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„Mit der Hamas reden“: Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll sorgt für Sprengstoff

Die Bundeskanzlerin schreitet ein, und der württembergische Landesrabbiner geht auf die Straße: Unter dem Titel "Partner für den Frieden – Mit Hamas und Fatah reden" hatte die Evangelische Akademie in Bad Boll bei Stuttgart zu einer Tagung eingeladen. Auch Vertreter der Hamas sollten am Gespräch teilnehmen. Ein Welle öffentlicher Empörung schlug den Organisatoren entgegen.

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 Kann eine kirchliche Einrichtung der palästinensischen Hamas, die auf der Terrorliste der EU und der USA steht, eine Dialogplattform bieten? Ja, sagte Muriel Asseburg, von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Es sei wichtig, sich von Rede- und Kontaktverboten zu verabschieden, betonte die Nahost-Expertin auf der Tagung, die von Freitag bis Sonntag stattfand. Man müsse auch unbequeme Akteure wie die Hamas politisch einbinden.

 Auch Harald Leibrecht (FDP), Entwicklungspolitischer Sprecher des Bundestages sagte, die Kraft der Hamas in den palästinensischen Autonomiegebieten könne man nicht wegdiskutieren. Deshalb sei es wichtig, die Bewegung auch politisch einzubeziehen und einen Schritt auf sie zuzugehen. Der Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich (CDU) dagegen betonte, die Hamas müsse zuerst den internationalen Friedensplan und damit das Existenzrecht Israels anerkennen, bevor man mit ihr in einen öffentlichen Dialog tritt.

 Stefan Herrmann, Schuldekan und Mitglied der Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg appellierte an die besondere Verantwortung, die Deutschland gegenüber dem Volk Israel nach dem Holocaust habe. Deshalb sei auch Achtsamkeit geboten bei einem öffentlichen Dialog mit Vertretern, die das Existenzrecht des Volkes Israels bestreiten.

 Schon im Vorfeld der Tagung gab es öffentlichen Protest gegen die Bereitschaft der Evangelischen Akademie mit der Hamas zu reden. Besonders umstritten war die Einladung eines Vertreters der radikalislamischen Hamas-Bewegung, Gesundheitsminister Basem Naim durch die Akademie.

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 Auch nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Hamas-Politiker die Einreise verweigert hatte, fand zu Beginn der Tagung eine Demonstration von Israelfreunden in Bad Boll statt. Unter den Demonstranten war auch der württembergische Landesrabbiner Netanel Wurmser, der die Evangelische Akademie scharf kritisierte. Mit ihrem Seminar unterstütze die Akademie antijüdische Ressentiments.

 Akademiedirektor Joachim L. Beck sagte dem epd, er sei über die Heftigkeit der Reaktionen erschrocken. Seiner Einschätzung nach ist Frieden nie gegen, sondern immer nur miteinander möglich. Wolle man den Frieden voranbringen müsse man mit allen Akteuren reden – auch mit der Hamas, betonte Beck.

 Auch der württembergische Landesbischof Frank Otfried July nahm die Akademietagung in Schutz. Sie sei vom Willen getragen, aus einer Haltung der Verbundenheit mit Israel und der Friedenssehnsucht für alle Menschen im Nahen Osten Wege aus einer Sackgasse zu suchen.

 Schlussendlich konnte die Tagung doch stattfinden, aber Zündstoff gab es auch hier. Referenten und Politiker wurden vom Publikum attackiert, die Emotionen kochten hoch. Ein weiteres Mal zeigte sich, wie sensibel das Thema des Nahost-Konflikts gerade in Deutschland ist. Es brauche mit Sicherheit noch weitere Tagungen dazu, war das Fazit Becks.

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(Quelle: epd)

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