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Christliche Singles: Wohin mit der Lust auf Sex?

Viele christliche Singles verzichten krampfhaft auf jede Form von Sexualität. Dadurch fehlt etwas Wesentliches im Leben, meint Autorin Tina Tschage. Sie fordert: Gemeinden sollten offener über Solo-Sex reden.

„Sex gehört in die Ehe.“ Diese Antwort von – meist verheirateten – Personen in geistlicher Verantwortung bekomme ich oft auf meine Frage als Single, wie ich denn mit meiner Lust auf Sex umgehen kann. Ich bin überzeugt: Diese Antwort fußt vor allem in dem Denken, Sex als Kurzform von Sexualität sei allein das, was zwischen Mann und Frau im Bett passiert – Geschlechtsverkehr. Dabei ist Sexualität so viel mehr. Und gerade uns Singles würde es helfen, wenn wir anfingen, viel mehr von der „Langversion“ zu sprechen.

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Ja, ich bin Single und verzichte bewusst auf Geschlechtsverkehr. Denn dieser intime und liebevolle Akt gehört für mich tatsächlich in eine tief verbundene Beziehung und nicht in eine einzige Nacht mit einem Objekt meiner Begierde. Aber muss ich deshalb auf jede Form von Sexualität verzichten, wie es die meisten Singles tapfer oder krampfhaft versuchen?

Zwei Drittel der christlichen Singles unzufrieden mit Sexualität

Die Single-Studie des Instituts Empirica hat offenbart: Bei vielen christlichen Singles stimmen beim Thema Sexualität Einstellungen und Praxis nicht überein, was zu niedriger Zufriedenheit führt – fast zwei Drittel der Befragten sind unzufrieden mit ihrer Sexualität. Obwohl die meisten behaupten, es sei angebracht, mit Sex bis zur Ehe zu warten, haben die allermeisten schon vorher Geschlechtsverkehr, und zwar mit mehreren Partnern. Und: Je unzufriedener Singles mit ihrer Sexualität sind, desto größer ist der Wunsch nach einem Partner.

Das sagt mir: Wir Singles könnten viel zufriedener mit unserem Leben und deutlich entspannter in der Partnersuche sein, fänden wir eine gute Art, unsere Sexualität zu leben. Dafür aber müssen wir die vielen Facetten von Sexualität entdecken – denn Geschlechtsverkehr ist vielleicht der Höhepunkt aller Sexualität, aber eben doch nur ein Teil.

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Zu meiner Sexualität als Frau gehört auch, wenn ich meine besten Freundinnen kräftig knuddle. Wenn ich mich schick mache und liebevoll meine Weiblichkeit in Szene setze. Wenn ich mich beim Sport verausgabe. Wenn ich meiner Lust nachgehe und mich selbst berühre. Selbstliebe ist ein wichtiges Thema – nicht nur für Singles, aber besonders für uns: Das kann genitale, erotische Selbstliebe sein; genauso wichtig ist aber auch das schlichte „Sich-Selbst-Lieben“ – an Körper, Seele und Geist. Diese drei gehören zusammen.

Wer keinen Sinn für sich selbst und für seinen eigenen Körper hat der wird mit seinem Lebensstand, mit seinem Leben überhaupt, nie versöhnt und glücklich sein können. Das ist meiner Erfahrung nach die Mehrheit der Christen (das betrifft nicht nur Singles!). Mir sind so viele Frauen begegnet, die sich zum Beispiel nicht einmal am ganzen Körper eincremen.

Viele finden sich selbst insgesamt eher hässlich und ihren Körper widerlich. Das Buch „Schön ohne Aber“ zeugt von diesem Drama bei Frauen und Männern. Wer lange Single ist und durch eine – auch erotische – Beziehung nie herausgefordert wird, seine eigene Körperlichkeit zu entdecken, dem fehlt etwas Wesentliches im Leben.

Christliche Singles verstecken Sexualität

Fakt ist: Wir Singles klammern unsere Sexualität oftmals aufgrund des zitierten Eingangs-Statements formal und komplett aus – und verlagern sie dann in die Heimlichkeit unseres Lebens oder machen eben, was wir wollen. Fernab dessen, was sogar wir selbst als eigentlich gute christliche Norm leben wollen, das bestätigt die Single-Studie. Ich bin überzeugt, dass Pornografiesucht und verdeckte Bett-Geschichten bei Männern wie Frauen hier ihren Ursprung haben. Weil wir nicht über unsere Sexualität sprechen, mit niemandem. Es fehlen die geschützten Orte dafür – und die Gesprächspartner.

