Nachrichten & Themen

Nachrichten & Themen aus der christlichen Welt – zusammengestellt von der Jesus.de-Redaktion.

Bundestagsbeschluss: Kirchliche Verbände begrüßen bessere Beratung bei Spätabtreibungen

Protestanten und Katholiken haben den Bundestagsbeschluss zu einer besseren Beratung bei Spätabtreibungen begrüßt. Sachsens Landesbischof Jochen Bohl sagte dem epd am Donnerstag in Dresden, es sei «ein gutes Ergebnis» erzielt worden. Die Parlamentarier hätten über viele Jahre auf hohem Niveau diskutiert. «Die Lösung rechtfertigt die Anstrengungen.» Frauen, die ein behindertes oder nicht lebensfähiges Kind erwarten, sollen künftig besser beraten werden. Der Bundestag hatte am Mittwochabend eine Beratungspflicht für Ärzte und eine dreitägige Bedenkzeit zwischen der Diagnose und der ärztlichen Indikation für eine Abtreibung beschlossen. Die Schwangeren können die Beratung ablehnen, die Ärzte sind aber unter Androhung eines Bußgelds verpflichtet, sie anzubieten. Die neue Regelung gilt für alle Abtreibungen nach der zwölften Schwangerschaftswoche, obwohl als Spätabtreibungen in der Regel Abbrüche nach der 22. Woche bezeichnet werden. Der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Thomas Rachel, erklärte, das von einer klaren Mehrheit aus Mitgliedern aller Fraktionen außer der Linken beschlossene Gesetz sei ein wichtiger Beitrag zum Lebensschutz und eine verlässliche Hilfe für schwangere Frauen. Es beseitige einen «bedenklichen Abtreibungsautomatismus» nach vorgeburtlichen Untersuchungen. Der Bundesverband Evangelische Frauen in Deutschland begrüßte die neuen Regelungen ebenfalls, verlangte aber, dass der Anspruch der Schwangeren auf umfassende und unabhängige Beratung im Mutterpass aufgeführt werden müsse. Frauen müssten selbst entscheiden, welche Untersuchungen und welche Hilfen sie wollen, so der Verband. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) reagierte «mit großer Zustimmung». ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer dankte den Abgeordneten aus Union, SPD, von der FDP und den Grünen, die in äußerst schwierigen Verhandlungen den Abstimmungserfolg herbeigeführt hätten. Es komme nun darauf an, den Beschluss präzise umzusetzen. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands erklärte, der Bundestag habe ein deutliches Signal gegen die Ausgrenzung von Behinderten gesetzt. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung reagierte mit «großer Erleichterung» auf die gesetzlichen Änderungen, die noch im den Bundesrat beraten werden müssen, aber nicht zustimmungspflichtig sind. Die Beratungspflicht und die Bedenkzeit seien eine wichtige Hilfe für Frauen, die unvorbereitet mit der Diagnose konfrontiert werden, ein behindertes Kind zu erwarten. Der Verband habe seit Jahren gefordert, dass werdende Eltern über die Lebensperspektiven mit einem behinderten Kind informiert werden müssten.

Wahl: Wer wird Nachfolger von Landesbischof Wolfgang Huber?

Die Kandidaten sind sich überraschend einig: Wenn Ende der Woche in Berlin ein Nachfolger für den nach 15 Jahren aus dem Amt scheidenden Bischof Wolfgang Huber gewählt wird, dann stehen sehr ähnliche Ideen zur Wahl.

