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Kirchen müssen 40.000 Immobilien aufgeben – droht der Abriss?

Die beiden großen Kirchen in Deutschland müssen sich laut eines gemeinsamen Positionspapiers in den kommenden 40 Jahren jeweils von etwa einem Drittel ihrer Gebäude trennen. Der Denkmalschutz macht eine Umnutzung problematisch.

Die evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer werden laut der Schrift „Kirchliche Baudenkmale – Kulturelles Erbe auf einem steinigen Weg in die Zukunft“ bis 2060 insgesamt rund 40.000 Immobilien verlieren. Vornehmlich seien Pfarr- und Gemeindehäuser betroffen, aber zunehmend auch Kirchen. Ihnen drohe Leerstand, Schließung und Verfall, wenn mit dem Denkmalschutz nicht mehr Freizügigkeit bei der Nachnutzung ausgehandelt werde.

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Hintergrund ist dem Bericht zufolge der kontinuierliche Schwund der Kirchenmitglieder und der verfügbaren Finanzmittel. Verfasst haben das Papier der evangelische Oberlandeskirchenrat Adalbert Schmidt aus Hannover und der Justiziar des katholischen Erzbistums Hamburg, Karl Schmiemann. Schmidt ist zugleich Vorsitzender der Baurechts- und Grundstückskommission der EKD. Schmiemann ist Vorsitzender der Rechtskommission des VDD.

Seit den 90er Jahren bereits 278 Kirchen abgerissen

Das Problem bei der Aufgabe von Kirchengebäuden ist der staatliche Denkmalschutz. Von den 42.500 Sakralbauten beider großen Konfessionen stehen laut Schmidt und Schmiemann rund 80 Prozent unter dem Schutz des Denkmalrechts. Seit den 1990er Jahren seien Schätzungen zufolge bereits 1.200 Kirchen aufgegeben worden. 278 davon wurden abgerissen.

Diese Zahl dürfte erheblich steigen, wenn der Denkmalschutz eine anderweitige Nutzung etwa als Wohn- oder Kulturimmobilie erschwere, hieß es. Konsense und Kompromisse könnten für eine zügige Umsetzung sorgen, heißt es in dem Papier. Beim Scheitern solcher Kompromisswege drohe aber kein massenhafter Abriss von Kirchen, wie die HAZ geschlussfolgert habe, betonte eine Kirchensprecherin. Ein Abriss nach einer sehr langen Zeit des Verfalls sei nur der schlimmste, selten eintretende Fall.

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Allerdings zeigt sich der Denkmalschutz dem Bericht zufolge kompromissbereit. Die Landesämter der Denkmalpflege hätten großes Interesse an einer frühzeitigen Zusammenarbeit, sagte Christina Krafczyk, Präsidentin des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege, der Zeitung. Es sollten möglichst viele der hochwertigen Kirchenbauten als Kulturerbe erhalten werden. Im Einzelfall sollten „Weiternutzungsoptionen mit substanz- und ressourcenschonenden Eingriffen“ entwickelt werden.

Quelleepd

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1 Kommentar

  1. Kirche wird sich ändern

    Kirche als Glaubensgemeinschaft ist nach meinem Verständnis derjenige Bereich, in dem Christinnen und Christen ihren Glauben exemplarisch leben – oder zu leben versuchen Kirchen als Institutionendagegen sind die unterschiedlichen Konfessionen, in Deutschland die beiden großen Kirchen und die vielen Freikirchen. Kirchen – und damit auch die Evangelische Kirche, haben hier in der Pfalz nach Kriegsende etwa den Bestand an Kirchengebäuden etwa verdreifacht. Entgegen dem erhofften Bedarf hat der sich, zwar mal nach oben oder unten verändert, ist aber wesentlich geringer geworden. Abgesehen von dem Traditionsabbruch, dass viele Kirchensteuerzahler*innen austreten, in Großstadtgemeinden oft keine Kerngemeinde mehr existieren, (keine/kaum Gemeindegruppen, Treffs, Bibel- und Gesprächskreise oder Angebote) kommen oft auch kirchliche Finanzprobleme dazu, auch weil so viele Gebäude bewirtschaftet werden. Insofern ist dem Bericht kaum etwas hinzuzufügen. Man wird nicht umhin kommen, nicht mehr nutzbare Gebäude zu verkaufen. Ob sie dem Denkmalschutz entwidmet werden können, halte ich für fast nicht durchsetzbar. Die inhaltliche Arbeit sollte so weit wie möglich nicht leiden, allerdings ist manche Zusammenlegung von Gemeinden, die nicht zusammen passen etwa weil die Wege zu weit sind, genauso wenig zielführend wie auch das ständige Bemühen der Kath. Kirche nach riesigen Großgemeinden. Es kann sein dass sich unsere Kirche völlig anders wird, etwa ganz viele kleine Gruppen, in denen Christen sehr ökumenisch ihren Glauben exemplarisch leben – auch im Sinne von „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ zu sein. Jedenfalls wird/muss Kirche sich auch unbedingt verändern, auch wenn die Institution sich sehr verschmälert. Und aus keiner Komm-Struktur sollte auch eine Geh-Hin-Struktur werden. Kirche sollte aber so gestaltet bleiben, dass ihre Kernkompetenzen erhalten werden, also beispielsweise Kulturträger zu sein etwa mit Kirchenmusik und trotz einem Schrumpfen der Institution ihr zudem gutausgebildete Theolog*innen bleiben. Jesus brauchte keine Institution, die Israeliten auch keinen König und beide keine Bürokratie. Aber wir leben leider in einer komplizierten Welt, müssen sparen und verwalten. Dazu braucht man ein Minimum an Inventar, denn niemand will beim Arbeiten auf Kisten sitzen. Ein neues Problem kann auch sein, woran man die Komplexität erkennt, dass eine Gemeinde über Gruppen verfügt – beispielsweise Chöre – aber nicht für alle über eigene Räumlichkeiten. An diesem Ende des Problems sollte sich die Katze nicht selbst in den Schwanz beißen.

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