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In den meisten christlichen Gemeinden wird uns Singles erzählt, was wir alles nicht dürfen – Geschlechtsverkehr eingeschlossen. Was wir dürfen und wie wir mit unserer Lust umgehen können, dazu finden sich selten hilfreiche Tipps. Von Vorbildern ganz zu schweigen. Wie in eigentlich allen Lebens- und Glaubensthemen wünsche ich mir auch in der Sexualität, dass niemand allein unterwegs sein muss. Ich merke, wie groß die Offenheit und auch der Mut sind, über diese Fragen, Ängste und Herausforderungen zu sprechen, wenn wir wissen: Hier darf ich – und hier werde ich nicht bewertet oder verurteilt oder mit einfachen Verboten abgespeist.

Am ehesten entstehen solche Gespräche dort, wo ich mich zu Hause fühle. Und das ist für viele Christen das Gemeindeumfeld. In diesem Sinne hoffe ich sehr, dass die Single-Studie uns Singles auf den Weg bringt zu uns selbst, damit wir unsere Sexualität annehmen und leben. So wie es zu jeder und jedem von uns passt – auch im Frieden mit unserem Gott. Und ich hoffe auch, dass in Gemeinde offener und ehrlicher, im angemessenen Rahmen und von guten Vorbildern über Solo-Sex gesprochen wird.

Die meisten Pastoren sind seit ihren 20er Jahren verheiratet und können meist nur aus der Theorie zu Singles sprechen. Deshalb brauchen wir Singles – oder mindestens Personen, die sehr lange Single waren –, die ihr Herz und ihren Erfahrungsschatz öffnen und andere ermutigen, sich auf den Weg zu ihrer Sexualität zu machen. Es gibt auch für Singles so viel zu entdecken! Und das wird unserer Lebendigkeit dienen.

Tina Tschage arbeitet als Coach, Rednerin und Autorin. Sie lebt als Single in einer christlichen Lebensgemeinschaft.

Weitere Ergebnisse der Single-Studie findest du im Buch „Christliche Singles“ von Tobias Faix, Tobias Künkler und Johanna Weddigen und auf der Webseite der CVJM Hochschule.


Ausgabe 5/21

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift DRAN erschienen. DRAN ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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18 Kommentare

  1. Liebe Frau Tschaga vielen Dank für Ihr mutiges Bekenntnis. Sie haben meine volle Unterstützung. Auch Ihnen Herr Hehner vielen Dank für Ihre unterstützende Haltung. In einigen Beiträgen wird deutlich, wie die Kirche ihre Machtausübung über die Christen aufrechterhält. Sie verurteilt die Sexualität und benutzt sie für ihren Herrschaftsanspruch. „Wenn du das tust, wirst du bestraft.“ Dies und anderes wird von ihr unwahr beschrieben. Sexualität darfst du nur nur dann und dann praktizieren und nur zu einem bestimmten Zweck, sonst ist dir die Hölle sicher. Einer der letzten Päpste sagte: “ Schaue deine Frau nicht unkeusch an!“ Welche Antwort gibt es darauf?
    Die Partnerschaft wird über alles erhoben. Wie viele Partnerschaften (Ehen) werden geschieden? Wieviel nicht geschiedene Ehen sind für den einen wie für den anderen Partner ausgefüllt mit physischen und / oder psychischen Qualen gefüllt? Der Volksmund sagt: “ Lieber allein als schlecht begleitet. Sie haben recht, Herr Hehner, die ständige Angstmacherei der Kirchen. kann nicht gottgewollt sein- Das schönste Geschenk Gottes ist wohl die Sexualität mit inniger Liebe verbunden. Wir können es nur in jeder Form als Nächstenliebe und Selbstliebe dankbar annehmen.
    Ihnen Frau Tschaga und Ihnen Herr Hehner nochmals vielen Dank!

  2. An Hr. Charalambous, Sie schreiben: „Das Leben ist nur gemeinsam bis im Hohen Alter wertvoll.“ – Was ist das denn? Und dann, wenn der Partner / die Partnerin stirbt, ist das Leben als Witwer / Witwe nicht mehr wertvoll ??? Also unwert zu leben, oder was? Oder man darf sich nicht mehr freuen?