Messe in Bethlehem: Papst betont Solidarität mit Leiden der Palästinenser

Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch zu Beginn seines Besuchs der Palästinensergebiete eine Messe in Bethlehem gefeiert. Zuvor war er von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas begrüßt worden. Dabei brachte der Papst seine Solidarität mit den Leiden der Palästinensern zum Ausdruck. Am Nachmittag will das Oberhaupt der katholischen Kirche ein palästinensisches Flüchtlingslager besuchen. Er sei ins Westjordanland gekommen, um an der Seite der Palästinenser zu stehen, sagte Benedikt auf dem Bethlehemer Krippenplatz vor rund 8.000 Gläubigen. Einen besonderen Gruß richtete er an die wenigen aus dem Gaza-Streifen gekommenen Pilger. Benedikt forderte die christliche Minderheit in den Palästinensergebieten auf, trotz schwieriger Lebensbedingungen nicht auszuwandern. Sie sollten eine «Brücke des Dialogs und der konstruktiven Zusammenarbeit beim Aufbau einer Kultur des Friedens» sein. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, bekräftigte bei der Messe seine Forderung nach einem Ende der israelischen Besatzung in den Palästinensergebieten. «Niemand hat einen Alleinanspruch auf das Heilige Land», betonte der oberste katholische Kirchenführer der Region. Der Heilige Stuhl unterstütze das Recht «auf eine eigenständige palästinensische Heimat im Land ihrer Vorfahren in Sicherheit und in Frieden mit seinen Nachbarn innerhalb von international anerkannten Grenzen», sagte der Papst zuvor bei der Begrüßung durch Abbas. Auch wenn die Verwirklichung dieses Ziels heute noch fern erscheine, dürfe die Hoffnung auf eine Lösung nicht aufgegeben werden, «die die legitimen Ansprüche beider Seiten, der Israelis und der Palästinenser» erfülle. Die politisch Verantwortlichen sowie die internationale Gemeinschaft ermahnte er, auf einen gerechten und dauerhaften Frieden hinzuarbeiten. Palästinenserpräsident Abbas forderte eine Zweistaatenlösung im Nahen Osten. Dabei müsse Jerusalem Hauptstadt für Israelis und Palästinenser werden. Er rief zu einem Ende der Besatzung und zu einer «gerechten Lösung für die Flüchtlingsproblematik auf der Grundlage von UN-Resolutionen» auf. Benedikt ist nach Johannes Paul II. der zweite Papst, der die Palästinensergebiete besucht. Als Paul VI. 1964 als erstes Kirchenoberhaupt die Region besuchte, existierte die Autonomieregierung noch nicht. In den Palästinensergebieten stellen Christen eine Minderheit von zwei Prozent.

