SEK-Präsident Gottfried Locher debattierte mit internationalen Vertretern aus Theologie und Politik während des Open Forum Davos die Frage, ob Glaube Kirche braucht.
80% der Jugendlichen in der Schweiz glauben an Gott. 20% fühlen sich einer Kirche nahe. „Braucht Glaube Kirche“? fragte SF-Moderator Urs Leuthard die Teilnehmenden des gleichnamigen Panels des Open Forum Davos.
„Der Mensch ist selber in der Lage zu entscheiden, ob er eine Religionsgemeinschaft braucht oder nicht“, so Jon Pult, Präsident der SP Graubünden. Auf den Sinn einer Kirche deutete der Berliner Theologieprofessor Rolf Schieder: „Es braucht Institutionen, die Menschen lehren, Individuen zu werden“. Dem entsprach Adrian Loretan-Saladin, Professor für Kirchenrecht an der Universität Luzern: „Langfristig braucht der religiöse Mensch eine ‚Erzählgemeinschaft’ zur Vermittlung von Religion.“
„Die evangelische Kirche fördert das eigene Denken“, so Gottfried Locher, Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK. Kirche sei dabei „keine bloss menschliche Institution, die wir sichern wollen, sondern eine Bewegung, die weitergehen soll“. Locher betonte: „Es tut keiner Kirche gut, wenn sie ein Monopol hat. Alle haben wir einen Glaubensschatz weiterzugeben. Christlicher Glaube braucht die Kirche.“
Den Gemeinschaftsaspekt des Glaubens hob Fazlun Khalid hervor: „Glaube sucht und findet seinen Ausdruck am besten in einer Gemeinschaft vieler Menschen“, so der Gründer und Direktor der Islamischen Stiftung für Ökologie und Umweltwissenschaften in Grossbritannien. Wichtig sei jedoch, dass sich die Kirchen „für ihre Projekte Kooperationspartner suchen und dabei aktiv Gleichberechtigung fördern“, betonte Parinas Parhisi, Referentin im hessischen Justizministerium.