    • Lieber Seltsam: Da hast du vollkommen recht – zumindest hat der Liebe das falsch formuliert.

  3. Als „Dauersingle“ betrifft mich (m, Ü50) dieses Thema natürlich in besonderer Weise. Im christlichen Umfeld wird einem immer wieder suggeriert, dass die in der Bibel genannte „Unzucht“ auch „Solo-Sex“ aka „Selbstbefriedigung“ (SB) mit einbezieht. Es gibt aber keine einzige Bibelstelle, die speziell hierzu etwas aussagt; beim Thema „Unzucht“ geht es immer um Sex zwischen mindestens 2 Menschen. Die bloße Handlung der SB für sich genommen würde ich daher noch nicht als Sünde im biblischen Sinne betrachten. Problematisch wird es nur in Verbindung mit Pornokonsum oder Suchtverhalten, oder wenn dabei Phantasien von anderen Personen (egal ob real oder fiktiv) mitspielen, weil man diese Personen dadurch gedanklich zu reinen „Sexobjekten“ degradieren würde. SB kann aber auch rein durch mechanische Stimulation und ohne Kopfkino oder Medienkonsum erfolgen, etwa zum Zwecke des gelegentlichen „Druckabbaus“, bevor die „Entladung“ (beim Mann) während des Schlafs unkontrolliert „in die Hose“ geht, was ja auch einen gewissen Ekelfaktor hätte (schließlich macht man ja auch seine anderen „Geschäfte“ nicht unkontrolliert in die Hose). Rein biologisch betrachtet sind Sexualfunktionen normale Körperfunktionen und somit gottgegeben und daher nichts Unmoralisches. Auch die dabei empfunde Lust macht SB nicht per se unmoralisch, sondern – im Gegenteil – sie ist vielmehr ein Geschenk. Ein schlechtes Gewissen kommt vielleicht daher, dass es einem eingeredet wird und man dann Gott aus diesem Bereich seines Lebens bewusst oder unbewusst ausklammert statt ihn auch da mit einzubeziehen.

    • Dieses schlechte Gewissen das bei Ihnen vorkommt ist für die Dauer eine schwere Belastung für Ihre Seele. Und Sie wissen wenn Ihre Seele krank wird, wird Ihr Körper auch krank. Das spüren Sie vielleicht nicht gleich, aber das schlechte Gewissen ist ein Warnsignal für Sie dass Sie etwas nicht richtig machen. Für jeden auf dieser Welt gibt es einen Lebenspartner. Um so früher Sie sich entscheiden einen zu finden um so besser werden Sie leben. Und vergessen Sie nicht an Gott zu beten dass er Ihnen Hilft eine richtige Partnerin zu finden. Viel Erfolg. Das Leben ist nur gemeinsam bis im Hohen Alter wertvoll.

      • Sie schreiben: „Für jeden auf dieser Welt gibt es einen Lebenspartner.“ Das ist schon rechnerisch falsch. In Ländern wie China und Indien gibt es einen solchen Männerüberschuss, dass Millionen Männer keine Partnerin finden. Und das hier: “ Das Leben ist nur gemeinsam bis im Hohen Alter wertvoll.“ Wunderbar, sie erklären also allen älteren Singles, dass ihr Leben nicht wertvoll ist. Ernsthaft?