Kirchentag : Bischof Huber erwartet «Zeitansage» zu Problemen der Gegenwart

Der Deutsche Evangelische Kirchentag 2009 wird überschattet von der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, erwartet von dem Christentreffen in Bremen klare Forderungen für ein nachhaltiges Wirtschaften. Mit dem Berliner Bischof, der selbst aus der Kirchentagsbewegung kommt und 1985 Präsident des Düsseldorfer Kirchentags war, sprachen die epd-Redakteure Karsten Frerichs und Thomas Schiller. epd: Ab dem 20. Mai trifft sich in Bremen der evangelische Kirchentag. Was erwarten Sie von dem Treffen? Huber: Ich hoffe darauf, dass das ein großes Fest des Glaubens wird - mit einer besonderen Prägung durch die Weltoffenheit und die vielfältige Liberalität Bremens. Ich hoffe auch auf eine Zeitansage angesichts der herausfordernden Probleme der Gegenwart und der Notwendigkeit, Globalisierung neu zu verstehen und sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung und ihren gravierenden Auswirkungen auf die Menschen auseinanderzusetzen. epd: Der Kirchentag wird überschattet von der Wirtschafts- und Finanzkrise. Welche neuen Denkansätze kann ein Kirchentag liefern? Huber: Der Kirchentag an sich wird ein großes Signal dafür sein, dass Menschen bereit und entschlossen sind, sich einzubringen. Sie wollen nicht nur Opfer der globalen Entwicklung sein, sondern selbst das Wort ergreifen. Der Kirchentag wird, so hoffe ich, ein Signal für eine Beteiligungsgesellschaft setzen. epd: Welches Gesellschaftsbild soll er vermitteln? Huber: Dieser Kirchentag soll mit Nachdruck einfordern, dass alles, was wir tun, den Kriterien der Nachhaltigkeit genügen muss. Reparaturen an der gegenwärtigen Situation reichen nicht. Nötig sind Weichenstellungen hin zu grundlegenden Veränderungen, die wir gegenüber unseren Kindern verantworten können. epd: Der Wortschatz der Globalisierungskritiker - etwa Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, erneuerbare Energien - hat inzwischen Einzug in das Vokabular der Spitzenpolitiker gehalten. Hat sich die Politik diese Wörter nur ausgeliehen oder auch die dahinter stehenden Gedanken? Huber: Es besteht Grund zur Hoffnung. Denn in der Politik gibt es verantwortliche Personen, denen Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen ist. Bis in die Beschlüsse des G-20-Gipfels hinein spielen die Gesichtspunkte der Armutsbekämpfung und der Nachhaltigkeit eine Rolle. Die Ankündigungen des Londoner Gipfels müssen aber nun auch in Regierungsentscheidungen umgesetzt werden. Es darf nicht nur bei einer Charta für eine nachhaltige Marktwirtschaft bleiben, es muss auch zu Strukturen einer nachhaltigen Marktwirtschaft kommen. epd: Was kann in diesem Zusammenhang die besondere Stimme der Kirche sein? Huber: Unsere Kirche tritt dafür ein, dass auch in einer solch schwierigen Situation das Reden über die soziale Verantwortung wichtiger bleibt als das Reden von sozialen Unruhen, so ernst man die Betroffenheit der Menschen auch nehmen muss. Wir wollen mit unserer Stimme die Solidarität stärken in einer Situation, die viele Züge von Entsolidarisierung trägt. Das weitere Auseinanderklaffen von Armut und Reichtum in unserer Gesellschaft wollen wir nicht hinnehmen; sondern wir drängen darauf, dass Gerechtigkeit ein verpflichtender Maßstab bleibt. epd: Was empfinden Sie, wenn zur Rettung von Banken schnell Milliarden zur Hand sind, während für den Sozialstaat um wesentlich geringere Beträge gestritten wird? Huber: Dass der Zusammenbruch einer großen Bank eine besondere Sogkraft entwickelt und weite