Am morgigen Samstag (7. Oktober) spricht US-Prediger Franklin Graham beim „Festival of Hope“ in der Essener Grugahalle. Unterstützer erwarten starke evangelistische Impulse – doch es gibt auch Proteste.
Vor 30 Jahren predigte Billy Graham (1918 – 2018), einer der einflussreichsten Evangelisten des 20. Jahrhunderts, bei der ersten Auflage von ProChrist in der Grugahalle in Essen. Am morgigen Samstag wird sein Sohn, Franklin Graham, am selben Ort beim evangelistischen „Festival of Hope“ sprechen.
„Ich komme, um das Evangelium zu predigen“, kündigt Graham in einer Videobotschaft auf der Homepage der Veranstaltung an. Alle, die an Jesus Christus glauben, sollen ewiges Leben haben, zitiert er Johannes 3,16. „In den letzten 30 Jahren hat sich in Deutschland viel verändert, aber die Bedürfnisse des menschlichen Herzens sind die gleichen geblieben“, so Graham, Präsident und CEO der Billy Graham Evangelistic Association (BGEA). „Ebenso wie meinem Vater liegt es mir am Herzen, dass die Menschen in diesem großartigen Land wissen, dass Gott sie liebt und einen Sinn für ihr Leben hat – alle sind willkommen und eingeladen.“
Für das Festival kooperiert die BGEA nach eigenen Angaben mit fast 260 Kirchengemeinden aus verschiedenen Konfessionen in ganz Nordrhein-Westfalen. Auf der Festival-Homepage werben unter anderem Pfarrer Ulrich Parzany sowie der Verleger und Bibel-TV-Initiator Norman Rentrop für die Veranstaltung. Rentrop hatte 1993 die Predigten von Billy Graham gehört und sich daraufhin bekehrt, erzählt er in einem Video auf der Homepage des Festivals.
Graham vertritt konservative theologische Positionen
Doch es gibt auch Proteste gegen die Veranstaltung. Der Grund: Graham vertritt eine konservative Theologie – auch beim Thema Homosexualität. In einem aktuellen Beitrag mit dem Titel „Sin is the problem“ („Sünde ist das Problem“) für das Onlinemagazin „Decision“ benennt er die Trennung von Gott als Wurzel allen Übels und der schwerwiegenden Probleme, die es zurzeit in der Welt gebe. Als ein Beispiel unter mehreren erwähnt der Prediger auch Homosexualität: „Wenn eine Gesellschaft denkt, dass schwules und lesbisches Verhalten akzeptabel ist, hat sie sich schrecklich getäuscht.“
Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) hatte im Vorfeld die Einschaltung des Staatsschutzes und die Absage der Veranstaltung gefordert. Es stehe aufgrund früherer Äußerungen Grahams zu befürchten, so der LSVD, dass die Veranstaltung eine Bühne für „schwulenfeindliche Äußerungen biete.“ Die Essener Grünen haben laut WAZ eine Protestaktion gegen Grahams Auftritt angekündigt.
Graham weist Kritik zurück
Graham selbst hat die Vorwürfe gegen seine Person in einer Stellungnahme zurückgewiesen. Darin heißt es: „Es ist bedauerlich, dass Kommentare aus der Vergangenheit aus dem Zusammenhang gerissen und als hasserfüllt dargestellt werden, um das bevorstehende Festival of Hope in der Grugahalle zu stören.“ Er könne den Menschen in Deutschland versichern, dass er nicht komme, um gegen jemanden zu sprechen, sondern um den Menschen in Essen und Nordrhein-Westfalen von Gottes Liebe zu ihnen zu erzählen und davon, dass Jesus Christus auf die Erde kam, um uns von unseren Sünden zu erlösen. „Ich komme, um Hoffnung zu predigen“, so Graham.
Jeder, dem Vielfalt, Integration und Toleranz wirklich am Herzen lägen, sollte über Versuche, andere zum Schweigen zu bringen und auszugrenzen, besorgt sein, insbesondere wenn sie auf religiösen Überzeugungen beruhen. „Wir sind alle Sünder – auch ich“, so Graham. Dies sei keine Botschaft des Hasses, sondern eine Botschaft der Liebe. Alle seien willkommen und eingeladen, daran teilzunehmen.
Der Eintritt zum Festival of Hope ist frei. Ähnliche Veranstaltungen wie in Essen sind im Herbst auch in London und Rom geplant.
Link: Festival of Hope