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Daveman: «Gib ab – und es kommt zehnfach zurück»

Auf seinen Konzerten spielt er eigentlich chillige Reggae-Musik in entspannter Atmosphäre. Wir trafen Daveman auf der Christmas Rock Night – und stellten im Interview mit dem Halbnigerianer nicht nur fest, dass er unglaublich schnell sprechen kann, sondern dabei auch wirklich etwas zu sagen hat.

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Reggae auf einem Rockfestival? Wie kam deine Musik beim Publikum an?

Bei den ersten drei Liedern hatte ich das Gefühl, die Leute haben sich schon ein bisschen gewundert und gedacht: „Hey krass. Reggae. Was singt der eigentlich?“ Ab dem fünften Lied haben sie dann aber gemerkt, dass es doch ganz cool ist und gegen Ende hin sind sie dann alle abgegangen! Darauf hatten wir gehofft.

Du hast einen ziemlich langen Namen…

Ja. Mein voller Name ist Davis Adedayo Eisape.

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Hat er eine bestimmte Bedeutung?

Davis leitet sich von König David ab und heißt „der Geliebte“. Adedayo ist aus Nigeria und bedeutet so viel wie „Krone“. Und Eisape, mein Nachname, ist ein altes Wort für eine Pfeife, die nur einen Ton hat. Mein Opa wurde immer für stur gehalten. Im Dorf hat man immer gesagt, er ist so stur wie eine Pfeife mit nur einem Ton. Er hat nur seinen Ton und keinen anderen. Erst seitdem heißen wir eigentlich Eisape. Davor hatten wir einen anderen Namen.

Dein Bruder und du seid 1989 mit eurer Mutter nach Nigeria zu eurem Vater gezogen. Vorher hast du sechs Jahre lang in der DDR gelebt. Kannst du dich an diese Zeit noch erinnern?

Eigentlich nicht. Ich war zu klein. Ich weiß nur noch, es gab Mama und Papa, das war’s. (lacht)

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Wie konntet ihr denn damals aus der DDR ausreisen? Ging das so einfach?

Nein, einfach war das nicht. Ich glaube, nach jahrelangen Anträgen und sonstigen Schwierigkeiten, die es da so gibt. Ich weiß, dass es sehr, sehr, sehr schwer war. Es gab auch viele Blockaden. Meine Mutter durfte zum Beispiel nicht das studieren, was sie wollte. DDR halt.

Du bist dann also richtig in Nigeria aufgewachsen. Wie läuft das dort eigentlich ab im Musikbusiness?

Nigeria hat sich in den vergangenen 5 Jahren extrem geändert. Es gab in den letzten sieben, acht Jahren einen krassen Handyboom. Vorher gab es gar keine Handys. Die ganzen Handyfirmen hatten dadurch mehr Geld und mit den Handys kamen dann auch mehr Firmen, die angefangen haben, Talente zu scouten. Dadurch ist ein riesiger Musikmarkt entstanden. In Nigeria haben sie ihre eigenen Künstler und Stars, die in ganz Afrika groß sind. Rock ist nicht so beliebt, aber alles was Black Music ist, wird von Millionen gehört und Konzerte besucht. Vor allem gibt es auch großes Potenzial, weil der Markt noch nicht so voll ist wie in Deutschland und es noch nicht zigtausend Bands gibt.

Warum hat es dich dann 2001 wieder zurück nach Deutschland verschlagen?

Meine Eltern haben sich leider geschieden. Meine Mutter ist ja Deutsche, und sie hat die 13 Jahre da unten versucht, ein Leben aufzubauen. Dann hat sie aber gemerkt, dass es doch nicht so einfach ist. Als dann auch noch die Ehe in die Brüche gegangen ist, wollte sie einfach wieder nach Hause kommen. Ich war damals gerade in der 12. Klasse auf einer deutschen Schule und bin mit meiner Mutter mitgegangen, weil ich nach der 13. Klasse sowieso nach Deutschland hätte kommen müssen,um zu studieren. Ein Studium in Nigeria macht keinen Sinn, weil es in anderen Ländern nicht anerkannt wird.

Und wo fühlst du dich mehr zu Hause?

Eigentlich fühle ich mich mittlerweile mehr in Deutschland zu Hause. Vor zwei, drei Jahren war das noch anders. Aber ich bin jetzt schon acht Jahre wieder hier, bin verheiratet und studiere nebenbei. Ich denke auch nicht, dass wir für immer hier wohnen werden. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich mein zu Hause nicht an einen Ort bindet, sondern eher an meine Frau und meine Familie.

Willst du wieder zurück nach Nigeria?

Nöö. Durch die Welt tingeln und irgendwann dann wieder hierher zurück kommen. (lacht)

Nigeria und Deutschland sind zwei völlig verschiedene Welten. Glaubst du, die Menschen in Nigeria sind aufgrund ihrer Armut unglücklicher als die Deutschen?

In Nigeria ist es so, dass die Menschen glücklicher scheinen. Sie lachen mehr, singen mehr, tanzen mehr, machen mehr Faxen. Aber das Leben dort ist wirklich viel härter. Damit sie damit klar kommen, sind Afrikaner sehr offen und humorvoll – aber nicht glücklicher. Im Vergleich dazu ist das Leben in Deutschland total locker und easy. Allerdings sind die Menschen hier Sicherheitsmenschen. Alles muss fest und sicher sein. Und da fallen einem auch viel mehr Kleinigkeiten auf, über die man sich ärgert, wo man sich anderswo nicht ärgern würde. Dadurch sind die Deutschen auch nicht glücklicher, obwohl sie vielleicht glücklicher sein könnten. Ich weiß nicht, ob zuerst die Situation da war und dann die Menschen so geworden sind, oder ob erst die Menschen so waren und dann die Situation so geworden ist. Aber glücklicher ist man, glaube ich, nirgendwo. Das kommt immer auf den einzelnen Menschen persönlich an.