wirtschaftliche Bereiche in einen verheerenden Strudel zieht, haben wir gerade erlebt. Deshalb ist politisches Eingreifen in solchen Fällen notwendig; es verdient unseren Dank und unseren Respekt. Trotzdem wühlt es mich innerlich auf, dass bei systemrelevanten Banken, deren Zusammenbruch das gesamte Wirtschaftssystem bedroht, Milliarden zur Verfügung stehen, während ich gleichzeitig bei einem Besuch in einem Altenpflegeheim feststelle, dass die Menschen, die dort arbeiten, die elementarsten Formen der sozialen Wertschätzung entbehren - bis in die Tarife hinein. epd: Der Kirchentag wird 60 Jahre alt. Was waren die drei wichtigsten Impulse? Huber: Wenn ich - nur - drei Impulse hervorheben darf, beginne ich erstens mit der Verantwortung der Christen für die gemeinsame Zukunft unseres Landes und die Zusammengehörigkeit der Deutschen. Der Kirchentag 1954 in Leipzig war dafür eine großartige Manifestation. Das war der letzte gesamtdeutsche Kirchentag in einer DDR-Stadt vor dem Mauerbau. Zweitens nenne ich den Aufbruch zu neuen Formen christlicher Frömmigkeit - das fängt an in den 70er Jahren, zum Beispiel 1975 in Frankfurt. Und drittens ist mir die Zuwendung zu den gesellschaftlichen Herausforderungen wichtig, das unbequeme Wort, das Nein ohne jedes Ja. Dazu gehört das frühe Einfordern von Nachhaltigkeit unter dem Wort «Die Erde ist des Herrn» 1985 in Düsseldorf. epd: Was waren in den 60 Jahren die größten Irrtümer der Kirchentagsbewegung? Huber: Wir alle haben daneben gelegen in der Frage, für wie unauflösbar wir die Spaltung Europas und Deutschlands hielten. Wir haben friedenspolitische Konzepte gehabt, die ganz und gar im Bann dieser europäischen Spaltung standen. Wir waren alle überrascht vom Jahr 1989. 20 Jahre nach der friedlichen Revolution muss man zugeben, dass wir uns geirrt haben. Im Rückblick muss man sagen: glücklicherweise. epd: Im Programm des Bremer Kirchentags sind führende deutsche Manager selten vertreten. Bedauern Sie, dass so wenige zum Gespräch bereitstehen? Huber: Das tiefere Problem ist, dass Manager auch in anderen Bereichen der gesellschaftlichen Debatte nicht so präsent sind, wie ich es mir wünschen würde. Darum gibt es nicht genügend Erfahrungen mit ihnen im öffentlichen Disput, an die man anknüpfen könnte, wenn man sie zu Kirchentagsveranstaltungen einlädt. Wer Debatten aus den vergangenen Jahren zur Zukunft unserer Gesellschaft anschaut, sieht einen eklatanten Mangel an Beiträgen von führenden Managern. Das verbindet sich mit einem verzerrten Bild der Wirtschaft, das ganz und gar am Handeln der Manager von international tätigen Konzernen orientiert ist. Der ganze Bereich der mittelständischen, oft familiengeführten Unternehmen tritt dahinter zurück. An dieser Verzerrung der öffentlichen Wahrnehmung hat auch der Kirchentag seinen Anteil. epd: Ebenfalls 60 Jahre alt wird Ende Mai die Bundesrepublik. Steht der Kirchentag in Konkurrenz zu dem zeitgleichen Festprogramm in Berlin? Huber: Konkurrenz ist ein falscher Ausdruck. Aber es ist eine außerordentliche Terminfülle in einer Woche, das kann man nicht bestreiten. Ich hoffe, dass die beiden Ereignisse sich gut ergänzen, aber auch jeweils ihre Eigenständigkeit behalten. Der Kirchentag ist nicht ein Kommentar zu 60 Jahre Grundgesetz. Er ist aber eine Gelegenheit, bei der wir deutlich machen können, was wir als evangelische Christen in das Ethos einer freiheitlichen Demokratie einbringen: nämlich die Grundposition einer verantworteten Freiheit, die dadurch Gestalt gewinnt, dass man füreinander und für das Gemeinwesen einsteht.

