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Zehn Jahre «Charta Oecumenica»: Kirchen warnen vor Zerfall Europas

Vor zehn Jahren, am 22. April 2001, haben die europäischen Kirchen in Straßburg ihre «Charta Oecumenica» verabschiedet. Das Papier gilt als eines der bedeutendsten gemeinsamen Dokumente der christlichen Kirchen in Europa.

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 Es schreibt erstmals seit rund 1.000 Jahren die Zusammenarbeit der Kirchen verbindlich fest. Darin verpflichten sich Protestanten, Orthodoxe und Katholiken zur Mitarbeit am Aufbau eines sozialen Europas und zu mehr Einheit unter den Christen.

 Der Text wurde von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und dem katholischen Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) verabschiedet. Beide Organisationen repräsentieren fast alle reformatorischen, orthodoxen und katholischen Christen auf dem Kontinent. Die Charta wurde inzwischen in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Heute ist sie in der ökumenischen Bewegung allerdings eher in den Hintergrund getreten.

 Der ständige EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sagte dem epd, die «Früchte des ökumenischen Dialogs werden jeden Tag geerntet». Die europäische Politik werde gespeist aus derartigen Initiativen, selbst wenn es schwierig einzuschätzen ist in welchem Umfang. Religionsgemeinschaften erinnerten täglich daran, dass es jenseits des materiellen Strebens eine spirituelle Dimension gebe, die ein zentrales Merkmal des Menschen sei. Rompuy: «Religion in diesem Sinn kann auch soziales Kapital und moralisches Engagement verstärken.»

 In dem Dokument warnen die Kirchen vor dem Zerfall Europas in einen stabilen Westen und desolaten Osten und beklagen zugleich ein Gefälle zwischen Nord und Süd. Sie verpflichten sich, auf eine menschenwürdige Aufnahme von Migranten in Europa zu drängen. Der Lebensschutz hat in der Charta einen großen Stellenwert, ohne Biotechnologie oder Sterbehilfe konkret zu nennen.

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 Einigkeit unter den Kirchen sei Voraussetzung für Frieden unter den Nationen, heißt es in dem Text weiter. Die Trennung der Christenheit soll langfristig überwunden werden. Die Gemeinschaft im Abendmahl ist dabei ein Ziel unter vielen. Zugleich soll der Dialog zum Islam, Judentum und anderen Weltreligionen ausgebaut werden. In der Ökumene-Charta verpflichten sich die Kirchen zudem, Frieden und soziale Gerechtigkeit in Europa zu fördern. Zugleich wird die Verantwortung für die Armen in aller Welt hervorgehoben.

 Die Charta hat allerdings keinen lehramtlichen oder kirchenrechtlichen Anspruch und wird vom Vatikan nicht mitverantwortet. Auch die Mitgliedskirchen der KEK und des CCEE sind nicht zur Übernahme verpflichtet. Vielmehr wird die Charta den europäischen Kirchen und Bischofskonferenzen «zur Annahme und Umsetzung in ihrem jeweiligen Kontext» empfohlen. In Deutschland haben 2003 die Vertreter von 16 deutschen Kirchen auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin die «Charta Oecumenica» unterzeichnet.

 Die Charta sei eine ökumenische Kirchenethik, erklärte Anfang 2011 der lutherische Ökumene-Experte und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Landesbischof Friedrich Weber (Braunschweig). Das Dokument richte sich zudem auf das Ziel von Frieden und Verständigung zwischen den zahlreichen europäischen Kirchen, Nationen und Religionen. Sie sei Selbstverpflichtung der Kirchen zur Vertiefung der ökumenischen Zusammenarbeit.

(Quelle: epd)

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