        • In China – das Land mit der ein Kind Familie – kann das möglich sein. In Indien sind dort andere Verhältnisse, meistens Familien mischen sich in der Partnerschaft der Kinder ein. War ich nicht dort um die Ursache heraus zu finden. Wir leben aber hier und haben andere Gegebenheiten. Um die Beziehungsproblematik in unsere Gesellschaft zu verstehen machen Sie einfach einen Vergleich zwischen heute und gestern(vor etwa 60 Jahre und mehr). Damals gab es fast keine Singles außer die psychisch Kranken und die Mönche und die Nonnen. Heute ist anders. Warum? Weil die Menschen – Man und Frau – anders geworden sind? Glaube ich nicht. Auch heute gibt es Familien die bis zum hohen Alter glücklich sind. Nur wie man das schafft muss erlernt werden. Die Menschen statt dem Guten lernen sie das Schlechte. Sie akzeptieren nicht, dass Singles Leben schlechter ist als Familien Leben. Gott hat den Man und die Frau als eine Einheit gemacht. Er hat genau gewusst warum das so sein muss. Und wir Menschen die Verstand haben, machen genau das was Gott für uns vorgesehen hat. Wir leben Frau und Man zusammen bis uns der Tod scheidet. Sind viele die das nicht machen. Sie leben aber außerhalb der menschlichen Natur und erfüllen nicht den Wunsch Gottes. Sie können aus diesem Grund nicht glücklich sein. Ich gebe zu dass es oft nicht einfach das Zusammenleben zwischen Man und Frau ist, weil beide nicht wissen wie die Regeln eines guten Zusammen-Lebens sind. Alles im Leben muss erlernt werden. Dieses auch. Wie Sie Ihren Beruf erlernt haben, das Autofahren gelernt haben, Ihren Computer zu benützen gelernt haben und vieles andere so ist mit dem Zusammenleben. Das muss erlernt werden. Dazu brauchen Sie einen guten Lehrer. Diesen hat jeder, der 24 Stunden lang das ganze Jahr bei Ihm ist. Den nennen wir GEWISSEN. Wenn Sie das aktiviert haben und gelernt haben Entschuldigung zu sagen, dann können Sie glücklich werden mit Ihre Partnerin, ein Leben lang.

    • Antwort an den Dauersingle

      Tina Tschage hatte ursprünglich einen – aus meiner Sicht – sehr zutreffenden und guten Artikel geschrieben. Kompliment auch dem „Dauersingle“: Hier hat endlich ein weiterer Mitchrist etwas sinnstiftendes, auch im biblischen Sinne, wirklich beigetragen. Wir sind alle Originalgeschöpfe Gottes, sogar „Geist von Gottes Geist“. Alles was und wie wir sind ist einerseits Gottes Geschenk, und andererseits Gottes Anspruch an uns. Zuerst bedeutet dies, jede und jeder darf so sein wie er schon immer ist. Quere Menschen sind auf ihre sehr spezielle Weise in ihrer ganzen Persönlichkeit anders als wir Heterosexuelle. Und diese Andersartigkeit begründet sich darin, dass jede Sexualitätsform nicht unerheblich ein sehr wesentlicher Teil auch jeder Persönlichkeit darstellt. Die Wertschätzung jeder Persönlichkeit, und damit der achtsame Umgang mit jedem Menschen, ist damit immer essentiell. Fromm bedeutet daher vor allem, (und ich meine „fromm“ hier nicht als Ironie) was Grundlage und Zusammenfassung unseres/meines christlichen Glaubens ist: „Du sollst Gott lieben und auch deinen Nächsten wie dich selbst“! Übrigens: Bei jeder Segnung von Menschen wünschen (oder rufen wir) den Segen und die Begleitung Gottes auf seiner Reise, bei einem Anlass, auch dem weiteren Lebensweg, und/oder etwa für seine Partnerschaft/Hochzeit herbei. Dabei spielt es gar keine Rolle: Welche Partei jemand gerne wählt, ob er oder sie Nudeln oder Kartoffel liebt, welche Hautfarbe jemand hat, aber auch nicht Religion sowie die sexuelle Orientierung. Kein Mensch auf Erden ist ein Sexualobjekt auf zwei Beinen und daher zum alsbaldigen Verbrauch bestimmt. Dies macht nur die Pornoindustrie und die Nachfolgewirtschaft der Prostitution aus ihm. Der Mensch ist grundsätzlich von Gott nur seiner selbst willen geliebt: Ohne jegliche Vorbedingung. Der Schöpfer liebt uns also wie Eltern ihre Kinder, lediglich „kompromissloser“. Und Jesus umarmt uns alle in unserer Seele, trotzdem wir alle Sünder*innen sind und es uns am Ruhm mangelt, den wir vor ihm haben sollten. „Sünde“ ist allerdings nicht was wir tun, sondern ob wenn dem Heiligen Geist Raum keinen Raum im Leben geben. Bei all dem großen Kampfgetümmel, und auch fortgesetzter Angstmacherei, fällt muss es vielen Menschen leider schwerfallen, dem Schöpfer einfach nur dankbar zu sein für das Geschenk der Sexualität. Für unsere Gottesbeziehung ist allerdings nicht die Angst, sondern nur die Liebe essentiell. Wir benötigen für Teenies, Erwachsene, Heterosexuelle, Singles, Verheiratete, Paare, Quere, Geistliche, Laien, Atheisten, Christinnen bzw. Christen und Humanisten, und alle die gerne leben, ein positiv-konstruktives Verhältnis zur Sexualität. Dieses fällt leider auch nicht automatisch vom Himmel. Es muss erarbeitet werden: Durch Kommunikation. Also auch durch Gebet, Bibellesen, das Gespräch mit den Glaubensgeschwistern, und mit allen die guten Willens sind. Gradmesser ob wir irren ist unser eigenes Gewissen. Frage am Radio Eriwan: Wie geht das ? Antwort an die Zeitgenossen: Frag doch einfach Gott !