Dialog und Versöhnung: Papst besucht heilige Stätten der drei großen Religionen

Papst Benedikt XVI. hat am zweiten Tag seines Israelbesuchs heilige Stätten von Judentum, Islam und Christentum besucht. Bei Treffen mit Vertretern der drei Religionen rief er zu Dialog und Versöhnung auf. An der Klagemauer in Jerusalem hinterließ er einen Zettel mit einem Gebet für Frieden im Nahen Osten. Zuvor hatte er den Felsendom auf dem Tempelberg besucht und den Großmufti von Jerusalem, Muhammad Ahmad Hussein, getroffen. Die Christen in Nahost rief er bei einem Besuch im Abendmahlssaal auf, zum Frieden beizutragen. Seine Rede am Vortrag in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem erntete Kritik und Zustimmung. Bei einer Begegnung mit Vertretern des israelischen Großrabbinats äußerte Benedikt den Wunsch, «das gegenseitige Verständnis und die Achtung voreinander zu vertiefen». Er würdigte Fortschritte im Dialog zwischen dem Großrabbinat und dem Vatikan. Dem Treffen waren Irritationen im jüdisch- hristlichen Verhältnis nach der Teilrehabilitierung des Traditionalistenbischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson vorausgegangen. Der Papst nannte den Einsatz der katholische Kirche für eine nachhaltige Aussöhnung aufgrund der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils «unwiderruflich». Bei seinem Besuch im Felsendom sagte das Kirchenoberhaupt, diese heilige Stätte der Muslime sei ein «Ansporn, Missverständnisse und Konflikte der Vergangenheit zu überwinden» und in einen «ehrlichen Dialog zum Aufbau einer Welt der Gerechtigkeit und des Friedens» einzutreten. Anders als bei seinem Besuch der Hussein-Moschee von Amman zog das Kirchenoberhaupt die Schuhe aus, bevor er das älteste islamische religiöse Gebäude berat. Am Vorabend hatte ein muslimischer Vertreter bei einer interreligiösen Begegnung mit dem Papst einen Eklat ausgelöst. Der Vorsitzende des palästinensischen Scharia-Gerichts, Taisir al-Tamimi, hatte in aggressivem Ton die israelische Besatzungspolitik angeprangert. Das israelische Großrabbinat will den Dialog mit Muslimen so lange unterbrechen, wie Al-Tamimi zu den muslimischen Gesprächspartnern zählt. Im gotischen Jerusalemer Abendmahlssaal sagte Benedikt, der Gegenwart von Christen in der Konfliktregion komme «entscheidende Bedeutung für die gesamte Gesellschaft» zu. Als «loyale und verantwortliche Bürger» müssten die Christen «gemeinsam mit anderen Menschen guten Willens trotz Schwierigkeiten und Einschränkungen ein Klima des Friedens in der Vielfalt» fördern. Der Saal steht an dem Ort, an dem Jesus das Abschiedsmahl mit seinen Jüngern gefeiert haben soll. Der Besuch des Papstes in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem am Montag stieß auf geteiltes Echo. Der Vorsitzende des Beirats der Gedenkstätte, Rabbi Meir Lau, kritisierte, dass Benedikt in Jad Vaschem die deutschen Nationalsozialisten nicht als Täter genannt habe. Zudem habe er die sechs Millionen jüdischen Opfer nicht ausdrücklich erwähnt. Der Zentralrat der Juden in Deutschland bezeichnete die Botschaft des Papstes als halbherzig «angesichts der noch ausstehenden klaren Distanzierung des Vatikans von der antisemitischen Pius-Bruderschaft, die jüdische Menschen als Gottesmörder bezeichnet». Nach Ansicht der katholischen Deutschen Bischofskonferenz bekräftigte Benedikt XVI. in Jad Vaschem die Verpflichtung zur Erinnerung an den Holocaust. Auch Vatikansprecher Federico Lombardi verteidigte den Papst. Dieser habe bereits bei seiner Ankunft in Tel Aviv ausdrücklich die Schoah und die dabei getöteten sechs Millionen Juden erwähnt. Auch über seine deutsche Herkunft habe Benedikt XVI. in diesem Zusammenhang in der Vergangenheit mehrfach gesprochen. Der israelische Botschafter im Vatikan, Mordechai Lewy, sagte, die Papstrede in Jad Vaschem sollte als religiöse und nicht als politische Botschaft verstanden werden. Der Vatikan bemühe sich sehr, jedoch «nicht immer mit Erfolg», Peinlichkeiten bei der Nahostreise des Papstes zu vermeiden.

Schulunterricht: EKD gibt Empfehlungen zur Ausbildung von Religionslehrern

Die Ausbildung evangelischer Religionslehrer soll stärker an für den Unterricht notwendigen Kompetenzen ausgerichtet werden. Das empfiehlt die evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zusammen mit dem Evangelisch-Theologischen Fakultätentag in einem Text, der am Montag in Hannover veröffentlicht wurde. Evangelischer Religionsunterricht solle «guter, lebensdienlicher und bildungsförderlicher Unterricht» sein, schreibt der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, in einem Vorwort. Dazu seien kompetente Lehrer nötig, «die sich auf die Sache des Religionsunterrichts ebenso verstehen wie auf ihre Schülerinnen und Schüler». Der evangelische Religionsunterricht sei in das Bildungssystem Schule eingebunden, schreiben die Autoren. Aufgabe der Religionslehrer sei nicht nur die Erteilung des Unterrichts: «Sie vertreten das Fach mit seinem evangelischen Profil, seiner christlichen Perspektive und seinem besonderen Bildungsauftrag im Unterricht, in der Schule und nach außen hin.» Kern des evangelischen Religionsunterrichts sei es, einen Freiraum für die individuelle Begegnung mit christlichem Glauben und Leben zu eröffnen. Mit den Empfehlungen reagiert die evangelische Kirche auf die Änderungen des deutschen Bildungssystems. Dazu gehören etwa inhaltliche Anforderungen an die Lehramtsstudiengänge. Die Zahl der Studenten der evangelischen Religionslehre, die später in unterschiedlichen Schulformen Religionsunterricht erteilen, dürfte Schätzungen zufolge bei rund 10.000 liegen. Der Text mit dem Titel «Theologisch- <wbr>Religionspädagogische Kompetenz» soll als Grundlage für die Entwicklung von Studiengängen dienen. Zur Messung der Kompetenzen, die von Religionslehrkräfte erwartet werden, formuliert das Papier Standards. Erstmalig werden alle drei Phasen der Lehrerbildung - Studium, Referendariat und Berufseingangsphase - berücksichtigt. Die Verfasser erhoffen sich neben dem religionspädagogischen Austausch auch eine interdisziplinäre Diskussion über Maßstäbe für die Lehrerausbildung.

