sprechen Sie über den Mangel an Selbstvertrauen in unserer Gesellschaft, den Sie vor allem bei jungen Menschen wahrnehmen. Warum zweifeln wir heute so viel an uns selbst?

Wir sind groß geworden in einer Gesellschaft, die nach dem Prinzip „Liebe für Leistung“ funktioniert. Um Menschen miteinander vergleichen zu können, werden sie normiert. Aber wir sind nicht normal, sondern einzigartig. Glaubenssätze wie „Ohne Fleiß, kein Preis“ oder „Was sollen die Nachbarn sagen?“ stammen noch aus der Nachkriegszeit. Das sind die Folgen einer Erziehung, in der es vor allem um Folgsamkeit ging. Diese Denkmuster manifestieren sich heute noch in unseren Verhaltensweisen und in unserer Sprache, weil sie einfach immer wieder reproduziert werden, von Generation zu Generation. Unsere gesellschaftliche Entwicklung trägt dazu bei, dass besonders jungen Menschen nicht das Gefühl vermittelt wird, es käme auf sie an.

Wie können Eltern, Lehrer, Vorgesetzte Anforderungen an Jugendliche stellen, ohne ihr Selbstbewusstsein zu untergraben?

Wir müssen der Persönlichkeit des Einzelnen mehr Aufmerksamkeit schenken, über Schulsysteme nachdenken, die Einzigartigkeit stärker fördert und in den Vordergrund stellt. Anstatt Einsen mit 5-Euro-Scheinen zu belohnen, sollten Eltern Interesse an den Erfahrungen ihrer Kinder zeigen und ihnen damit Wertschätzung vermitteln. Ein zweiter Aspekt ist die Lösungsorientierung. Den Fokus nicht auf Fehler zu legen, sondern auf das, was geht. Weil sich die Gesellschaft in den letzten 50 Jahren materiell enorm entwickelt hat, wird auch die Frage nach dem Sinn immer wichtiger – Generation „Y“. Daher muss die Frage auch im Unterricht sein: Nicht was, sondern wofür brauche ich das? Junge Menschen sollten immer wieder ermutigt werden, bewusst ihre Komfortzone zu verlassen, Herausforderungen zu meistern. Wichtig ist, dass sie unmittelbar erfahren, was ihr Handeln für Auswirkungen hat, auf sich und ihr Umfeld.

Wer hat denn in Sie investiert, als Sie Jugendlicher waren?

Die wichtigste Investition in mich war das Vertrauen, das meine Eltern mir als Kind geschenkt haben. Dadurch habe ich die Möglichkeit bekommen, Selbstvertrauen zu entwickeln. Es braucht diesen Menschen, der ein ehrliches Interesse an meiner Entwicklung hat. Wenn es die Eltern nicht sind, dann ist es vielleicht ein guter Freund, der Trainer oder ein Lehrer, irgendjemand, zu dem ich gehen kann, wenn es schiefgeht. Wenn ich weiß, wer hinter mir steht, ist mir egal, was vor mir liegt.


Dieses Interview, das Ann-Sophie Bartolomäus führte, ist gekürzt aus der Zeitschrift Family (Ausgabe 01/2021) übernommen. Das Familienmagazin Family ist ein Produkt des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört. 

 

 

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