Im Vorfeld der dritten Sitzung des „Runden Tischs Heimerziehung“, der am 15. und 16. Juni in Berlin stattfinden wird, hat der Verein ehemaliger Heimkinder (VEH) seine politischen Forderungen konkretisiert. Wegen „systematischer Menschenrechtsverletzungen“ sollen die kirchlichen Träger und profitierende Betriebe auf Entschädigungszahlungen in Höhe von 25 Milliarden Euro belangt werden.
Der Verein beruft sich auf Verfahren in Irland und Kanada, wo in ähnlichen Fällen die Klagen von Heimkindern zu Entschädigungen in Milliardenhöhe geführt haben.
Gerrit Wilmans, Rechtsanwalt des VEH, hält die Summe „angesichts der großen Zahl der Betroffenen und der Schwere des erlittenen Unrechts, das ganze Biografien zerstört hat, maßvoll. Auch im internationalen Vergleich liegt die Forderung bezogen auf den Einzelfall absolut im Schnitt.“
Da man in Deutschland von 300.000 bis 500.000 Betroffenen ausgeht, entspricht die Summe einer Pro-Kopf-Entschädigung von etwa 50.000 Euro.
Zusätzlich fordert der Verband einen Rentenausgleich für die Zwangsarbeiten in den Heimen sowie eine verbesserte Behandlung der entstandenen Traumata, unter denen viele ehemalige Heimkinder bis heute litten.
Ob die Entschädigungsthematik wie vom Verband gewünscht bei der heute beginnenden dritten Sitzung des „Runden Tischs Heimerziehung“ auf den Tisch kommt, ist nicht sicher. Grünen-Politikerin Antje Vollmer ließ im Februar offen, ob es überhaupt zu Entschädigungszahlungen kommen werde. Der Runde Tisch sei kein Tribunal, eher eine Art Wahrheitskommission. Die beteiligten Institutionen hatte Vollmer daher aufgefordert, „sich gemeinsam an der Erforschung der bitteren Wahrheit zu beteiligen und auch gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten". Es solle am Ende auch die Zeit und das Handeln der Beteiligten in dieser Zeit verstanden werden.
