- Werbung -

Jüdischer Weltkongress: Kritik an Seligsprechungsprozess für Pius XII.

Das laufende Seligsprechungsverfahren für Papst Pius XII. (1876-1958) stößt weiter auf Kritik aus dem Judentum. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, forderte am Montag in einer in New York und Brüssel veröffentlichten Erklärung von Rom mehr Sensibilität in dieser Angelegenheit.

- Werbung -

 Er appellierte an den Vatikan, sofort alle Archive der Pius-Ära zu öffnen. Der Vatikan verteidigte unterdessen den von Papst Benedikt XVI. verfügten Fortgang im Seligsprechungsverfahren für Pius XII. gegen Proteste.

 Papst Pius XII. gilt als einer der umstrittensten Päpste des vergangenen Jahrhunderts. Er wurde 1939 zum Papst gewählt. Während ihm seine Kritiker vorwerfen, zum Holocaust geschwiegen zu haben, betonen andere Historiker, er habe Hunderttausenden Juden in der NS-Zeit das Leben gerettet. 1963 löste Rolf Hochhuths Drama «Der Stellvertreter» die Diskussion um eine Mitschuld des Papstes an der Judenvernichtung aus.

 Weltkongress-Präsident Lauder erklärte dazu, solange die Archive von Papst Pius während der entscheidenden Jahre zwischen 1939 bis 1945 geschlossen blieben und es keine übereinstimmende Bewertung über sein Handeln während der Holocaust-Zeit gebe, sei eine «Seligsprechung unangebracht und verfrüht.» Zwar sei es allein Angelegenheit des Vatikan, wem er religiöse Ehren zuspreche, fügte Lauder hinzu. Dennoch dürften die starken Vorbehalte gegenüber der politischen Rolle von Pius XII. während des Zweiten Weltkrieges nicht ignoriert werden.

 Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kurienkardinal Walter Kasper, bezeichnete den Streit um die jüngste Anerkennung des «heroischen Tugendgrads» des Papstes der Hitlerzeit der Turiner Tageszeitung «La Stampa» vom Montag zufolge als «emotionale Polemik». Papst Benedikt XVI. hatte am Wochenende einen Monat vor seinem für den 17. Januar geplanten Besuch in der römischen Synagoge das Seligsprechungsverfahren für seinen Vorgänger vorangebracht, indem er dessen Tugendgrad anerkannte. Dies gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zur Seligsprechung.

- Werbung -

 Der Vorsitzende der italienischen Rabbinerversammlung, Giuseppe Laras, warnte daraufhin vor einer möglichen Absage der Visite. Vatikansprecher Federico Lombardi lehnte erneut gestellte Forderungen nach einer vollständigen Öffnung der Archive ab. Die Vorbereitung des Archivbestands werde weitere fünf bis sechs Jahre beanspruchen. Lombardi wies auf die gängige Praxis hin, die Archive jeweils für gesamte Pontifikate zu öffnen. Zudem habe der Vatikan bereits 1965 eine zwölfbändige Dokumentation über die Zeit des Nationalsozialismus veröffentlicht.

 Kardinal Kasper verteidigte Pius XII. gegen den Vorwurf, zum Holocaust geschwiegen zu haben. Die Vatikanzeitung «Osservatore Romano» habe täglich offen Stellung genommen. «Ein öffentlicher Angriff von Pius XII. auf das Dritte Reich hätte den Juden ebenso geschadet, wie die Appelle der holländischen Bischöfe», betonte der Kurienkardinal, der für den Dialog mit dem Judentum zuständig ist. Kasper forderte dazu auf, die Seligsprechung von der historischen Forschung über Pius XII. zu unterscheiden. 

(Quelle: epd)

NEWS & Themen

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de