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Johannes Paul II.: Seligsprechung in Rekordzeit

Bei den Trauerfeiern für Papst Johannes Paul II. forderten Gläubige aus aller Welt 2005 in Rom mit dem Slogan «Santo subito» die sofortige Seligsprechung des verstorbenen Kirchenoberhaupts.

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Nur der Skandal um den Gründer der konservativen Glaubensgemeinschaft
Legionäre Christi, Marcial Maciel Degollado (1920-2008), schien den
ansonsten in Rekordzeit ausgeführten Seligsprechungsprozess im
vergangenen Jahr zu behindern. Doch jetzt ist es offiziell: Papst
Johannes Paul II. (1920-2005) wird am 1. Mai im Rahmen einer
feierlichen Messe auf dem Petersplatz seliggesprochen.

Bereits in den 80er Jahren lagen der vatikanischen
Glaubenskongregation Beschwerden gegen den spanischen Priester wegen
sexuellen Missbrauchs vor. Johannes Paul II. förderte die
Priestervereinigung dennoch. Eine von seinem Nachfolger Benedikt XVI.
in Auftrag gegebene Untersuchung beurteilte Macials Verhalten als
«objektiv unmoralisch», da dieser Seminaristen sexuell missbraucht
und mehrere uneheliche Kinder gezeugt hatte.

Unabhängig von der Tatsache, ob Johannes Paul von dem über
Jahrzehnte umstrittenen Verhalten des Legionäre-Gründers wusste, gilt
er seinem Nachfolger Benedikt XVI. als würdig für eine Seligsprechung
und damit für die Verehrung in der zugehörigen Diözese. In einem
nächsten Schritt kann er nach der Anerkennung eines zweiten Wunders
durch die Heiligsprechung allen Katholiken weltweit als Vorbild
empfohlen werden.

Der polnische Papst gilt wegen seiner Unterstützung der
Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc noch heute als einer der
Wegbereiter des Mauerfalls. Als eher unbekannter Außenseiter 1978 auf
den Papstthron gewählt, setzte er sich für Frieden, Menschenrechte
sowie Dialog zwischen Kirchen und Religionen ein.

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Noch kurz vor seinem Tod am 2. April 2005 brach er einen seiner
zahlreichen Rekorde. Die Amtszeit des über Jahre von Alter und
Krankheit gezeichneten Papstes war damit die drittlängste in der
Kirchengeschichte. Als Mahner gegen den Krieg, der kurz vor seinem
Tod zum symbolischen Oberhaupt der Allianz gegen den Irak-Krieg
wurde, geriet er somit auch zum Sprecher linker Politiker. Bei seinem
gleichzeitigen Einsatz gegen Abtreibungsmittel, Ehescheidung und
Frauenpriestertum war das für viele überraschend.

Als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche der Neuzeit besuchte
Johannes Paul II. eine Moschee und eine Synagoge. Neben der tiefen
Spiritualität kennzeichnete ihn eine große Fähigkeiten zur
Kommunikation, mit der er Kontakt zu anderen Kirchen und Religionen
pflegte.

Nach den Terroranschlägen des 11. September erreichten die
Bemühungen Johannes Pauls II. für soziale Gerechtigkeit und Dialog
zwischen Glaubensgemeinschaften beim Weltgebetstreffen für den
Frieden in Assisi ihren Gipfel. Kardinal Joseph Ratzinger stand der
Initiative als Präfekt der Glaubenskongregation aus Sorge um eine
Vermischung der Religionen damals kritisch gegenüber. In diesem Jahr
wird er als Papst selbst an dem Gebetstreffen teilnehmen.

Johannes Paul II. führte die katholische Kirche konservativ und
zugleich vorsichtig reformerisch ins dritte Jahrtausend. Er war der
erste Nicht-Italiener auf dem Papstthron seit dem 16. Jahrhundert.
Als Kirchenführer verband er die polnische Volksfrömmigkeit seiner
Heimat mit Reformdenken in der Tradition des Zweiten Vatikanischen
Konzils. Mit Methoden der globalisierten Kommunikation scharte der
Papst, der knapp 100 Auslandsreisen unternahm, große Menschenmassen
bei um sich.

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Karol Wojtyla wurde am 18. Mai 1920 in Wadowice geboren. Die
Erinnerung an seine Kindheit im von Nationalsozialisten besetzten
Polen trug wesentlich dazu bei, dass er sich um Aussöhnung vor allem
mit den Juden bemühte.

Die Bemühungen des Papstes um Aussöhnung mit den Juden erreichten
beim Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem im
März 2000 ihren Höhepunkt. Dort drückte er «tiefste Trauer» über Hass
und Verfolgung aus, denen Juden durch Christen ausgesetzt gewesen
seien. Im Dialog mit den Protestanten kam es in der «Gemeinsamen
Erklärung zur Rechtfertigungslehre» 1999 zu einer Rücknahme der
gegenseitigen Lehrverurteilungen.

(Quelle: epd)

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