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Tochter Zion, freue dich

Die Melodie dieses Liedes stammt von Georg Friedrich Händel. Das Lied hat nicht nur seinen Platz an Palmsonntag verloren, sondern auch seine dritte Strophe.

  1. Tochter Zion, freue dich,
    jauchze laut, Jerusalem!
    Sieh, dein König kommt zu dir,
    ja er kommt, der Friedefürst.
    Tochter Zion, freue dich,
    jauchze laut, Jerusalem!
  2. Hosianna, Davids Sohn,
    sei gesegnet deinem Volk!
    Gründe nun dein ewig Reich,
    Hosianna in der Höh!
    Hosianna, Davids Sohn,
    sei gesegnet deinem Volk!
  3. Tochter Zion freue dich!
    Hol’ ihn jubelnd zu dir ein.
    Sieh! er kommt demütiglich,
    Reitet auf dem Eselein,
    Tochter Zion freue dich!
    Hol’ ihn jubelnd zu dir ein.
  4. Hosianna, Davids Sohn,
    sei gegrüßet, König mild!
    Ewig steht dein Friedensthron,
    du, des ewgen Vaters Kind.
    Hosianna, Davids Sohn,
    sei gegrüßet, König mild!

Friedrich Heinrich Ranke

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Melodie mit Namen

In der angelsächsischen Welt ist es üblich, jeder Melodie einen Namen zu geben. Die Melodie des Liedes „Tochter Zion, freue dich“ trägt den Namen MACCABEUS. Sie stammt nämlich aus einem Oratorium über den siegreichen Feldzug des Judas Makkabäus, von dem in den Apokryphen der Bibel berichtet wird.

Der Komponist Georg Friedrich Händel hatte Melodie und Satz zwar 1747 für das Oratorium „Joshua“ geschaffen, aber dann 1751 nachträglich auch in das Oratorium „Judas Maccabäus“ aufgenommen. Es handelt sich um einen Triumphgesang, in dem gewissermaßen Ereignisse aus der Geschichte Israels mit Blick auf militärische Erfolge der Briten gefeiert wurden.

Keine Übersetzung

In der deutschen Fassung heißt der damalige Gesang: „Seht, er kommt mit Preis gekrönt“. Jetzt ist die Melodie 275 Jahre alt. Der Komponist Händel hat die längste Zeit seines Lebens in England verbracht, wo er 1759 verstarb. Aber er stammte aus Deutschland, genauer gesagt: aus Sachsen-Anhalt.

Der deutsche Text des Liedes ist keine Übersetzung. Er stammt vom evangelischen Pfarrer Friedrich Heinrich Ranke. Der soll das Oratorium in einem „musikalischen Salon“ kennengelernt haben. Sein eigenständiger Text geht in eine ganz andere Richtung.

Friedenslied

Es geht nicht um einen militärischen Triumph eines Monarchen, sondern um den Einzug eines „Königs“, dessen Ziel nicht ein Sieg ist, sondern Frieden. Das deutsche Lied wurde in der Erstveröffentlichung 1826 dem Palmsonntag zugeordnet.

Es hat im Original vier Strophen. In der 1. und 3. Strophe wird sowohl ein Berg als auch die zugehörige Stadt „persönlich“ angesprochen, ja: zu etwas aufgefordert. „Tochter Zion, freue dich“ heißt es da. „Zion“ ist das personifizierte Jerusalem und ein Hügel in dieser Stadt. Die Strophen 2 und 4 sind Antworten darauf. Das Lied beginnt mit einem Zitat aus dem alttestamentlichen Buch Sacharja (9,9), das an passender Stelle auch im Matthäusevangelium (21,5) zu finden ist.

Vom Palmsonntag in die Adventszeit

Inzwischen ist das Lied „Tochter Zion, freue dich“ an anderer Stelle des Kirchenjahres verankert: im Advent. Dessen Melodie ist – um den Hymnologen Meinrad Walter zu zitieren – „die wohl berühmteste Melodie der vorweihnachtlichen Freude“. Die Verlegung des Liedes vom Palmsonntag hinüber zum Beginn des Kirchenjahres könnte auch einer der Gründe sein, warum die – am Palmsonntag inhaltlich unverzichtbare – dritte Strophe des Liedes längst verloren gegangen ist.

Möglicherweise galt aber auch die triumphale Melodie für den Inhalt der 3. Strophe als unpassend, denn da ist von der Demut des Begrüßten die Rede, der – anders als militärische Sieger – nicht „hoch zu Ross“ eintrifft, sondern auf einem allerkleinsten Lasttier. Das Lied endet dann in der 4., nun 3. Strophe mit einem Jubelruf für den, dessen Friedensbotschaft über die irdischen Zeiten hinaus Wirkung haben wird. Denn Er ist der Sohn des Allmächtigen, des „ewigen Vaters“.

Text: Günter Balders


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