Nahost-Reise: Papst Benedikt XVI. verurteilt in Israel neuen Antisemitismus

Zum Auftakt seines Besuchs in Israel hat Papst Benedikt XVI. jede Form von Antisemitismus verurteilt. Dieser zeige «sein hässliches Gesicht weiterhin in vielen Regionen der Welt», beklagte das 82-jährige Kirchenoberhaupt am Montag bei der Ankunft auf dem Ben-Gurion-Flughafen von Tel Aviv. Es müsse alles unternommen werden, um Judenfeindschaft zu bekämpfen. Der israelische Präsident Shimon Peres begrüßte das Kirchenoberhaupt auf Hebräisch, Latein und Englisch. Der Papst erinnerte an das tragische Schicksal des jüdischen Volkes. Er werde die Gelegenheit haben, der sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocausts zu gedenken «und zu beten, dass die Menschheit niemals mehr Zeuge eines Verbrechens dieser Größenordnung sein wird», sagte Benedikt. Er wollte am Montagnachmittag in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem einen Kranz niederlegen und eine mit Spannung erwartete Ansprache halten. Angesichts des stockenden Friedensprozesses zwischen Israelis und Palästinensern äußerte der Papst die Hoffnung, dass beide Parteien rasch ein «Klima größeren Vertrauens» herstellen. An die christliche Minderheit in Israel appellierte er, sich aktiv an den Bemühungen um Frieden zwischen Israelis und Palästinensern zu beteiligen. Gleichzeitig äußerte er die Hoffnung, dass Juden, Christen und Muslime freien Zugang zu allen heiligen Stätten und religiösen Feiern in Jerusalem erhalten. Benedikt wurde auf dem Flughaben von Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit militärischen Ehren empfangen. In Jerusalem war am Nachmittag ein Höflichkeitsbesuch bei Peres vorgesehen. Der Besuch Benedikts im Heiligen Land ist nach Ansicht von Erzbischof Robert Zollitsch von der Botschaft des Friedens bestimmt. Versöhnung sei in dieser Region, in der Christentum, Judentum und Islam ihren Ursprungsort haben und es viele kriegerische Konflikte gab, besonders notwendig, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in einem epd-Gespräch. Zollitsch: «Er kommt als jemand, der Brücken bauen und zusammenführen möchte.» Zum Abschluss seines Jordanien-Besuchs am Morgen hatte Papst Benedikt XVI. dem jordanischen König Abdullah II. für seinen Einsatz für den Frieden in Nahost gedankt. Vor dem Abflug rief er Christen und Muslime auf, «auf dem festen Fundament der religiösen Toleranz zu bauen, das es den Mitgliedern verschiedener Gemeinschaften erlaubt, miteinander in Frieden und in gegenseitiger Achtung zu leben».

