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20.000 bei Trauermarsch: Bestürzung über den Tod von Robert Enke

Der Suizid von Nationaltorwart Robert Enke hat tiefe Bestürzung ausgelöst. In einem Trauermarsch zogen am Mittwochabend mehr als 20.000 Menschen zum Stadion von Enkes Club Hannover 96.

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Zuvor hatten Fans und Fußballspieler bei einer bewegenden ökumenischen Andacht in Hannover des 32-Jährigen gedacht, der sich am Dienstagabend das Leben genommen hatte. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte ihre Anteilnahme. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sagte das für Samstag geplante Länderspiel gegen Chile ab. Enke litt weitgehend unbemerkt jahrelang an schweren Depressionen.

 «Jetzt ist die Zeit der Trauer um einen Menschen, der Jugendlichen und Erwachsenen viel bedeutet hat», sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, bei der ökumenischen Andacht in der Marktkirche von Hannover. Der Tod Enkes zeige, wie zutiefst zerbrechlich und gefährdet das Leben sei. «Hinter Glück, Erfolg und Beliebtheit können abgrundtiefe Einsamkeit und Verzweiflung liegen, die Menschen an ihre Grenzen führen», fügte die hannoversche Landesbischöfin hinzu.

 An der Feier nahmen Enkes Witwe Teresa, Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack, Bundestrainer Joachim Löw, Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Theo Zwanziger teil. Auch die Bundesliga-Mannschaft von Hannover 96 war in die Marktkirche gekommen. Zahlreiche Spieler zündeten Kerzen vor dem Altar an.

 Nach der Andacht zogen Trauernde von der Innenstadt zum Stadion. Nach Polizeiangaben versammelten sich dort 20.000 bis 25.000 Menschen. Fans legten Blumen nieder und steckten Kerzen an. Viele trugen Trikots und Schals von Hannover 96.

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 Enke starb in Neustadt am Rübenberge bei Hannover, nachdem er von einem Zug erfasst worden war. Die Polizei fand einen Abschiedsbrief. Darin entschuldigte sich Enke laut seinem Arzt Valentin Markser bei seinen Angehörigen dafür, sie über sein Seelenleben in den vergangenen Tagen getäuscht zu haben, um den Plan zur Selbsttötung zu verwirklichen.

 Seit 2003 war Enke bei Markser in Behandlung. Die Phasen der Depression seien immer mit latenten Selbstmordgedanken einhergegangen, sagte der Therapeut. Das Ausmaß seiner Krankheit habe Enke vor seiner Umgebung verborgen.

 «Ich wollte ihm helfen, das durchzustehen», sagte Enkes Witwe Teresa mit tränenerstickter Stimme auf einer Pressekonferenz. Aber ihr Mann wollte sich nicht stationär in einer Klinik behandeln zu lassen. Er habe Angst gehabt, dann seine Adoptivtochter Leila zu verlieren. Eine stationäre Behandlungen habe Enke noch am Tag seines Todes abgelehnt, berichtete Markser.

 Der Fußballprofi und seine Ehefrau hatten vor drei Jahren ihre Tochter Lara im Alter von zwei Jahren verloren. Sie starb an einem angeborenen Herzfehler. Im Mai dieses Jahres adoptierten die Enkes ein kleines Mädchen. In den vergangenen Monaten litt der aus Jena in Thüringen stammende Enke an einer Darmerkrankung und hatte deshalb vier Länderspiele verpasst.

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 Zur Absage des Länderspiels gegen Chile sagte DFB-Präsident Zwanziger: «Wir müssen auch einmal innehalten können.» Manager Bierhoff brachte die Ratlosigkeit der Spieler nach dem Suizid zum Ausdruck. «Wir haben Robert Enke immer als sehr gefestigt, als sehr stabil kennengelernt.» Keiner habe vermutet, dass er an Depressionen leidet.

 Bundeskanzlerin Merkel kondolierte der Witwe. In einem persönlichen Brief habe sie ihr Mitgefühl ausgedrückt, sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Auch der ehrenamtliche Sportbeauftragte der EKD und Aufsichtsratsvorsitzende von Hannover 96, Valentin Schmidt, reagierte «völlig fassungslos» auf Enkes Tod.

 Der Psychiater Andreas Spengler äußerte die Besorgnis, dass der Suizid des populären Spielers Nachahmungseffekte auslösen könnte. «Wir müssen depressiven und verzweifelten jungen Männern gerade jetzt nahe sein und suizidale Äußerungen ernst nehmen», sagte der Professor dem epd in Hannover. Der verstorbene Enke sei ein Sympathieträger gewesen. Sein Suizid habe eine hohe öffentliche Resonanz. Dies könne auf bestimmte Menschen suggestiv wirken. 

(Quelle: epd)

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