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Kritik an Jury: Mohammed-Karikaturist Westergaard erhält Leipziger Medienpreis

Eklat um den Leipziger Medienpreis: Die Ehrung des dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard ist auf scharfe Kritik gestoßen.

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Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi sagte nach Bekanntgabe der Preisträger am Freitag beim anschließenden ersten Leipziger Medienkongress, dass die Auszeichnung nicht gerechtfertigt sei, weil die Karikaturen Westergaards religiöse Gefühle verletzt hätten. Sie kündigte an, aus Protest nicht zu der Preisverleihung am Abend zu kommen. Der iranische Journalist und Regimekritiker Akbar Ganji verlies die Tagung.

Neben Westergaard erhalten den Leipziger Medienpreis in diesem Jahr auch die Journalisten Sayed Yaqub Ibrahimi aus Afghanistan und Assen Yordanov aus Bulgarien, wie die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig mitteilte. Alle drei eine «der Wille, allen Bedrohungen zum Trotz für eine freie Presse einzustehen», hieß es zur Begründung. Der Preis soll am Freitagabend im Beisein von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) überreicht werden.

Nach Angaben von Stiftungssprecher Mathias Lauke erklärte Ganji, der im Jahr 2007 selbst den Leipziger Medienpreises erhalten hatte, dass es für die Oppositionsbewegung im Iran «kontraproduktiv» sei, wenn er an einer Veranstaltung mit Westergaard teilnehme. Im Jahr 2000 war Ganji zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden, nachdem er in Deutschland eine Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung besucht hatte.

Lauke betonte, dass die Stiftung Westergaard nicht für einen Angriff auf den Islam ausgezeichnet habe. Im Vordergund stehe seine Haltung nach Erscheinen der Zeichnungen. Trotz Drohungen habe er zu den Karikaturen gestanden und sie nicht widerrufen, sagte Lauke. Die Preisverleihung werde wie geplant stattfinden.

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Westergaard zeichnete die 2005 in der dänischen Tageszeitung «Jyllands-Posten» erschienenen Mohammed-Karikaturen. Sie zeigen den islamischen Propheten mit einer Bombe im Turban und lösten weltweit teils gewalttätige Proteste aus.

Seit dem Abdruck der Karikaturen sei die Meinungsfreiheit in Dänemark auf dem Rückmarsch, sagte Westergaard am Freitag in Leipzig. Der Künstler hat sich inzwischen aus der Tageszeitung zurückgezogen und wird nach eigenen Angaben ständig von Personenschützern des dänischen Geheimdienstes begleitet. Westergaard wurde im vergangenen Monat in Potsdam bereits mit dem M100 Medienpreis geehrt.

Der Journalist Sayed Yaqub Ibrahimi veröffentlichte den Angaben zufolge in seiner afghanischen Heimat kritische Berichte über Machtmissbrauch sowie Waffen- und Drogenhandel. Wegen seiner Berichterstattung habe er Morddrohungen erhalten. Dennoch setze er sich weiter für freie Meinungsäußerung und Demokratie in seiner Heimat ein. «Ich hoffe, dass ich diesen Preis verdient habe», sagte Ibrahimi. Er nehme diesen im Namen aller afghanischen Journalisten an, die sich für Demokratie einsetzen.

Assen Yordanov deckte in seiner Heimatstadt Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste Umweltverbrechen, Korruption sowie Fälle von organisierter Kriminalität auf. Er habe deshalb mehrfach vor Gericht gestanden und sei Opfer körperlicher Gewalt geworden, hieß es. Das halte ihn jedoch nicht davon ab, weiter aufzuklären. Yordanov verknüpft mit dem Preis nach eigenen Worten die Hoffnung, dass sich die Chancen für Meinungsfreiheit in Bulgarien vergrößern.

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Der «Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien» wird seit 2001 von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig an Journalisten, Verleger und Medieninstitutionen verliehen, die sich mit besonders viel Engagement und Mut für die Pressefreiheit einsetzen. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert.

Im vergangenen Jahr wurde unter anderen der Italiener Roberto Saviano für seine Enthüllungsgeschichten über die Mafia geehrt. Frühere Preisträger sind die ermordete russische Journalistin Anna Politkowskaja, der US-amerikanische Enthüllungsjournalist Seymour Hersh und der langjährige epd-Medien-Redakteur Volker Lilienthal.

(Quelle: epd)

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