Zentralrat der Juden: Papst soll sich in Israel zu Williamson äußern

Der Zentralrat der Juden in Deutschland erwartet von Papst Benedikt XVI. bei seinem an diesem Montag beginnenden Besuch in Israel ein klares Wort der Entschuldigung. Spätestens in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem werde «ihm gar nichts übrig bleiben, als sich noch einmal zur Pius-Bruderschaft und zum Bischof Williamson zu äußern», sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (Montagausgabe). Hintergrund ist das Bemühen um eine Wiedereingliederung der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft in die römische Kirche. Im Januar hatte der Vatikan die Exkommunikation des britischen Traditionalistenbischofs Richard Williamson und weiterer Bischöfe aufgehoben, obwohl Williamson kurz zuvor in einem TV-Interview den Holocaust geleugnet hatte. Der Papst hatte im März in einer Stellungnahme selbst Pannen im Umgang mit der Pius-Bruderschaft eingeräumt. Kramer fügte nach Angaben der WAZ hinzu, er hielte es auch für eine «schöne Geste», wenn der Papst sich «einmal für die jahrhundertelange Verfolgung der Juden entschuldigen würde». Benedikt verkenne die Lage, wenn er sich auf einer «Pilgerreise» wähne. Es gelte vielmehr «politische Signale zu setzen, die uns Zuversicht vermitteln». Benedikt agiere beim Holocaust-Gedenken generell allzu nüchtern, so Kramer weiter. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Johannes Paul II., für den dies eine «Herzensangelegenheit» gewesen sei, habe Benedikt etwa bei seinem Auschwitz-Besuch den Eindruck vermittelt, ein «Pflichtprogramms» zu absolvieren.

Köln: Friedlicher Protest gegen rechtspopulistischen Kongress

In Köln haben am Wochenende mehrere tausend Menschen friedlich gegen einen «Anti-Islamisierungskongress» rechtspopulistischer Gruppierungen demonstriert. Zu den Protesten hatte das Aktionsbündnis «Köln stellt sich quer» aufgerufen, dem Parteien, Gewerkschaften und Kirchen angehören. Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) sagte, Köln sei weltoffen und tolerant. Hier sei kein Platz für ausländerfeindliche Hetze. Bei den insgesamt acht Demonstrationen und Kundgebungen waren in der Domstadt mehr als 5.000 Polizisten im Einsatz um Ausschreitungen zuverhindern. Bis auf kleinere Handgreiflichkeiten seien die Demonstrationen ohne Gewalt verlaufen, hieß es. Weniger als 200 Anhänger der rechtsgerichteten Bewegungen «pro Köln» und «pro NRW» hatten sich am Samstag auf dem Barmer Platz in Köln-Deutz zu ihrem Kongress versammelt. Die vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz beobachteten Organisationen warnten vor einer «schleichenden Islamisierung Deutschlands». Ein erster «Anti-Islamisierungskongress» war im vergangenen September nach gewalttätigen Protesten von der Polizei gestoppt worden. «Wir rufen den Rechtsradikalen zu: Wir wollen Euch nicht», sagte Oberbürgermeister Schramma bei einer Kundgebung. In Köln sei weder Platz für rechtsextremistisches Gedankengut noch für autonome Gewalttäter. Der Grünen-Politiker Reinhard Bütikofer würdigte den Einsatz der Kölner gegen Rechts: «Demokraten stehen zuammen gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und Hetze». Der stellvertretende Kölner Stadtsuperintendent Markus Zimmermann forderte dazu auf, den Rechtsradikalismus zu stoppen, dessenGedankengut sich gegen jüdische wie christliche und muslimische Religionen richte. Der Zentralrat der Muslime hatte die Kölner Muslime aufgerufen, sich an den Protestveranstaltungen zu beteiligen, um «klar Flagge gegen Rechts in unserer Stadt zu zeigen». Nach Gerichtsentscheidungen durften die rechten Gruppierungen ihre Hauptkundgebung nicht wie geplant am Dom abhalten und auch keinen Zug zur Baustelle einer Moschee im Stadtteil Ehrenfeld veranstalten. Bereits am Freitag hatten im Großraum Köln hunderte Bürger gegen den Kongress der Rechtspopulisten demonstriert. Für den Sonntag hat «pro NRW» nach Polizeiangaben zu einer Kundgebung in Bergheim aufgerufen. In Köln findet das Konzert «Rock gegen Rechts» statt.

Benedikt besucht Moschee: Stimme der Religion darf nicht verstummen

Papst Benedikt XVI. hat am Samstag die Al-Hussein-Bin-Talal-Moschee von Amman besucht.