      • Ja, so ist es, Herr Hehner. Aber ob das bei den Mitgliedern der Freikirchen und Sekten ankommt? Ich glaube es nicht.

  4. Es gibt keine 10 Gerechten in Sachen Liebe

    Tina Tschage hat einen guten Artikel geschrieben, nämlich einen ehrlichen. Was Sarah meint, ist ihr gutes Recht und jede/jeder kann durchaus seine eigene Meinung haben. Grundsätzlich: Denn wenn Gottes Gedanken (tatsächlich) doch viel höher sind als all unser Denken, so sind wir auch deshalb nicht auf eine totale Wortwörtlichkeit von allen biblischen Aussagen angewiesen. Denn Gottes Wort ist immer Gotteswort: Durch unser Menschenwort. Die Bibel ist vollständig das Wort Gottes, aber es ist vor allem überlieferte Glaubenserfahrung aus 3000 Jahren. Etwa Abraham hatte mit seinen 6 Frauen unseren heutigen Moralkodex nicht, den aktuell jeder/jede der sich Christ*in und fromm nennt, zumeist vorgibt auch zu praktizieren. Aber in den absolut seltensten Fällen wird dies eingehalten. Oder man redet gar nicht darüber, weil man dann etwas eher peinlich empfundenes preisgibt. In meiner pubertären und auch noch der nachpubertären Zeit haben wir außergewöhnlich viel über unsere Sexualität gesprochen: Nicht so offiziell, aber privat. Und da kann ich mich gut erinnern, dass unter all den ehrlich frommen Leuten, die auch gerne gläubig waren (und heute oft noch sind), nicht ein Einziger/eine Einzige war, die sozusagen „rein in die Ehe ging“. Dies kommt mir im Nachhinein so vor wie die alttestamentliche Suche nach den 10 Gerechten, die es aber anscheinend in keiner Zeit gegeben hat und nicht gibt. Dabei ging es in Sodom um wirkliche Menschenrechtsverletzungen und um Orgien der allschlimmsten Art ( pure, Gewalt, hatte null mit Liebe zu tun). Selbst Maria war schwanger von ihrem Verlobten, und wohl erst 13 Jahre alt. Im Neuen Testament steht auch, dass Jesus von einer Frau geboren wurde. Punkt. Käme Jesus heute zur Stippvisite, zufällig bei unserem großen Wehklagen um moralische Defizite, könnte es uns ergehen wie den Scheinheiligen, die brutal und sehr selbstverliebt, damals die Sünderin steinigen wollten. Dabei hatten alle mit dem angeblich guten Anspruch (obwohl Gewalt nie gut ist) doch alle ihre eigenen Leichen im Keller. Niemand hob einen einzigen Stein auf: Hochnotpeinlich war es wohl. Nicht überall gibt es heute einen wahren Fortschritt, manchmal fallen wir auch ins Mittelalter zurück. Schockiert hat mich die Geschichte, die ein Jüngling nicht mehr selbst erzählen konnte: Der 17Jährige war von einem Hochhaus gesprungen, weil er sich versündigt fühlte und seine Gemeinde dies verursachte. Dabei hatte er nur jenes getan, was nach Meinung unisono aller Psychologen jeder und jede im Leben (mal) tut: Er hatte sich nur sehr genüsslich berührt (schreibe ich sehr kultiviert). Wir brauchen (dringend!) eine neue Sichtweise der Sexualität, die doch angeblich ein so wirklich wunderschönes Gottesgeschenk, nach Auffassung der Mediziner und Seelenklempner aber ein Hauptantrieb ist. Und nach Meinung von Basil dann nur in die Ehe gehört. Und was Sarah da schreibt mag für Indien kulturell praktikabel sein, aber nicht für uns Hiesige. Die Liebe ist das Größte für uns Christinnen und Christen, und ich meine dies begrifflich sehr breit. Und ohne Liebe ist die Liebe keine solche, sogar im schlimmsten Fall Gewalt. Ich glaube dass dies im antiken Glaubensbekenntnis über unsere Schöpfung – dem Schöpfungsbericht – nicht so gemeint ist mit Adam und Eva: Dass die Sexualität (unausgesprochen irgendwie sündhaft ist, und) beide deshalb auch die Verbotene Frucht essend des Paradieses verlustig wurden. Diese unsägliche Auslegung der Bibel an jener wichtigen Stelle hat geschichtlich viel Unheil angerichtet. Selbstverständlich legt niemand mit Verstand den Text so aus, er ist ja immerhin Gottes Wort. Auch biblische Gesänge sind Gottes Wort. Sogar die Sonntagspredigten. Aber in vielen Gehirnen scheint sich diese Geschichte von der Verbotenen Frucht über Jahrtausende erhalten haben: Ein Fehlurteil für Grenzverletzung. Richtig ist eher,
    dass wir Menschen uns gerne um Stelle als Gott im Himmel bewerben möchten.

