Der Agrarexperte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Clemens Dirscherl, hat sofortige politische Maßnahmen gefordert um den weltweiten Ausverkauf von Ackerland zu stoppen.
Das «land grabbing» könne Kleinbauern in Entwicklungsländern weiter in den Hunger treiben, erklärte er am Samstag im württembergischen Waldenburg. Das Phänomen des Landankaufs durch Staaten und Großkonzerne müsse gestoppt werden, «ehe aus der globalen Shopping-Tour für Ackerflächen langfristig ein Flächenbrand entsteht».
Laut Dirscherl sind die nationale Ernährungssouveränität von Völkern und damit der Frieden bedroht. Er fordert daher ein Einschreiten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Nur durch ein international abgestimmtes Verhandlungsmandat der Staatengemeinschaft sei eine Übereinkunft möglich. Allein China habe in den vergangenen vier Jahren zwei Millionen Hektar Land gekauft, davon im «bettelarmen Nachbarland Laos 600.000 Hektar».
Ziel der Chinesen sei es, die chinesische Reisfläche so zu erweitern, dass das Land eine Jahresernte von zwei Millionen Tonnen Reis habe. China kaufe außerdem in Afrika Fläche ein. In Laos träten zudem auch Malaysia und Thailand als Landkäufer auf. Diese beiden Länder hätten sich mittlerweile 15 Prozent des Staatsgebiets von Laos angeeignet für Gummirohr-, Zuckerrohr- und Maniok-Plantagen zur Gewinnung von Bioethanol und außerdem Eukalyptus- und Akazienwälder zur Papierherstellung.
Auch arme afrikanische Länder würden ausverkauft. Dirscherl nennt als Beispiel den Sudan, wo Südkorea fast 700.000 Hektar und die Arabischen Emirate 380.000 Hektar Anbaufläche für Weizen kauften. «Gleichzeitig müssen für die sudanesische Bevölkerung 3,2 Millionen Tonnen Nahrungsmittel importiert werden», so Dirscherl. Von den Eliten in den betroffenen Ländern erwarte er keine Hilfe für die Kleinbauern.
(Quelle: epd)