Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hält die Anerkennung des Islam als Religionsgemeinschaft und als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Deutschland in naher Zukunft für schwierig.
«Wir werden noch viele Jahre brauchen, um eine Gleichstellung des Islam mit dem Christentum und dem Judentum zu erreichen», sagte der Minister am Mittwoch in einem epd-Gespräch. Gleichwohl sei die Ausbildung von Imamen und islamischen Religionslehrern an deutschen Universitäten dringend notwendig, denn es gebe einen großen Bedarf.
Schünemann eröffnet am Donnerstagabend in Osnabrück eine internationale Konferenz über die «Imamausbildung in Deutschland». Der Minister forderte, die Gleichstellung des Islam nicht zur Bedingung zu machen: «Wir sollte keine formalen Hürden aufbauen und nicht auf einen Staatsvertrag warten, sonst werden wir in zehn Jahren noch keine in Deutschland ausgebildeten Imame haben.»
Imame hätten einen hohen Stellenwert innerhalb der Moscheegemeinden, betonte der Minister. Deshalb könnten sie eine Brückenfunktion in die deutsche Gesellschaft übernehmen, soweit sie in Sprache und Kultur sicher seien. Diese Chance zur Integration sei in der Vergangenheit vernachlässigt worden. Allerdings kämen die weitaus meisten Imame nur für etwa drei Jahre aus der Türkei nach Deutschland und beherrschten die deutsche Sprache nicht. Das solle sich mit der angestrebten universitären Imamausbildung ändern.
Den Moscheegemeinden solle die Akzeptanz der in Deutschland ausgebildeten Imame durch eine Finanzierungshilfe erleichtert werden, kündigte Schünemann an. Denn die Gemeinden müssten dann die bislang von der türkischen Religionsbehörde unterstützten Imame selbst bezahlen. Die in Deutschland ausgebildeten Imame könnten gleichzeitig als Religionslehrer in Schulen unterrichten und würden dafür vom Land bezahlt.
Niedersachsen sei mit dem Aufbau eines Instituts für Islamische Theologie in Osnabrück schon sehr weit, sagte Schünemann. Die Eröffnung sei für 2012 geplant. An der Universität Osnabrück startet zum Wintersemester 2010 das bundesweit erste universitäre Weiterbildungsprogramm für Imame in deutscher Sprache, aus dem sich ein regulärer Studiengang entwickeln soll. Seit 2007 gibt es dort den Studiengang «Islamische Religionspädagogik» als Erweiterungsfach zur Ausbildung von Religionslehrern.
(Quelle: epd)