„Daveman“ oder„Maximumstyle“ – Wieso besitzt du eigentlich zwei Künstlernamen?

Maximumstyle kommt aus meiner früheren Zeit, wo ich viel mehr gerappt habe und mehr Hip Hopper war. Als ich dann vor sechs Jahren mit Reggae angefangen habe, wollte ich mich mehr von der alten Zeit absetzen und habe mich „Daveman“ genannt.

Wie kam es denn, dass du mit Reggae angefangen hast?

Eigentlich bin ich auf Reggae gekommen, weil mein Vater extrem viele Reggae-Kassetten zu Hause hatte und ich immer nur diese Kassetten gehört habe. Und irgendwie hat sich das so in meinen Kopf rein gebrannt, dass, wenn ich meinen Mund aufgemacht habe, nichts Gerapptes dabei raus kam, sondern alles mehr „geraggat“ war. Irgendwann hab ich mir dann also gesagt: Mach jetzt das, was du kannst. Vergiss HipHop. Misch das vielleicht ein bisschen, aber mach einfach dein Ding.

Hast du als Reggae-Künstler mit Vorurteilen wie Drogen und Kiffen zu kämpfen?

Nee, ich glaube, die Leute merken sehr schnell, dass ich kein typischer Reggae-Künstler bin. Ich bin kein „Rastafari“. Ich kiffe nicht. Und ich bin Christ. Das ist mein Signal an die Reggae-Welt und die Botschaft, die ich verkünde. Gerade in diesen Kreisen, weil diese Menschen das echt brauchen! Jesus hat gesagt, nicht die Starken brauchen den Arzt, sondern die Schwachen. Man kifft auch nicht, weil es cool ist. So fängt man meist an, aber ich glaube eher, sie sind auf der Suche nach irgendwas. Und wenn man ihnen etwas anderes geben kann als dieses Milieu, diese Szene, kann man vielen Menschen helfen! Soziale Projekte liegen mir auch sehr am Herzen. Ich mache zum Beispiel ein Projekt mit Kids, wo ich den Musikblock leite: „Bluebox Berlin“ in Lichtenberg.

Und was wärst du geworden, wenn du keine Musik machen würdest?

Früher war es mein Traum, Basketballer zu werden. Ich habe sehr, sehr lange im Basketballverein gespielt. Ich bin zwar nicht groß, aber sehr schnell. Ich hab’ das für die Musik aufgegeben. Jetzt studiere ich nebenbei etwas ganz anderes. Wirtschaftsingenieurwesen in der TU Berlin. Wenn ich keine Musik machen würde, dann würde ich wahrscheinlich etwas in diese Richtung machen.

Hast du einen Lieblingscharakter in der Bibel?

König David find’ ich total krass. A, weil er so heißt wie ich, und B, weil er auch Musik gemacht hat. Es gibt viele Parallelen, die ich zu mir ziehe.

Und ganz ehrlich: Jona finde ich ziemlich gut! Weil… das ist so ein Typ. Gott ruft ihn, er hat aber Schiss und haut ab. Das Krasse ist: Egal wo er hingegangen ist, Gott hat ihn zurückgeholt. Ich habe manchmal auch dieses Gefühl. Egal wo ich versuche abzutauchen oder hinzurennen, Gott holt mich immer zurück. Manchmal tut es auch weh, genauso wie Jona im Bauch vom Walfisch war. Manchmal muss man Sachen abgeben, an denen man total festgehalten hat oder man muss seine Richtung ändern.

Was ist deine Botschaft, die du unter die Leute bringen willst?

Ich wünsche mir, mit meiner Musik die Menschen zu erreichen, die das hören müssen. Eigentlich sehe ich mich eher als jemand, der Musik macht für Leute, die noch keine Christen sind, um sie auf den Glauben aufmerksam zu machen. Aus dieser Gruppe stamme ich selbst. Ich war auch nicht immer Christ. Ich weiß, wie die Szene ist, wie die Menschen sind. Wie leer es ist und wie einsam die meisten sind.

Wann hast du dich denn bekehrt?

Als ich in Nigeria mit 14 Jahren konfirmiert wurde habe ich mein Leben zum ersten Mal Jesus gegeben. Das war mir sehr wichtig. Allerdings gab es dann komplizierte und schwierige unchristliche Phasen. Ich habe kein vorbildliches Leben geführt. So richtig zurück zum Glauben bin ich eigentlich erst wieder vor 2 ½ Jahren gekommen. Da habe ich mich auch noch neu taufen lassen. Es war mir wichtig, einen Schnitt zu dem alten Leben zu machen. Ich weiß, dass es schwer ist, alle Ecken in seinem Leben abzugeben. Was ist, wenn es dann doch nicht so ist, wie ich mir das gedacht habe? Ich kann nur sagen: Gib das ab – und es kommt zehnfach zurück. Gott hat mich ohne Ende gesegnet – mit einer Frau und mit coolen Leuten.

(Quelle: jesus.de)

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