    • Lieber Bernd: Nach einer genauen Betrachtung des Artikels habe ich das Gefühl, dass die Tina ein Mensch ist der sich selbst liebt. „Sich-Selbst-Lieben“ – an Körper, Seele und Geist schreibt sie. Diese drei gehören zusammen sagt sie. Sie lässt weder Ihren Körper noch Ihre Seele und Ihren Geist von anderen beeinflussen. Sie lebt für sich allein. Das hängt mit der wahren Liebe zusammen. Sie kann wahrscheinlich keine Liebe geben und keine empfangen. Sex ist aber ein Trieb der nicht unbedingt mit Liebe zutun hat. Das verlangt Ihr Körper. Kann sie nicht bekommen, weil sie keine Beziehung mit einem Man angehen will. Sie macht sich selbst Sex oder fachsprachlich gesagt sie onaniert. Schlecht ist das nicht. So befriedigt sie mindestens Ihren Körper. Das hat für sie aber Folgen. Sie bekommt schlechtes Gewissen danach, weil sie nicht einen Man benützt hat um Ihren Sexual-Trieb zu befriedigen. Sie tut etwas was nicht normal ist. Um sicher zu sein, muss sie sich von Spezialisten untersuchen lassen um herauszufinden ob Sie ADHS hat. Auf jeden Fall richtige Sexualität wird zu zweit erlebt(Man+Frau). Auf diese muss sie nicht verzichten oder ihre Gefühle krampfhaft versuchen zu unterdrücken, oder sich selbst befriedigen. Aber sie muss etwas tun um einen Partner der ihr passt zu finden. Ich glaube da der Trent Single zu leben immer größer wird – weil unsere Gesellschaft anders geworden ist als die von unseren Eltern – sollten die Kirchengemeinden Zusammenkünfte von Single Männer und Frauen organisieren – weg von Facebook, WhatsApp etc. – so dass jeder die Möglichkeit hat den richtigen Partner zu finden. In einer Umgebung wo Gott im Mittelpunkt steht, ist die Sicherheit für einen sicheren Erfolg, gegeben.

