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„Bedingungslos fromm“: Radio SWR2 vergleicht evangelikalen Gemeindeleiter mit Pius-Bruder

Extreme Evangelikale und Mitglieder der erzkonservativen Piusbruderschaft haben viel gemeinsam. Das ist das Fazit, das die Radiosendung „Bedingungslos fromm“ in der Reihe „SWR2 Glauben“ am Sonntagmorgen zog. Das Radio-Feature begleitete einen evangelikalen Gemeindeleiter und einen Anhänger der Pius-Bruderschaft aus Stuttgart.

Der Titel der Sendung vom Sonntag, 26. August im SWR2 lautete: „Fundamentalistische Strömungen in Katholizismus und Protestantismus“. Der Redakteur Bastian Wierzioch ging der Frage nach, worin sich beide religiösen Richtungen ähneln. „Sie setzen Homosexualität mit Sünde gleich, verpönen Sex vor der Ehe, teilen die Welt in Gut und Böse ein, arbeiten gegen die Gleichberechtigung der Frauen in Familie und Beruf und halten die Bekehrung der Juden für notwendig“, heißt es in der Sendungsankündigung.

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In Stuttgart Feuerbach besuchte der Radiomacher den Priester Andreas Steiner aus der Bruderschaft St. Pius X. „Die Bruderschaft zählt zum äußeren rechten Rand des katholischen Spektrums“, heißt es in der Sendung. Steiner bringt das Credo seiner Bruderschaft auf den Punkt: „Ungehorsam ist gegen Gott.“ Jesus sei vor Gott für alle Menschen bis zum Tod am Kreuz gehorsam gewesen, erläutert der Priester. Für Steiner stünden die katholische Kirche und die Tradition im Mittelpunkt seines Lebens, und zwar jene aus der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil.

Lothar Gassmann hingegen ist Evangelist und hat einen protestantischen Hintergrund. Der 53-jährige Publizist, Gemeindeleiter und Prediger „gehört zum äußeren rechten Rand des evangelikalen Spektrums“, heißt es. „Gassmanns Leben ist vollständig auf die Texte des Alten und Neuen Testaments ausgerichtet.“ Sein Maßstab sei die Heilige Schrift. „Alles prüfet am Wort Gottes“, sagt Gassmann. Er hatte evangelische Theologie studiert, wurde jedoch nach dem Vikariat nicht übernommen, weil er kritische Bücher über die Lehren der Evangelischen Kirche geschrieben hat: gegen Homosexuellenehen, gegen die historisch-kritische Bibelauslegung und gegen Feminismus. 1996 gründete Gassmann eine eigene evangelikale Freikirche. Heute ist er Leitet die „Bibelgemeinde“ Pforzheim. Diese gehört jedoch nicht der Deutschen Evangelischen Allianz an.

Beide Geistlichen lebten „sehr diszipliniert, sehr fromm“, so die Sendung. Es bestünden zudem Gemeinsamkeiten in Fragen der Moral. „Beide sind gegen die Gedanken der Aufklärung sowie gegen die Trennung von Kirche und Staat. Beide teilen die Welt in Gut und Böse ein, denn die moderne, säkulare, aufgeklärte Welt bereitet ihnen großes Unbehagen“, heißt es in der Sendung. Gassmann ist überzeugt, dass der Egoismus in der Gesellschaft zunehme und sich feste Wertmaßstäbe immer mehr auflösten. Der Katholik Steiner sieht das ähnlich: es herrsche immer mehr ein Materialismus vor. „Geistig sehe ich in Deutschland keine Elite mehr.“

Ressentiments gegen Islam

Einig seien sich beide Strömungen auf darin, im Islam eine Irrlehre zu sehen. Damit unterstützten die Prediger islamfeindliche Einstellungen in der Bevölkerung, kritisiert Annette Kick, Weltanschauungsbeauftragte in der Württembergischen Landeskirche. „Wenn man den Islam als widergöttlche Macht darstellt, dann unterstützt man islamfeindliche Tendenzen“, findet sie.

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Einen Unterschied sieht die Radiosendung in der Frage nach der Emanzipation der Frau. Die Piusbruderschaft vertritt streng die Idee des Patriarchats, und der Evangelist Gassmann erklärt: „Wenn in einer Ehe zwei Häupter sind, ist das wie eine doppelköpfige Hydra, die in zwei Richtungen zieht. Aber meine Frau ordnet sich gerne unter, weil sie weiß, dass ich sie liebe.,

Annette Kick kritisiert in Bezug auf die evangelikale Bibelgemeinde Pforzheim: „Wer unter dem Einfluss solcher Prediger steht, hat ja ein absolut schreckliches Weltbild – schwarz-weiß. Das heißt, er empfindet im Grunde alles, was ihm begegnet, was nicht direkt zu seinem Glauben gehört, als beängstigend. Man hat immer so Konzepte von ‚rein‘ und ‚unrein‘. Ich muss dauernd versuchen, mich rein zu halten, was dann immer wiederum nicht geht, und dann habe ich Schuldgefühle. Also die Neigung, depressiv zu werden, ist natürlich sehr groß in diesen Gruppen.“

Die Sendung zieht als Fazit: „Die erzkonservativen Akteure am äußersten rechten Rand des katholischen und evangelikalen Spektrums sind sich in zahlreichen moralischen, weltanschaulichen und Glaubensfragen einig.“ In den Gedankengebäuden der Piusbruderschaft sowie bei den Evangelikalen habe die Kernforderung der Aufklärung, Menschen sollten selbstständig und kritisch denken, keinen Platz.
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