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Anglikaner in der Krise: US-amerikanischer Kirchenzweig wird „suspendiert“

"Diese Woche könnte die anglikanische Kirche Auseinanderfallen", schrieb der "Daily Telegraph" vor dem Krisentreffen der Anglikaner in Canterbury. Das blieb aus, aber es kam zu einem Beschluss, der zum Bruch in der Konfessionsfamilie führen könnte.

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Wegen Differenzen über die Homo-Ehe haben Spitzenvertreter der Anglikaner Sanktionen gegen die US-amerikanische Episkopalkirche beschlossen. Zum ersten Mal in der Geschichte hat das «Primaten-Treffen» eine Mitgliedskirche für drei Jahre mehr oder weniger komplett von der Mitwirkung in der weltweiten Anglikanischen Gemeinschaft suspendiert.

Eine Mehrheit der Oberhäupter der 38 anglikanischen Kirchenprovinzen suspendierte den US-amerikanischen Zweig, der die Homo-Ehe befürwortet, für drei Jahre von Entscheidungen der Konfessionsfamilie in Lehrfragen. In der Erklärung heißt es, die Haltung der Episkopalkirche stelle eine «grundsätzliche Abkehr vom Glauben und der Lehre über die Ehe als Verbindung von Mann und Frau der Mehrheit der anglikanischen Provinzen» dar.

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hatte als Ehrenoberhaupt der Anglikanischen Gemeinschaft zu dem Treffen in Südengland eingeladen. Weltweit gehören 85 Millionen Gläubige in 165 Ländern zur anglikanischen Gemeinschaft. Die US-amerikanische Episkopalkirche gilt als liberal und hat nach eigenen Angaben 1,8 Millionen Mitglieder. Bereits 2003 hatte die Kirche den offen schwul lebenden Geistlichen Gene Robinson zum Bischof geweiht, woraufhin konservative Anglikaner die Kirche verließen.

Afrikaner und Asiaten gegen liberale Sexualethik

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Besonders anglikanische Bischöfe und Kirchen in Afrika und Asien sind gegen eine Abkehr von der traditionellen Sexualethik. Vor dem fünftägigen Krisentreffen in Canterbury hatten mehr als 100 leitende Anglikaner in einem Offenen Brief an Erzbischof Welby appelliert, sich einer Diskriminierung von lesbischen und schwulen Christen zu widersetzen.

Mit dem Sanktionsbeschluss entziehen die anglikanischen Spitzenvertreter der US-Kirche Stimmrechte bei Abstimmungen über die Ausrichtung der Weltgemeinschaft in Lehrfragen. Sie dürfen nur noch als Beobachter an gemeinschaftlichen Treffen teilnehmen. Auch dürfen die US-Anglikaner nicht mehr in interreligiösen Gremien mitwirken.

Der Schritt, die US-Kirche zu suspendieren, kann als Teilerfolg der Traditionalisten gewertet werden. Seit 2008 haben sich führende Anglikaner des traditionalistischen Flügels in der «Globalen Anglikanischen Zukunftskonferenz» organisiert. Sie fordern, die US-Kirche zu disziplinieren. Trotzdem ging dieser Schritt einigen nicht weit genug. Bereits am Dienstag hatte Erzbischof Stanley Ntagali aus Uganda das Treffen verlassen. Er forderte den Ausschluss der US-Kirche sowie der kanadischen Anglikaner. Die Kirche in Kanada hat die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gestattet und will im Juli über die Zulassung der Homo-Ehe abstimmen.

"Entscheidung ist sehr schmerzlich"

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Der Leitende Bischof der Episkopalkirche in den Vereinigten Staaten, Michael Curry, sagte, die Entscheidung sei sehr schmerzlich für die amerikanischen Anglikaner. «Für die Jünger Jesu in unserer Kirche, die schwul oder lesbisch sind, wird das weitere Schmerzen verursachen», ergänzte er. Viele seien für ihre sexuelle Orientierung von der Kirche, ihren Familien und Gemeinschaften abgelehnt worden. Für sie sei die Öffnung der Kirche ein Zeichen der Liebe gewesen. Der Sanktionsbeschluss werde den Schmerz, den die Menschen erlebt haben, noch verstärken, sagte Bischof Curry.

Dass der Richtungsstreit zumindest ein Teilerfolg für die traditionalistischen Kirchen wurde, könnte auch mit der Kräfteverschiebung innerhalb der Anglikanischen Gemeinschaft zu tun haben. Die meisten Mitglieder haben die Kirchen im Süden, wo die eher traditionalistischeren Anglikaner beheimatet sind. Während in den USA und Großbritannien die Mitgliederzahlen rückläufig sind, wachsen vor allem in Afrika die anglikanischen Kirchen.

Allein die Kirche in Nigeria habe mehr Mitglieder als die US-amerikanische, die kanadische und die Kirche von England zusammen, sagte der Wissenschaftler Philip Jenkins der «Washington Post». So können traditionalistische Kirchen allein über die Mitgliederstärke ihren Anspruch auf Richtungsführung begründen. In einem ersten Schritt ist ihnen das offensichtlich gelungen.

(Quelle: epd)

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