      • Tina Tschage ist mutig

        Lieber Basil: Sie schreiben ….“sollten die Kirchengemeinden Zusammenkünfte von Single-Männer und -frauen organisieren – weg von Facebook, WhatsApp etc“! Ich kann mir nicht vorstellen, dass weder Single noch Pfarrer*innen diese Idee umsetzen möchten. Zunächst
        stellt sich einmal die wichtige Frage, ob ein/e Alleinstehende/r lieber alleine bleiben möchte – aus Gründen die wir hier im Moment nicht diskutieren sollten. Wenn jemand einen Partner sucht, wird er das eher selbst tun oder über eine Agentur. Theologen haben nun wirklich überhaupt nicht die Aufgabe, Partnervermittler*in zu spielen. Dafür sind sie nicht ausgebildet. Hier allerdings Tina Tschage als jemand zu betrachten, die nur sich selbst liebt, würde ich mich nicht trauen irgend jemand zu sagen oder zu schreiben. Ich halte dies leider auch für grenzwertig, mal abgesehen dass mir solche Werturteile nicht zustehen. Allerdings ist schon unser christlicher Bibelvers „Gott zu lieben, den Nächsten und SICH SELBST ZU LIEBEN doch auch ein wichtiger Hinweis, wie schon Menschen vor 2000 Jahren dachten. Jede und jeder hat ein verbrieftes Recht, sich nicht nur selbst zu lieben, sondern sogar sein Selbstwertgefühl möglichst hoch zu erhalten. Wir sind immerhin als Christen berechtigt zu behaupten, dass wir Geist von Gottes Geist sind. Das bedeutet in einfacher Sprache: „Wir sind bei Gottes Schöpfungshandeln von ihm aus sich selbst gemacht. Dies letztlich macht jeden einzelnen Menschen (auch für Gott) unersetzbar.
        Dies hat nichts zu tun mit Egoismus. Mein Ich sollte ich nicht über das Ich anderer Menschen stellen. Aber bevor ich dies an anderen widerum kritisieren dürfte, müsste ich erst den großen Balken aus meinem eigenen Auge ziehen. Auf deutsch: Ich muss zuerst vor der
        eigenen Haustür kehren. Ich finde den Artikel von der Tina gut und auch mutig. Solche Menschen fehlen, die offen auch als Christen über Sexualität sprechen, zumal über die eigene. Auch eine Rollenvermischung sollte sich niemand andienen lassen. Ich denke da an die harmlosere Form einer Rollenvermischung, die mein ehemals höchster Chef als Pfarrer erlitt, nämlich gleichzeitig ein Vorgesetzter von einigen hundert Mitarbeiter*innen zu sein, und dabei ungewollt in die Rolle eines Seelsorgers bei Mitarbeitern zu rutschen. Pfarrerinnen oder Pfarrer als Paar- oder Ehevermittler, möglicherweise dann auch noch mit deren Eheproblemen konfrontiert zu sein, ist mehr als happig. Vor allem wenn sich die Probleme darum drehen, dass es im Bett nicht klappt – (soll ja öfter vorkommen). Schon vor 50 Jahren haben sogar Katholische Priester überzeugend öffentlich proklamiert, dass es die Kirche nichts angeht und sie auch nicht neugierig zu sein hat, was die Gläubigen in ihren Betten veranstalten. Zurecht hat man da auf Psychologen verwiesen. Also: Pfarrer sind für die Verkündigung des Evangeliums federführend verantwortlich, Ärzte und Psychologen für Eheprobleme und Vermittlungsagenturen für Partnervermittlung. Und Gott hat sich für zuständig erklärt, uns (in einem umfassenden Sinne) liebesfähig zu machen. Aber er hat nicht die Anwendung von unserer Sexualität verboten. Der Himmel handelt nicht nach dem Motto „wasch mich, aber mach mich nicht nass“. Oder doch ?

  5. Ich verstehe Ihre Sorgen. Sex ist ein wesentlicher Teil der menschliche Funktion. Es beeinflusst unmittelbar unsere Psyche. In der Bibel steht: der Man soll seine Frau nehmen und mit Ihr eine Familie gründen. Das ist auch der Wille Gottes, dass jeder Mensch seiner Familie gründet. Dann kann sein Sexbedarf erfüllen. Wenn Sie aus diesem Gottes-Gesetz heraustreten dann erfüllen Sie nicht die Vorschriften Gottes, sondern begehen Sie eine Sünde. Und die Sünden sind schmerhaft. Sie merken dass Ihr Gewissen bezüglich Sex Ihnen eine Warnung gibt und mit Ihrem Artikel entsprechend reagiert haben. Sie sind selbst schuld, dass Sie in dieser Lage gekommen sind. Sie suchen die Gemeinschaft mit Gleichdenkenden damit Sie einen Trost erhalten. Es ist ein Ausweg aber der löst Ihre Probleme nicht. Entweder wollen Sie allein leben ohne Man dann müssen Sie Ihren Sexhunger begraben und zum Gott betten dass Er Ihnen hilft dieses Ziel zu erreichen. Die andere Lösungen mit Selbstbefriedigung oder mit Partnerschaft einer Frau ist eine Notlösung die Ihre Seele stark belasten wird. Das hängt alles mit Ihre Hormonen zusammen wenn sie so hungrig sind. Auf jeden Fall gesund ist das nicht. Und glücklich werden Sie auch nicht. Alles was außerhalb des Weg Gottes ist macht den Mensch unglücklich. Die Kirche sollte Ihnen in diesem Fall nicht beistehen. Wenn sie das tut verliert sie noch mehr an Glauben an die Gesetzen Gottes. Unsere Eltern sind Vorbilder für uns. Warum zögern Sie sich in einer Beziehung einzugehen mit der Absicht eine Ehe für immer zu schließen. Der Mensch muss Entscheidungen im Leben treffen die mit seinem Gewissen zusammenhängen. Sie haben bereits mit Ihren Reaktionen einen Gewissensbissen bekommen. Das ist eine Warnung für Sie dass Ihre Entscheidungen was Sex betrifft nicht richtig sind. Überdenken Sie Ihre Handlungen und machen den richtigen Schritt. Den Idealen Partner werden Sie niemals finden. Kompromisse muss der Mensch im Leben machen. Sie müssen eine attraktive Frau sein wenn Sie so offen über Sex sprechen. Machen Sie nicht den gleichen Fehler der Einsamkeit die viele heute machen. Es gibt übrigens fünf goldene Regeln für die Ehe, wenn man sie einhält dann hat man ein 100% glückliches Leben, bis am Ende des Lebens. Wenn Sie Interesse haben sage ich Ihnen diese fünf goldene Regeln. So einfach ist es. Folgen Sie die Hinweisen und seien Sie nicht egoistisch.

  6. Liebe Grüße!

    Ich glaube, die Idee von Solosex ist eine typisch westlich individualistische Überlegung.
    Aber letztlich kann Solosex niemals die Tiefe einer gesunden christlichen Ehegemeinschsft erreichen.

    Auf Dauer bleibt da immer Frustration und negativ gefühlte Einsamkeit zurück.

    Ich habe als Kulturpädagogin viele Jahre i Indien gearbeitet. Dort ist es immer noch normal, sich von den Eltern die Ehepsrtner/innen aussuchen zu lassen.

    Viele junge Menschen empfinden das als eine Entladtung, weil sie finden dass ihre Eltern sie oft besser einschätzen können, als sie selbst.

    Unter indischen Christen hat sich diese Praxis etwas ausgelöst aber junge Menschen finden es immer noch sehr hilfreich zum Gemeindepfarrer gehen zu können und ihn zu bitten Ausschau nach geeigneten Lebenspartnern zu halten.

    Ich kenne kath. indische Priester, die diese Aufgabe mir größer Freude und mit Sachkompetenz erfüllen. Oft diskutiert dann ein ganzes Germium, wer zu wem passt und nach der Eheschließung fühlen sich dann auch alle diese Menschen weiter mit dafür verantwortlich, dass die When langfristig halten.

    Bei Konflikren können dann beide auch zum Pfarrer kommen.
    Hier wirken also mehrere Menschen vollverantwortlich mit an einer Eheschließung. Da lastet die gesamte Verantwortung nicht alleine auf den Schultern von nur zwei Menschen.

    Solche Ehen sind nicht unglücklicher, als Ehen im Westen, sogar oft zufriedener…Sicher einschließlich der gelebten Sexualität.

    Ich halte es für sinnvoll, das auch Christen in Gemeinden sich dieser Aufgabe der GUTEN EHE-SCHLIESSUNGEN widmen…nicht als heiler Gech, sondern wirklich mit verantwortlich vor GOTT.

    So, wie es Paufpaten gibt, so sollte es auch Ehe-Paten geben. Damit sind nicht Ehezeugen gemeint.

    Vielleicht helfen meine Antegungen, das Thema Ehe und/oder Solosex neu zu überdenken.
    Liebe Grüße

  7. Aufgeregt geht es zu, wenn von Eros und Sex die Rede ist. Da wird jede Leserin zur Fachfrau, jeder Leser zum Mann der Stunde. Beim Sex sind alle Meister, hier hat jeder ein Wörtchen mitzureden. Wer über dieses delikate Thema schreibt, betritt eine Falle. Über Sex schreiben ist brandgefährlich. Weil der Abgrund der Lächerlichkeit hinter jedem Wort lauert. Sinnenfreude ist von phänomenaler Reinheit, sie ist das der Glückseligkeit Nächste, dessen wir teilhaftig werden. Sie schenkt uns Leben und – den Auserwählten – eine Ahnung von Liebe.

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